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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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vorangegangenen Audienzen war der Erhabene auch dieses Mal in weite dunkelblaue Gewänder gehüllt, die nichts von seiner Gestalt preisgaben. Die Kapuze des Umhangs verdeckte den ganzen Kopf, und dort, wo man das Gesicht vermutete, wallte ein düsterer blaugrauer Nebel, der niemals still zu stehen schien. Zwei leuchtend grüne Augen richteten sich durch die Nebel auf den Magier am Boden, und eine tiefe Stimme erhob sich aus der Dunkelheit der Kapuze.
    »Berichte!«
    Asco-Bahrran erschauerte, doch er riss sich zusammen und kämpfte die aufkommende Furcht nieder. »Meister!«, sagte er unterwürfig und richtete sich auf, um An-Rukhbar Auskunft über das Schicksal der geflohenen Nebelelfen zu geben.
    »Ich bringe gute Neuigkeiten«, erklärte er mit fester Stimme und fügte hinzu: »Die geflohenen Nebelelfen sind tot!« Das war eine glatte Lüge, doch er hatte keine andere Wahl. Angesichts der Tatsache, dass die Nebelelfen - und auch die Riesenalpe, die ihnen an der Klamm zu Hilfe gekommen waren - trotz aller Anstrengungen unauffindbar blieben, war eine Lüge der einzige Ausweg, sein Versagen zu vertuschen.
    »Tot?« Etwas in der Stimme des Erhabenen verriet dem Magier, dass An-Rukhbar ihm nicht so recht Glauben schenkte.
    »Ja, tot!«, versicherte er noch einmal. »Sie starben bei dem Versuch, das Ylmazur-Gebirge zu überqueren. Ein Suchtrupp der Cha-Gurrlinen fand die Überreste einiger Elfen in einer Gletscherspalte, die anderen erfroren weiter oben im Hochgebirge. Sie müssen sich bis zur völligen Erschöpfung vorangeschleppt haben, doch die Kleidung, die sie trugen, bot ihnen keinen Schutz vor den eisigen Temperaturen.« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Diese Narren. Der Versuch, den Verfolgern zu entkommen, hat sie geradewegs in den Tod geführt.«
    »So haben sie selbst vollbracht, dessen du unfähig warst«, grollte An-Rukhbar.
    »Unfähig? . . . Nun, äh, das würde . . . würde ich nicht so sehen.« Asco-Bahrran suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Das Misstrauen und die Geringschätzung des Erhabenen waren eine Gefahr - eine tödliche Gefahr, die schon so manchen das Leben gekostet hatte. »Ich . . . ich bin überzeugt, die Cha-Gurrlinen-Krieger hätten ihrer auch so habhaft werden können«, sagte er schnell. »Sie waren ihnen dicht auf den Fersen. In ein oder zwei Sonnen . . . «
    »Genug davon!« Die Stimme des Erhabenen schnitt wie ein Schwert durch den Raum. »Sie sind tot, das allein zählt. Und nun zu erfreulicheren Dingen. Sind die dreißig Gefangenen, die ich von dir gefordert habe, bereit?«
    Auch westlich des Ylmazur-Gebirges war der Wechsel der Jahreszeiten bereits vollzogen. Obwohl die Sommerwärme zuweilen noch spürbar in der Luft hing, wurden die Sonnenläufe immer kürzer und kühler, während der Herbst mit großen Schritten Einzug hielt. Das letzte Laub der Bäume färbte sich rot und golden, und jene Tiere, die die kommenden Mondläufe in den kühlen Gefilden der Bergwelt verbringen würden, bereiteten sich emsig auf den langen Winter vor. Die Vögel hatten sich in großen Schwärmen auf den Weg in den Süden gemacht und eine stumme, melancholische Abschiedsstimmung zurückgelassen, die auch vor der kleinen Gruppe von Nebelelfen nicht Halt machte, die hier eine neue Heimat gefunden hatten.
    Besonders Naemy hatte damit zu kämpfen. Düstere Träume, die von Tod und Trennung kündeten, suchten sie immer öfter heim, und die dunkle Vorahnung, nicht mehr lange bleiben zu können, schwoll mit jedem Sonnenlauf weiter an. Bedrückende Gedanken machten ihr das Leben schwer, doch es gelang ihr, die Sorgen und Nöte vor den anderen zu verheimlichen und Zuversicht und Hoffnung zu verbreiten, wann immer sie mit jemandem sprach.
    Auf einer Wiese hoch über den Wäldern des »Neuen Landes«, wie die Nebelelfen das Gebiet westlich des Ylmazur-Gebirges nannten, saßen Naemy und Glamouron Seite an Seite und beobachteten schweigend, wie der wunderbare Herbsttag in einem leuchtenden Feuerwerk aus goldenem Rot und zartem Lavendel erlosch.
    »Seltsam.«
    »Was?«
    »Der Sonnenuntergang!« Naemy zog die Beine dicht an den Körper, umschlang die Knie mit den Armen und lächelte versonnen. »Nun sind wir schon fast einen Mondlauf hier, und ich habe mich noch immer nicht daran gewöhnt, die Sonne am Horizont verschwinden zu sehen.« Sie seufzte und lehnte sich an Glamourons Schulter. »Die Farben sind so wunderschön. Am liebsten würde ich jeden Abend mit Letivahr hier hinauffliegen und das
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