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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)
Autoren: Mo Yan
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gegen das Gesetz verstoßen ... Ihr wart doch so oft Gast in der Hauptstadt, Ihr kennt die Welt, ringt Euch doch bitte durch, mir zu helfen!« Ich knetete seine mageren Schultern und legte meine Brüste auf seinem Nacken ab, während ich ihn weiter mit Worten zu umgarnen versuchte. Wenn ich diese Methode bei Qian Ding, Seiner Exzellenz Qian, anwendete, wurde er sofort schwach und gab all meinen Forderungen rundweg nach. Aber dieser räudige Hund hier vor mir war wie ein Ei aus Stein, das sich nicht weichkochen läßt. Als ich ihm mit meinen Brüsten, die weicher sind als süße Duftmelonen, den Nacken hinauf und hinabfuhr, und ihm die goldenen Tempel meiner Lust offerierte, reagierte er lange mit keiner Regung, keinem Laut. Schließlich bemerkte ich, daß seine feinen, kleinen Hände aufhörten, die Gebetskette zu bewegen, und dann stellte ich mit großer Genugtuung fest, daß diese süßen, feisten kleinen Hände leicht zu zittern schienen. So, Alter, haltet Ihr es jetzt endlich nicht mehr aus? Die Kröte, die man unter dem Fuß des Bettes zerquetscht, zappelt nicht lange! Meint Ihr also, ich würde Euch nicht das ganze Geld, das in Eurem Rock steckt, herausziehen können? Meint Ihr also, Ihr könntet mich weiterhin erpressen und mich zwingen, Eure Hundeborsten zu kämmen? »Vater, so helft mir doch, eine Lösung zu finden!« Ich fuhr fort, ihn mit meinem Charme zu umgarnen, preßte mich von hinten an ihn. Plötzlich vernahm ich ein höhnisches Lachen. Es klang wie der Schrei einer Nachteule, die in einer Neumondnacht aus dem Pinienwald des alten Friedhofs geflogen kommt. Ich zitterte vor Angst am ganzen Körper. Im Bruchteil einer Sekunde sank ich enttäuscht zusammen, und alle Hoffnungen und Ideen, die eben noch im meinem Kopf kreisten, waren mit einemmal wie weggewischt. Ist dieser alte Mistkerl wirklich noch ein Mensch? Wie kann einem Menschen ein solch grauenvolles Lachen entfahren? Nein, er ist kein Mensch, er ist ein Dämon. Mein Schwiegervater ist er auch nicht. Was weiß ich schon von ihm? Seit über zehn Jahren bin ich mit Xiaojia verheiratet, ohne daß er mir je erzählt hätte, daß sein Vater Geschäften in der Hauptstadt nachgeht. Und auch die Nachbarn, die sich bestens auskennen, haben nie ein Wort darüber verloren. Er kann alles mögliche sein, aber gewiß ist er nicht mein Schwiegervater. Er sieht meinem Mann überhaupt nicht ähnlich. Borstenhaariger Bastard, Ihr seid wohl irgendein Teufel aus den Bergen in Menschengestalt? Aber ich habe keine Angst vor Euch. In unserem Gehege gibt es gerade einen pechschwarzen Hund; wartet nur, bis Xiaojia ihn schlachtet und Euch mit seinem schwarzen Hundeblut bespritzt. Dann wird Eure Maske fallen. Dann wird sich zeigen, was für ein Dämon Ihr in Wahrheit seid.

4.
    Am Tag des Qingming-Festes zum Gedenken der Ahnen nieselte es. Träge tummelten sich graue Wolken wie runde Wattebälle zwischen Himmel und Erde. In der Morgendämmerung zog ich mit einer Schar von fröhlichen jungen Männern und Frauen zum südlichen Stadttor hinaus. Ich führte einen Schirm aus Ölpapier mit, der mit der Geschichte von Xu Xian bemalt war. Xu Xian schwimmt im See und trifft auf die weiße Schlange, ein beliebtes Opernlibretto. In meinem glänzenden, glatt gekämmten Haar trug ich eine Schmetterlingsspange. Mein Gesicht hatte ich sorgfältig mit einer feinen Puderschicht überzogen und auf die Wangen Rouge aufgelegt. Zwischen beide Brauen hatte ich mir einen erbsengroßen Schönheitsfleck gemalt. Meine Lippen leuchteten kirschrot. Ich trug ein rosafarbenes Kleid und darunter jadegrüne Hosen, beides aus ausländischem Stoff. Die Ausländer mögen verderbt sein bis ins Mark, aber ihre Stoffe sind wirklich vorzüglich. Meine Schuhe waren mit einem gelben Mandarinentenpaar und rosafarbenem Lotus bestickt. Ganz im Ernst, sind meine Füße wirklich so groß? Wollen wir doch mal sehen. Wenn ich einen raschen Blick in jenen Spiegel aus Quecksilberglas werfe, erblicke ich darin eine leuchtende und verführerische Schönheit. Wenn ich mir selbst schon so gut gefalle, wie gut muß ich dann erst bei den Männern ankommen! Der Kummer wegen meines Vaters macht mir das Herz schwer, aber mein Patenonkel sagt, je mehr einen etwas bedrücke, desto mehr müsse man nach außen hin fröhlich scheinen. Man brauche niemandem eine Leidensmiene vorzuführen. Also gut  – schaut nur her, ja schaut nur, heute werde ich mich messen mit allen Frauen von Gaomi, ganz gleich ob sie Frauen aus den besten
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