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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin
Autoren: Andrea Pickens
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deutete eine Verbeugung an. »Ich habe gelernt, dass man in diesem Geschäft beweglich bleiben muss. Und pragmatisch. Möglicherweise verlassen alle Merlins irgendwann das Nest.« Er wandte sich an Sofia. »Ich wünsche Ihnen Glück.«
    »Vielen Dank, Sir!« Sie hatte eine Liebe gefunden, sie hatte ihre Familie gefunden, sie hatte sich selbst gefunden. Nur beim Gedanken an die Trennung von der Akademie empfand sie ein Gefühl des Verlusts. Den Schmutz und die Gefahren musste sie hinter sich lassen, jetzt wo sie ihren angemessenen Platz in der Gesellschaft einnahm. Es schien undenkbar, dass die beiden Welten jemals nebeneinander existieren konnten.
    Sterling ging zu Lynsley und schüttelte ihm die Hand. »Bitte verzeihen Sie mir, Thomas«, sagte er und wischte eine Träne fort. »Scheint so, als hätte ich mich auf meine alten Tage in eine Gießkanne verwandelt ... Gestatten Sie, dass ich mich bedanke, weil Sie mich aus der Trauer um den Verlust eines Großkindes erlöst und das verloren geglaubte Kind in mein Leben zurückgebracht haben.«
    »Henry, ich bin nicht der Allmächtige, nur ein bescheidener Diener der Regierung. Aber ich schätze mich glücklich, dass ich Ihnen in gewisser Hinsicht nützlich sein konnte.« Der Marquis warf Osborne einen ironischen Blick zu. »Um die Wahrheit zu sagen - eigentlich sollte ich böse sein. Ich kann es nur schwer verkraften, einen solch ausgezeichneten Merlin zu verlieren, während Napoleon unaufhaltsam nach Moskau marschiert.« Er stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Aber die Liebe siegt über alles.«
    Der Herzog lachte.
    Sofia drehte sich weg, spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Der Marquis entsprach in so vieler Hinsicht dem Vater, den sie niemals gekannt hatte. Es tat ihr unendlich leid, ihn enttäuschen zu müssen.
    Man musste Lynsley zugute halten, dass er seine Enttäuschung nicht zur Schau stellte. Im Gegenteil, er hatte sogar recht vergnügt geklungen, als er sich nach ihren Plänen für die Hochzeitsreise erkundigte.
    Sterling neigte den Kopf. »Ich dachte, ich hätte erwähnt, dass wir uns alle zu einem ausgedehnten Aufenthalt auf mein Anwesen in Schottland zurückziehen. Die Heide in den Highlands und das Moor rund um Craigallachie sind um diese Jahreszeit geradezu zauberhaft. Die jungen Leute werden die Gelegenheit haben, sich zu entspannen und von dem Durcheinander zu erholen. Und ich habe die Gelegenheit, meine Großtochter besser kennenzulernen.«
    »Ah, ja, Sie hatten etwas in der Art erwähnt.« Der Marquis hustete und drehte sich wieder zu Sofia. »Ich nehme nicht an, dass ich Sie während Ihres Aufenthaltes dort für eine kleine Aufgabe begeistern kann? Es gibt Gerüchte, dass die französischen Agenten über die Nordseeküste zu uns eindringen. Ich könnte ein paar geschulte Augen gebrauchen, die sich umsehen und mir über die Lage berichten.« Er zog eine zerknitterte Landkarte aus der Tasche. »Aber Sie werden natürlich andere Dinge im Sinn haben.«
    Sehnsüchtig ließ Sofia den Blick über das verwitterte Papier schweifen. »In der Tat, es könnte dort verdammt ruhig werden«, murmelte sie.
    »Welchen Sinn macht es, mit einer gelangweilten Braut auf Hochzeitsreise zu gehen?«, fügte Osborne amüsiert hinzu. »Wenn du das Angebot des Marquis annehmen willst, muss ich darauf bestehen, dass unserem Ehevertrag noch eine Klausel hinzugefügt wird.«
    »Und welche?«, fragte Sofia sanft.
    »Dass wir jeder Gefahr, welche es auch sei, immer gemeinsam ins Auge schauen.«
    Der Herzog drückte Lynsley den Arm. »Kommen Sie, wir sollten uns in die Bibliothek zurückziehen und uns dort diesen köstlichen Sherry gönnen. Dann können die beiden in aller Ruhe ihren Vertrag aushandeln.«
    »Ein ausgezeichneter Vorschlag!«, lächelte der Marquis. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich ein 89er Amontillado in Ihrem Keller befindet ...«
    Sofia wartete, bis die Tür geschlossen war, bevor sie geräuschvoll ausatmete. »Es ist nicht witzig, Deverill!«, schimpfte sie, als sie das Lächeln auf seinen Lippen sah. »Bei der letzten Mission hätte ich beinahe deinen Tod verantworten müssen. Ich will dich nicht in eine Verpflichtung zwingen, die du irgendwann bedauern wirst.«
    »Meine Liebe, noch nie habe ich mich so lebendig gefühlt wie in den letzten Wochen. Mit einem Leben in träger Hingabe an den Luxus wären wir beide nicht glücklich. Wir würden uns unendlich langweilen.«
    »Aber du bist der Liebling der Gesellschaft! Die Salons blicken zu dir
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