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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
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verändert, Monseigneur, Ihr seid hin f ällig g e worden. I h r solltet Euch ö f ter an der See au f halt e n. In La Rochelle wart Ihr noch fähig, zu stehen.«
    »La Rochelle.«
    »Ja. W o Ihr m ein Leben und alles, was m i r etwas bedeutete, vernichtet habt. Nun verratet m i r, Monseigneur, wie rächt m an sich für so etwas? Ein einfacher Mord genügt nicht. Ich hätte Euch ver m utlich schon öfter töten können. Aber der unbeweinte Monsieur le Grand und seine Freunde boten m i r die Möglichkeit, Euch außerdem noch zu demonstrieren, wie hohl und zerbrechlich das ist, wofür Ihr m eine Frau und m ein Kind u m geb r acht habt: E uer König und Euer Staat. Nur genügt das natürlich i mm e r noch nicht. Selbst Ihr werdet inzwischen be m erkt haben, daß ein Staat keinen Menschen ersetzt.«
    Die schwarzen Augen bewegten sich zur Tür und wieder zu ihm zurück.
    »Marie.«
    »Ja. Marie. Es wird Euch er s t aunen, Monsei g neur, aber ich m uß der ein z ige Eurer Geg n er sein, d e r Marie n ic h t für Eure Mätr e sse hält. Obwohl die drei Frauen, m it denen m an Euren Na m en in Zusam m enhang bringt, einiges über E uch aussagen. Die beiden Königinnen da ist die Attraktion off e nsichtlich. Und Eure Nichte das wäre d e r r e inste Nar z iß m us. Nur hätte es alles verdorben, nicht wahr? Seht Ihr, ich hatte Zeit, Euch und Männer wie Euch zu studieren. Ihr seid nicht einzigartig auf der W elt, Monseigneur. Männer wie Ihr haben einen schwachen Punkt. Sie brauchen etwas in ihrem Leben, irgend je m anden, den sie zwischen sich und das G rauen, das sie selbst angericht e t haben, schieben können. Ein Schild gegen die Dunkelheit. Je m and, von dem sie sagen können: Diese eine Liebe ist unberührt von all dem Chaos. Von der Macht und der Gier.«
    Der Kardinal bewegte sich etwas. »An Eurer Stelle würde ich vorsichtig sein, Monseigneur. Die Kli n ge ist scharf, und Ihr hofft doch noch im m er darau f , daß ein e r Eu r er Gardi s ten z u f ällig d as Zimmer bet r itt.«
    »Ist Euch je in den S inn gekom m e n«, sagte Richelieu leise, »daß Ihr die Bedeutung, die mein Leben für m i ch hat, überschätzt? Ich bin für das, was ich in die W ege geleitet habe, nicht m ehr nötig. Um m i ch zu vernichten, hättet Ihr Mazarin töten m ü s sen.«
    Paul achtete darauf, sich nicht von dem aufkommenden Triu m phge f ühl übe rw ältigen zu lassen. D e r Kardinal w a r auf Aus f lüchte r eduziert; es begann schon zu wirken.
    »Nicht schlecht, Monseigneur. Es klingt sehr glaubhaft, nur ist es nicht die Wahrheit. Ihr habt Euch in den letzten Monaten sehr stark darum b e m ü ht, am Leb e n zu bleiben, aber das w ar natürlich, als Ihr Eure W a ffe gegen die Dunkelhe i t noch hattet. Marie. N un, was glaubt Ihr, Monseigneur, wie ich hier hereingekom m en bin, an Euren Wachen vorbei, und woher ich m it Sicherheit wußte, daß Ihr allein seid? Ich hätte sie töten können, wißt Ihr. Aber das wäre nicht das gleic h e ge w esen, wie si e Euch wegzuneh m en. Schweigt, ich weiß, was Ihr jetzt sagen wollt. Ihr glaubt, daß ich lüge. Aber der Zweifel hat schon begonnen, in Euch W u r zeln zu schlagen. Denkt an das ganze letzte Jahr. Sie verhei m licht E uch Dinge. Sie lügt Euch an. Ihr wißt, wie klug sie ist, w i e sie sich all die Ja h re um Eure Sicherh e it be m üht hat, und doch läßt sie jemanden wie m i ch zu Euch? Man kann viel ertragen, nicht wahr, M onseigneur, aber diese Art von Verrat n i cht. U n d sie hat E u ch verraten. Was für ein Gedanke, um d a m it in den Tod zu gehen.«
    Er kniete seitlich zur Tür, den Blick auf den Ka r dinal gerichtet und ganz auf ihn konzentriert, aber er hörte m it der Übung langer Jahre, wie sie sich öffnete. Ein schwac h er Luftstrom wehte herein, und er wußte auch, wer dort stand. Der schwache Geruch nach Ka m elien. Natürlich.
    »Marie Mariolle«, sagte er. » N och einen Augenblick, m ein Schatz.«
    »Nein«, erwiderte sie, »Marie la Mort. Steh auf.«
    Paul schaute zu ihr hinüber, ohne seinen Dolch von der Kehle des Kardinals zu neh m en. Die Hand, m it der sie die Pistole auf ihn richtete, zitt e rte nicht.
    »Eine zie m lich überflü s sige Ge s t e. Erstens bezweif l e ich, daß du schießen würdest, und zweitens, daß du triffst, f alls du es doch tust. Man braucht Übung dazu, Marie.«
    »Ich bin geübt. Ich bin auch geübt darin, zu töten, das weißt du. Jet z t steh a uf .«
    Weiß wie S chnee, rot w i e Blut, schwarz wie Ebenholz. W ie schade, sie
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