Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
den Freunden ihres Onkels gehört, lange ehe dieser Kardinal und Erster Minister geworden war, al s o schul d ete sie ihm die Beac h t u ng und Höflichkeit, die dem Sohn ei nes alten Freundes der Fa m ilie zuka m .
    Da sie annah m , daß je m and m it dem e m pfindlichen Stolz eines Cinq Mars k eine Zeugen bei sei n em Bittgang sc h ätzte, be f ahl sie der neuen Zofe, stehenzubleiben und zu warten, als er s i e in ei n en ruhigen Gang zog.
    Cinq Mars lächelte, als sie dies t a t. Unnahbar, wie? dachte er. W i r werden sehen. Er betrachtete sie v o n der Seite, während er neben ihr den sch m alen Gang hinunterging. Kein W under, daß m an sie »die Eisprinzessin« nannte, es paßte zu ihrer weißen Haut und der ruhigen, distanzierten Miene. Eigentlich war sie etwas zu sc h l ank für seinen Gesch m ack, ganz anders als Marion, deren üppige Schönheit angeblich den Maler Rubens, als er wegen seiner Ge m älderei h e für die Königinmutter hier gewesen war, dazu angeregt hatte, sie zu bitten, ihm nackt Mod e ll zu stehen. Zu m i ndest hatte Ma r i o n ihm das erzä h lt, oh n e jedoch zu verr a ten, ob sie eingewilli g t hatte. »Ich war noch sehr jung« war alles, was sie d a zu sagte. Nicht daß er eifersüchtig gewesen wäre, genausowenig, wie es ihm Gewissensbisse verursachte, M arion jetzt zu betrügen. Er fragte sich, wie diese h i er wo h l aussah, wenn sie alle H emmungen ver l or. Nun, er würde es bald herausfinden. Als sie an einer Nische vorbeika m en, entschied er, daß sie weit genug entfernt waren.
    »Mada m e«, sagte er, »w enn Ihr w üßtet, wie lange ich a u f diesen Augenblick gewartet habe. W enn Ihr ahntet, was es für m i ch bedeutet, hier neben Euch zu stehen, nah genug, um Euren Atem zu spüren, Eure Wär m e, Euren zarten Duft…«
    Er hatte beschlossen, m it dem angeneh m en Teil anzufangen, da es unhöflich erschienen wäre, erst vom Geschäft und dann, gleichsam als Bedingung, von Liebe zu sprechen. Seine Taktik schien die richtige zu sein, denn er erkannte aufrichtige Verwirrung auf den Zügen der Herzogin. Dann trat sie einen Schritt von ihm zurück.
    »Monsieur«, unterbrach sie, »ich w e iß nicht, ob ich Euch recht verstehe. Aber wenn d e m so sein sollte, dann bedauere ich, Euch sagen zu m üssen, daß ich m i ch entschlos s en habe, nie wieder zu heiraten…«
    Jetzt war es an ih m , verwirrt zu sein. »Aber wer spricht denn von Ehe ? « sagte er und lachte kurz auf. »Seid versichert, m ein Engel, ich weiß, daß die Ehe der Tod der Liebe ist. Man braucht nur den König und die Königin zu beobachten, um das zu wissen. Ich…«, jäh zog er sie an s ich, »ich liebe E uch!«
    Es m ußte sich um einen Albtraum handeln, eine böse Nachwirkung der vergan g enen durc h wachten Nacht. Marie war im ersten Mo m ent zu fassungslos, um sich zu wehren, und begriff erst, daß er es ernst m einte, als er seine L i p pen auf die ihren p reßt e . He f tig m a chte s i e sich los. »Ihr vergeßt Euch, Monsie u r!« s tieß sie hervor. Sie wandte sich um und spürte immer noch m ehr Überraschung als Sch m erz, als er ihren Arm ergriff, gewaltsam festhielt und sie zurückzog.
    »Grausa m e!« sagte er.
    Sie entsc h ied, daß es an der Zeit war, die höfische Sprache fallenzulassen. » W ir befind e n uns nicht in einem von Monsieur d’Urfes Ro m anen«, sagte sie eisig und versuchte erneut vergeblich, sich zu befreien. » L aßt m i ch los, oder…«
    »Oder was?« unterbrach er sie h ö hnisch. Er at m ete heftiger; ihr W i derstand erregte ihn. »Ihr wer d et schreie n ? Schreit ru hi g. Hier hört Euch nie m and, außer ein paar Do m estiken vielleicht, und die werden sich hüten, den Favoriten des Königs bei sei n en pri v aten Vergnügungen zu belästigen.«
    D a m it hatte er recht. E s war ihr auch noch aus einem anderen Grund nicht m öglich, zu schreien. S ollte sie doch je m and hören, der den Mut hatte, sich m it Cinq Mars anzulegen, würde sie am nächsten Morgen das Gespött des ganzen Hofes sein. Sie m achte sich keine Illusionen, sie wußte nur zu genau, in welc h er Form die Geschic h te die Runde m achen würde. Die H e rzogin von Aiguillon in Cinq Mars’ A r m en überrascht…
    »Oder ich werde Euch so zurichten, daß der König einen weiteren Monat auf Eure Gesellschaft ver z ichten m uß«, erwiderte sie kurz entschlossen und schlug ihm ins Gesicht, nicht m it der geöffneten Handfläche, sondern m it ihren Näge l n, wie es eine ihrer K atzen getan hätte. Er fuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher