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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
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bei H o fe bin, h a be ich ständig gehört, was der König seinen Günstlingen a lles nicht durchgehen läßt. Aber hat er nicht m eine Partei ergriffen, als ich diesen Narren N e m ours vor allen lächerlich ge m acht habe, königliches Blut hin oder her? Und da m als behauptete jeder, der K önig halte nichts höher als fürstliche Abstammung. Und dann lag m i r jeder in den Ohren, ich solle doch keusch wie ein Mönch leben, weil der König bei seinen Günstlingen keine Mätressen dulde. Und was ist geschehen? Jeder weiß von m i r und Marion de Lor m e.«
    »Ja«, unterbrach de Thou ärgerlich, »jeder weiß es. Es ließ sich auch nicht ver m eiden, nachdem Ihr jede Nacht vom Feldlager aus nach Paris zurückgeritten seid und dann m org e ns wie ein Gespenst aussaht.«
    Cinq Mars m achte eine wegwerfende Handbewegung. »Was ich sagen will, Auguste, i s t, daß ich e b en kein Gün s tling wie je d er andere bin. Mich liebt der König.«
    De Thou sah ihn an und dachte, daß der letzte Satz bei jedem anderen unerträglich eitel geklungen hätte. Doch es gehörte zu Cinq Mars’ Char m e, daß es bei ihm nur eine schlichte Feststellung war, über deren An m aßung er nic h t weiter nachdachte.
    »Ja«, sagte er langsa m , »aber das Kom m ando über den Konvoi hat er Euch dennoch nicht anvertraut.«
    Schlagartig verdunkelte sich Cinq Mars’ Gesicht. Bei der Belagerung von A r ras hatte er um das Kommando über einen Konvoi gebeten, der die Aufgabe hatte, in regel m äßigen Abständen insgesa m t siebe n tause n d Karren Munition f ür die f ra n z ö sischen M ö rser und Kanonen nach Arras zu bringen. Da die Agenten des Kardinals einige spanische Depeschen abgefangen hatten, wußte m an i m französischen Lager, daß die Spanier die Absicht hatten, diesen Konvoi zu überfallen und sich die Munition zu verschaffen. Cinq M a rs, d e m nicht verborgen geblieben war, daß m an ihn bei Hof nur als eine Art Spielzeug d es Königs ansah, wollte dem König und d e m Kardinal den Irrtum dieser Einschätzung bew e isen und sah in der Eskortierung des Konvois die ideale Möglichkeit dazu.
    Zu seiner Ü berraschung hatte der König, der ihm bisher noch nie etwas verweigert hatte, nicht ja und nicht nein gesagt und ihn an den Kardinal weiterverwiesen. Der Kar d inal wiederum hatte ihm vorgeschlagen, statt dessen das Kom ma ndo über eintausendvierhundert junge adlige Freiwillige zu überne h m en, die sich zur Befreiung der Stadt Arras ge m eldet hatten. Cinq Mars war begeistert gewesen. Er hatte seinem Corps den Na m en »Die Unsterblichen« verliehen und war m it ihnen gen Arras gezogen, nur um festzustellen, daß die Prinzen von Geblüt, die sich unter den Freiwilligen befanden, sich weigerten, sei n e Befehle entgegen z uneh m en. Besonders der junge Herzog von Enghien, Sohn des Fürsten Condé, schien zu glauben, daß in W i rklichkeit er das Kommando innehatte. Um das Maß vollzu m achen, hatte, als es endlich zu einer Konfrontation m it den Spaniern ka m , die erste spa n ische Kugel sein Pferd getr o ffen. Das Geläc h ter der Soldate n , als er sich aus dem S t aub aufrappelte, gellte Cinq Mars noch jetzt in den Ohren.
    »Ich hätte da m als gekämpft, und nie m and hätte es dann noch gewagt, zu lachen«, sagte er in Eri n nerung an diesen Tag zu de Thou. Doch Enghien, dieser arrogante Dre c kskerl, hatte ihm barsch erklärt, genug sei genug, er würde vor dem König nicht die Verantwortung für den Tod seines Lieblings überneh m en, und ihn m it Gewalt aus der Frontlinie entfernen lassen.
    Als die B e richte üb e r di e er f olg r ei c he Militära k tion in d e r Gazette erschienen, war Cinq Mars endg ü ltig d avon ü berzeu g t , daß es sich um eine Verschwörung gegen ihn gehandelt hatte. Er wußte, daß entweder der König oder der Kardi n al diese Artikel verfaßten, und in keinem einzigen wurde er auch n u r erwähnt. Statt dessen wurde das Kom m ando über die »Unsterblichen« einfach Enghien zugeschrieben. Cinq Mars hatte dem König erklärt, er warte auf eine öffentliche W i edergu t machung, und bis diese erfolge, m üs s e er, der König, auf die Gesellschaft von Henri d’Effia t , Marquis de C i nq Mars, verzichten.
    Er hatte nic h t da m it g e r e chnet, d aß n ach diesem Ulti m atum Monate ohne ein Wort des Königs verstreichen würden, und war, auch wenn er sich gegenüber seinen Freund e n und Anhängern nichts an m erken lassen wollte, langsam beunruhigt.
    » W enn Ihr m ich fragt, Henri«,
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