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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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lange genug allein gelassen.« Sie erhob sich und griff nach dem Wasserkrug.
    »Wartet!« Die Hand des Geschichtenerzählers legte sich auf die ihre und hielt sie fest. »Verratet Ihr mir Euren Namen?«, fragte er bittend.
    »Paira«, murmelte die junge Frau, die sich plötzlich völlig hilflos fühlte. Die Berührung hatte eine heiße Welle von Gefühlen in ihr ausgelöst, die sie schwindelig machte.
    Fedeon ... Der Name ihres Gefährten strich wie eine stumme Mahnung durch ihre Gedanken, und eine leise Stimme flüsterte ihr zu, sie müsse die Hand wegziehen, doch sie tat es nicht. Das Gefühl war so einzigartig - wundervoll und beängstigend zugleich. Nie zuvor hatte sie etwas Ähnliches gespürt. Sie wusste, dass es nicht sein durfte, dennoch wagte sie nicht, den Zauber des Augenblicks zu zerstören. Der Boden unter ihren Füßen schien plötzlich nicht mehr fest zu sein, und in ihrem Bauch tummelten sich hundert Schmetterlinge. Der sanfte Blick des fremden jungen Mannes hielt sie gefangen, und sie starrte zurück, atemlos und ängstlich zugleich, als fürchtete sie, in den unendlichen Tiefen der blauen Augen zu ertrinken.
    »Ich bin Yovan«, hörte sie ihn wie von weit her sagen. »Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich Euch heute Abend wieder sehen könnte.«
    Nein! Auf einmal hatte Paira Angst. Obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dem Geschichtenerzähler wieder zu begegnen, wusste sie, dass es nicht sein durfte. Der Mann war eine Gefahr. Eine wundervolle, verführerische Gefahr, die ihr Herz höher schlagen ließ. Doch der Verstand sagte ihr, dass die blauen Augen zu einer Bedrohung für ihr weiteres Leben werden konnten. Ein Leben, von dem sie bisher geglaubt hatte, dass es ihr nichts Schöneres bieten konnte, als an Fedeons Seite alt und grau zu werden. Und jetzt dies.
    »Das ... das geht nicht«, stammelte sie unbeholfen und befreite ihre Hand ruckartig aus dem Griff des Fremden. Fort, dachte sie. Ich muss hier fort. Fahrig wandte sie sich in die Richtung, in der sie den Marktstand ihrer Mutter vermutete, und stürmte davon. Sie blickte nicht nach links und nicht nach rechts, und obwohl sie über das Rauschen des Blutes in den Ohren hinweg hörte, dass der Geschichtenerzähler ihr etwas hinterherrief, drehte sie sich nicht um. Blindlings hastete sie voran, den Krug, aus dem das Wasser schwappte, wie einen kostbaren Schatz an sich gepresst. Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, denn während die Schmetterlinge in ihrem Bauch verstummten und die Wärme verschwand, breitete sich in ihrem Innern eine dumpfe Trauer aus, die ihr das Herz zu zerreißen drohte.
    Überstürzt bahnte sich Paira einen Weg durch die Menschenmenge, die Tareks irrtümlichen Kampf gegen den Geschichtenerzähler beobachtet hatte und sich im Schwatzen auflöste. Viel zu spät bemerkte sie den kleinwüchsigen feisten Mann in edlen roten Gewändern und dessen jungen Pagen, die ihren Weg kreuzten.
    »Mädchen, pass auf!«, rief ihr eine Frau erschrocken zu, doch die Warnung kam zu spät. Ohne innezuhalten, rannte Paira gegen den Pagen. Der Aufprall riss dem Knaben den schweren Korb mit den Einkäufen aus den Händen. Er fiel zu Boden, und der Inhalt ergoss sich über das Pflaster. Eier, Brot und Apfel kullerten heraus und verteilten sich überall auf dem Boden, wo sie von achtlosen Füßen zertreten wurden.
    Paira ließ vor Schreck den Krug fallen, der mit einem Bersten in tausend Stücke sprang. Das Wasser benässte das bodenlange Gewand des feisten Mannes, und eine Scherbe traf seinen Fuß.
    »Ungeschicktes Weib!«, rief er erbost und musterte Paira mit einem vernichtenden Blick aus kleinen Schweinsäugelein. Sein fleischiges Gesicht hatte eine puterrote Farbe angenommen, und er schnaubte wie ein zorniger Eber. »Was glotzt du so dämlich«, fuhr er den Pagen an, der mit gesenktem Kopf neben ihm stand und seinen Herrn ängstlich anblickte. Der Junge war mehr als einen Kopf kleiner als Paira. Er hatte kurzes rotes Haar und sehr blasse, fast durchscheinende Haut. Obwohl er kaum älter als zwölf Sommer sein konnte, hatte er nichts Kindliches mehr an sich. Sein Körper wirkte ausgemergelt und seine Haltung furchtsam.
    »Siehst du nicht, dass die teure Ware zertrampelt wird?« Die fette Hand des Rotgewandeten schoss vor, packte den Pagen im Genick und drückte ihn zu Boden. Der Junge winselte qualvoll, wehrte sich aber nicht. »Heb sofort die Sachen auf«, fauchte der Dicke und fügte Unheil verkündend hinzu: »Und, bei den
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