Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
seines.«
    Er hatte die Decke zur ü ckgeschla g en. In seiner linken Hand ruhte die Pistole, m it der er s eit der Er m ordung Concinis schlief. Er schob sie an ihren Platz unter die Kissen zurück. Marie war noch nicht bereit, darüber zu sprechen.
    »Es geht Euch gut, Monseigneur?«
    »Den Verhältnissen entsprechend, m a nièce.«
    »Dann werde ich jetzt zu Bett g e hen. Es«, die Erschöpfung überfiel sie plötzlich, ihre Knie wurden weich, und sie mußte sich an dem Pfosten der bettartigen Sänfte festhalten, die m an jetzt ständig im Arbeits z i m m er ihres Onkels au f g e stellt hatte, »es wird heute nacht nichts m ehr geschehen, nicht wahr?«
    Und die vertra u te Stim m e ihres Onkels antw o rt e te ih r : »Es wird nichts geschehen, ma nièce.«
     

37. KAPITEL
     
    Seit der Aufdeckung der Verschwörung hatten der König und sein Erster Minister nur noch durch Boten oder sc h ri f tlich m it e inander verkehrt. Louis war inzwischen daran gewöhnt, daß Chavigny oder Sublet de Noyers ihn mit der g l eichen m orgendlichen Regel m äßigkeit begrüßten wie sein K a m m erh e rr. Aber das, was ihm Chavigny an diesem Morgen in Saint-Ger m ain vorlas, riß ihn völlig aus der Lethar g i e, in die er verfallen war, seit er d as Todesurteil für Cinq Mars unterzeichnet hatte.
    »… daher wird Seine Majestät der König«, trug Chavigny unbewegt vor, »schriftlich bestätigen, daß er nie m a l s die folgenden Gebiete aufgeben wird: L o thrin g en, Arras, Hesdin, Bapau m e, Perpignan, Breisach und Pinerolo. Außer d e m , daß er weder die S ache seines Neffen Charles von Savoyen noch seine d erzeiti g en Verbündeten, ob protestantisch oder katholi s ch, im Stich lassen wird. Zusätzlich, um eine weitere Beeinflussung des Urteilsver m ögens Seiner Maje s t ät in politi s chen Fragen u n möglich zu m achen, wird er d i e noch in seiner U m gebung verblie b enen Freunde des verstorbenen Großkämm e rers entfernen, einschl i eßlich des Haupt m anns der Musketi e re, Ch a rles de Tre v ille. S o ll t e der König diese Maßnah m en nicht treffen, sieht der Erste Minister sich gezwungen, zurückzutreten.«
    Das war ungeheuerlich. In all den J ahren hatte Richelieu s o rgfältig darauf geachtet, den König zu einer gottähnlichen Majestät zu erhöhen, und jetzt verlan g t e er eine de rart öffentlic h e De m ütigung? Louis wandte sich wortlos von Chavigny ab und brach zur Jagd auf. Grotesk, dachte er, während er seinem Pferd wüt e nd die Sporen gab, läch e rlich. Rücktritt? S oll e r doch zurücktreten. Ich bin froh, wenn er zurücktritt. Wenn er sich einbilde t , ich weiß nicht a ll e in, wie m an Politik betreibt…
    Als die Jagd zu Ende war, hatte sich sein Zorn immer noch nicht gelegt. Er hatte dem Staat seinen besten Freund geopfert, ganz zu schweigen v on seiner Fa m ilie, und Richelieu tra u te ihm nicht ein m al m ehr zu, G e biete zu behalten. Und d i e Forderu n g, Treville zu entla s sen, war schlichtweg eine Unverschä m theit.
    Doch das, was ihm verboten hatte, Cinq Mars zu begnadigen, teilte ihm in einer Stim m e, die verdächtig wie die des Kardinals klang, m it, daß Treville ganz offenbar zu m i nd e st von der Absicht, Richelieu zu er m orden, gewußt und sie begünstigt hatte. Und nach dem, was in dem Prozeß gegen Cinq Mars und de Thou zur Sprache gekom m en war, konnte m an es dem Kardinal nicht verdenken, wenn sein Vertrauen in die Königliche Majestät… gesunken war.
    Chavigny wartete. Er schien sich all die Stunden nicht vom Fleck gerührt zu haben, als hätte er gewußt, daß Louis ihm schließlich doch antworten w ürde.
    »Ich habe«, sagte Louis, und die Kehle wurde ihm eng, » m ein e m Cousin, dem Kardinal de Richelieu, nichts zu sagen, es sei denn, etwas, was er nur allzugut weiß. Es kann keine R ede davon sein, daß ich sei n en Rücktritt wü n sche. Ich a k zeptiere all s eine Vorsc h läge und verspreche ihm außerdem, daß i c h jedes Geheimnis unverbrüchlich hüten werde, das ich nach seinem W i llen hüten soll.«
     
    Mehr und mehr Verwandte fanden sich in diesen W ochen i m Palais Cardinal ein. Marie war nicht überrascht, daß auch Margot und ihr G e m ahl erschienen. Sie begrüßte s i e, wie sie alle Mitglieder der Fa m ilie begr ü ßte, m achte aber kei n e Anstalten, Margot a llein zu sprechen, bis ihre Cousine sie schließlich eines Abends in ihren Räu m en aufsuchte.
    » W as ist l o s?« f ragte Margot. » S ind wir wieder in eine deiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher