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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
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Schweigephasen eingetreten ? «
    Ihre Selbstbeherrschung brach zusammen. Irgend je m and mußte für all das büßen, was sich seit dem Septe m beranfang in ihr aufgestaut hatte, und Margot eignete sich hervorragend dafür; sie hatte es verdient. Marie ging schweigend zu i h r und schlug ihr m it all e r Kraft, zu der sie i m stan d e war, ins G esic h t.
    »Du liebst es, wenn ich wütend bin?« sagte s i e, als sie noch ein m al zuschlug. »Du sollst m i ch wütend s e hen. Aber du bist ja hierhergekom m en, um ihn sterben zu sehen, nicht wahr, wenn nicht auf die eine, dann auf die andere W eise! Gott, wenn ich daran denke, daß ich m i ch deinetwegen zu einer Handla n gerin d i eser arroga n t en Frau erniedrigt habe… Du hättest es ver d ient, verbannt zu werden, Margot, du hättest es verdient, in der Bastille zu sein!«
    Margot hatte keine Anstalten ge m acht, s i ch zu wehren. Durch die Schläge hatte sich ihre kunstvolle F r isur etwas gelöst, und das rote Haar fiel i h r auf einer Seite in den Nacken. Maries Hand brannte; sie hielt inne und sagte m üde: » W aru m , Margot? Haßt du ihn so sehr ? «
    »Marie«, entgegnete Margot, und i h re Stim m e klang rauh, »du bist blind. Ich habe es nicht seinetw e gen getan, sondern deinetwegen. Es ist so einfach, dich zu lieben, und du m erkst es nicht ein m al. W eißt du eigentlich, daß der Tag, an dem sie dich verheiratet haben, der schlim m ste in m einem Leben wa r ? Und als i c h m erkte, wie d e ine Ehe aussah, war ich froh, froh, froh.«
    Sie ergriff Marie bei den Schult e rn. »Der Tod von Puylaurens war m ir gleich g ültig, ab e r daß du m it deiner Bli n dheit dem Mann dort oben dein Leben wid m est, das w e rde ich ihm nie verzeihen. Und dann, als du dich endlich genügend von ihm frei m achst, um die Augen zu öffn e n, siehst du immer noch nicht m i ch, sondern einen völlig Fre m den!«
    Marie rührte sich nicht. Endlich sagte sie: »Sprich m i r nicht von Liebe, Margot. Ich weiß nicht, was e s ist, dieses gegenseitige Zer f leischen, aber es ist nicht Liebe, und ich habe es satt. Du verstehst es nicht, er hat es nicht verstanden, dabei ist es so einfach, was m ic h und unseren Onkel aneinander bindet. Er hat nie versucht, m ich zu ändern, er nim m t m i ch s o an, wie i c h bin; ich habe nie versucht, ihn zu verändern. Das ist Liebe, Margot.«
     
    Jetzt, da m an sich überall erzählte, daß der Kardinal im Sterben lag, riß d e r Str o m der Besucher nicht m e hr ab. »Ich habe den leisen Verdacht«, sa gt e Richelieu zu Marie, »daß sie einfach sichergehen wollen. Seit dem Tag der Geprellten traut m ir nie m and m ehr zu, die Bühne tatsächlich zu verlassen.«
    »Sollten s ie Euch denn t r auen, Mons e igneu r ?«
    »Ich erkenne m ein Stichwort, wenn ich es höre. Ah, ma nièce, ich werde das T heater ver m issen. Ich fand es im m er einfacher und leichter als das L eben.«
    Sie verließ ihn nicht m ehr. »Schl a flosigkeit m uß erblich sein«, sagte sie, als er sie danach fragt e , und ließ frisches Wasser bringen, um ihm die Stirn abzutupfen. Als m an den König ankündigte, bestand er darauf, ihn sitzend und in vollem Ornat zu e m pfangen, also sorgte sie dafür, daß er noch ein m al die m akellose Fassade des Ersten Ministers errichten konnte.
    Louis hatte einige Musketiere m it g ebrac h t, aber er entließ sie, nachdem er seinem Er s t en M i ni s t er als Z eichen seiner Huld eige n händig ein Ei, was allge m ein als Uni v ers a lh e ilmittel galt, verabr e i c h t hatte. »Ihr dürft Euch ebe n falls z u r ü ckziehen, M ada m e.«
    Er war erstaunt über d ie Reaktion der Herz o gin von Aiguillo n . Zwar hatte er im m er den Verdac h t g e hegt, daß jeder ihn haßte, aber seit s eine M utt e r das L a nd verla s sen hatte, war Louis nicht m ehr einer so offenen Feindseligkeit begegnet, wie die Nichte des Kardinals sie jet z t z e i g te.
    »Ich halte das nicht für angebracht, Sire.«
    Es war so ungewohnt, derartiges von einem Untertanen zu hören, daß er im ersten Mo m ent nicht wuß t e, wie er darauf reagieren sollte.
    »Es ist gut, Marie«, sagte der Kardinal. Daraufhin erhob sie sich und ging.
    Als der König und sein Erster Minister allein waren, m u r m elte Louis: »I h r habt Glück m it Eurer Fa m ilie, mon cousin.«
    Der Kardinal erwiderte nichts. Er h atte seine o f fizielle Ab s chiedsrede bereits gehalten, vor den Musketieren. Indem ich von Eurer Majestät Abschied nehme, habe ich den Trost, Euch das
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