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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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achten. »Denkst du . . . ?«
    »Es wäre ihnen eine Ehre, euch damit zu helfen«, erklärte Denkivahr. »Und uns ist es eine Ehre, euch damit über die Berge zu tragen.«
    Obwohl sie nur ein dünnes Kleid und keine Schuhe trug, spürte die junge Frau die eisige Kälte nicht, als sie wie eine geisterhafte Erscheinung auf den Rücken des Bajun-Gletschers glitt.
    Auf einer großen Fläche war der Schnee so zertreten und aufgewühlt, als hätte hier vor kurzem ein kleines Heer sein Lager aufgeschlagen. Überall sah man Stiefelabdrücke im Schnee, die zu diesem Platz führten, doch nirgends führte eine Spur von hier fort. Nirgends?
    Die Frau hob den Blick gen Westen. Vor dem schwindenden Licht der untergehenden Sonne sah sie eine große Anzahl von Vogelwesen, die mit mächtigen Flügelschlägen über die schneebedeckten Gipfel glitten. Ein menschliches Auge hätte es nicht erkennen können, doch die Frau war nicht menschlich, und ihre Sinne waren denen der Sterblichen weit überlegen. So beobachtete sie voller Wohlwollen die kleinen Gestalten, die sich auf dem Rücken der Riesenalpe zu zweit oder zu dritt aneinander schmiegten, um der schneidenden Kälte zu entgehen. Der Flug war nicht leicht für sie. Dennoch war es ein Flug voller Hoffnung, in eine neue Heimat und in eine bessere Zukunft. Die junge Frau lächelte zufrieden. Keiner der Nebelelfen würde in den nächsten dreihundert Sommern nach Thale zurückkehren können.
    Ihre Aufgabe war erfüllt - sie konnte heimkehren.
     
     
     
     

 
14
     
    Einen Mondlauf nachdem die Druiden besiegt und die Nebelelfen geflohen waren, hielt der Herbst endgültig Einzug in das geknechtete und unterdrückte Land, dessen Bewohner das Lachen längst verlernt hatten.
    Wolkenbruchartige Regenfälle peitschten über die Ebene vor der Festungsstadt, und der durchnässte Boden verwandelte sich schnell in einen grasbewachsenen Sumpf. Der Sturm zerrte wütend an den Bäumen und riss ihnen die letzten Blätter von den kahlen Asten, die sie wie kummervoll erhobene Arme dem schwarzgrauen Himmel entgegenstreckten.
    Die Luft war eisig, und die Menschen litten große Not. Brennholz war knapp, und Nahrungsmittel wurden der Bevölkerung Nimrods nur in dürftigen Rationen zugeteilt. Es war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, doch längst wagte niemand mehr, die Stimme zu erheben. Die unzähligen Leichen derer, die den Mut dazu besessen hatten, baumelten zur Abschreckung von den langen Galgen, welche die Cha-Gurrlinen auf der Festungsmauer errichtet hatten, und schmückten diese auf der ganzen Länge wie schaurige Standarten des Grauens.
    Unter der Führung Okowans, der sich selbst den Titel »Sequester« verliehen hatte, war binnen kürzester Zeit eine Herrschaft des Schreckens entstanden, deren Macht auf Blut, Grausamkeit und Tyrannei beruhte.
    Im Thronsaal von Nimrod, dem einstigen Ratssaal der hingerichteten Druiden, hörte man nichts von dem Unwetter, das seit mehr als zwei Sonnenläufen über der Stadt tobte.
    Die hohen Fenster waren zugemauert und die Wände mit einer tiefschwarzen Pechschicht bestrichen, die jeden Lichtstrahl und alle Geräusche zu verschlucken schien. Der Boden war mit Platten aus Obsidian belegt, die sich so nahtlos aneinander fügten, dass auch hier nichts als Düsternis zu sehen war. Und es war kalt.
    Asco-Bahrran fröstelte. Der Magier kniete in demütiger Haltung auf dem eisigen Boden vor dem schwarzen Thron und erwartete die Ankunft An-Rukhbars, des erhabenen Herrschers von Thale, mit gemischten Gefühlen. Obwohl er äußerlich gelassen wirkte, focht er innerlich einen harten Kampf mit seinen Ängsten aus, denn das, was er An-Rukhbar zu berichten gedachte, entsprach nicht der Wahrheit.
    Und während er noch um Haltung rang, verdichtete sich das grüne Licht, das der Öffnung über dem Thron entströmte und zuvor den gesamten Thronsaal ausgefüllt hatte, rings um den schwarzen Koloss und hüllte diesen als gleißende Lichtsäule ein. Im Innern der Säule, die vom Boden bis zur Decke hinaufreichte, glühte es so hell, dass der Magier geblendet den Kopf senkte und die Augen schloss. So verharrte er reglos in Demutshaltung, während ein frostiger Lufthauch, der einen unangenehm modrigen Geruch mit sich trug, über den Boden strich und sein Gesicht wie die eisigen Finger des Todes streifte.
    Dann war es vorbei. Das grüne Leuchten wurde schwächer, und in den Schatten oben auf dem Thron bewegte sich undeutlich eine verhüllte Gestalt. Wie schon bei den
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