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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
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rlich. Ich verschwende nicht gerne Z eit.« Dann glitten ihre Gesichtszü g e wied e r in die reglose Maskenhaftigkeit z u rück, die sie während des gesa m ten Gespräches beibehalten hatte. Langsam beg a nn die Erleichterung sich in Charlotte be m erkbar zu m achen. Ihre K nie zitterten, und sie fragte sich, ob der W eg zum Hau s hof m eister an der Küche vorbeiführte.
     
    Marie de V i gnerot sah flüchtig auf die italienische Uhr, als das Mädchen gegangen war. Sie hatte für das Gespräch nicht länger gebraucht als erwartet, ei n e Viertelstunde. Das war gut, denn ein Bote der Marq u i s e de Ra m bouillet hatte d ie Nachric h t gebracht, C orneille sei in der Stadt und werde heute a b end nach de m E m pfang der Königin im Salon der Marquise sein neues Stück vorlesen.
    Sie seufzte und m achte sich an die Haushaltsabrechnungen. In ein paar Tagen würde ihr Onkel z u rüc k kehren, und dann wollte sie soviel Zeit wie m öglich für ihn hab e n. Doch heute war kein guter Tag, sie spürte e s . Ein Kurier hatte auch einen Brief von Margot gebracht, und sie erkannte die Anzeichen darin nur allzugut. Sie hatte erwartet, Margot nicht vor der Hochzeit i h rer Cousine Claire Clemence im Januar wiederzusehen, aber nun schien es, als sei es nötig, sie vorher einzuladen. Sie war sich nicht siche r , wie sie sich bei dieser Aussicht fühlte, und wandte sich statt dessen noch ein m al in Gedanken dem Mädchen z u , das sie g er ade eing e st e llt h atte.
    Die Herzogin von Elbeuf hatte zu ihren Feindinnen gehört, als sie noch Hofda m e bei der Königin m utt e r gewesen war, und nach alle m , was Marie gesehen hatte, handelte es sich bei Annette d’ E lbeuf u m eine M i niaturausgabe ihrer M u tter, um ein verzogenes Balg. Als der Fürst Condé sich entschieden hatte, die Verlobung seines Sohnes m it dem Mädchen zu lösen und statt dessen eine Verbindung m it der F a m ilie des Kardinals einzugehen, hatte M arie keine Se k unde des Mitleids an die d’Elbeuf verschwendet. Sie machte sich höchstens Sorgen um ihre kleine Cousine, die m it zwölf noch viel zu jung war, um ab dem nächsten J a nuar in ei ne r Fa m ilie zu leben, d i e im Rang gleich nach der königlichen F a m ilie k a m und das auch jeden spüren ließ.
    »Aber natürlich m uß man sich über Eure Manieren nicht wundern«, hörte sie die Herzogin in G edanken sagen. » W ar Euer Urgroßvater nicht ein einfacher Advokat aus dem Poitou ? «
    Der Tag der Geprellten lag zehn Jah r e z u rück, aber s i e hatte keine Sekunde dieser entsetzlichen Stunden vergessen.
    Dennoch hätte s i e das Mädchen nicht ein g estellt, n u r weil die d’Elbeuf sie entlassen hatte. A b er Verschwiegenheit und Standfestigkeit bei Do m estiken waren sel t en, und wenn sie glaubte, diese Eigenschaften bei je m a ndem g e funden zu haben, ließ sie ihn nicht so schnell gehen.
     
    »An Eurer Stelle, Henri«, sagte Auguste de Thou ernst, »würde ich m ir all m ählich Sorgen machen.«
    Henri de Cinq Mars lachte spöttisch. » W aru m ? Nur weil der König ein wenig l ä nger sch m ollt a l s son s t?«
    Die beiden jungen Männer standen in einem Erker der Großen Galerie des Louvre. Es war de Thou, der vorgeschlagen hatte, den E m pfang der Königin zu besuchen, um a uf diese W e ise wenigstens d e m in Paris ve r bliebe n en Hof deutlich zu m achen, daß Cinq Mars, auch wenn er sich nicht an der Seite des Königs befand, wo er nach Meinung seiner Freunde hingehörte, b e i weitem nicht in Ungnade gefallen war.
    »Im übrigen«, fuhr Cinq Mars fort und strich sich die hellbraunen Locken zurück, die i h m ins Gesicht gefallen waren, »ist es an ih m , sich zu entschuldigen.«
    Selbst unter den für d e n E m pfang aufgeputzten Hofleuten wirkte er wie ein seltener Paradiesvogel. Er t r ug sein Haar lang wie alle anderen, doch er verzichtete auf den üb l ichen Spitzenkragen, in dem die Gesichter gewöhnlich ertranken. Das gelbe Wa m s m it d e n zahlreichen dünnen roten und blauen Bänd e rn lag so eng an, wie es nur möglich war, und zeigte, daß Cinq Mars es nicht nötig hatte, m i t Polstern b r e it e re Schult e rn vorzut ä uschen oder eine m angelhafte Figur durch breite Schärpen oder r i e s ige Pluder h osen zu kaschiere n . Cinq Mars sah aus wie ein junger griechischer G ott, und er wußte es. De Thou schüttelte den Kopf. »Ihr seid wahnsinnig«, sagte er leise. Sein Freund schlug ihm auf die S c hulter. »Auguste, seid doch kein solcher Sc h warzsehe r ! Seit ich
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