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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter
Autoren: Margit Sandemo
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einem Jungen gerechnet. Aber ein wenig erstaunte er sie doch. Er durchbrach die Reihe stämmiger, schwarzhaariger Schwergewichte, die mit Are begonnen hatte und von Brand und Andreas fortgesetzt worden war. Der kleine Junge hatte hellere Haare, und seine Gesichtszüge waren nicht so Eskimo-artig, wie sie die drei als Neugeborene gehabt hatten. Er kam eher nach Tarjei, fanden alle, obwohl die Ähnlichkeit nicht schlagend war. Aber er hatte schrägstehende Augen und feine, scharfe Gesichtszüge - beinahe wie ein Faun. Eli und Andreas hatten schon vor langer Zeit beschlossen, wie er heißen sollte. Der Name ihres Vaters war Nils gewesen, und Matildas Vater, der Großbauer Niklas Niklassohn, war damals wohl etwas geknickt, daß Andreas nicht seinen Namen erhalten hatte. Deshalb sollte der kleine Junge den Namen Brand Niklas Kaleb erhalten - den letzten nach Elis Ziehvater - und Niklas gerufen werden.
    Keine Mutter hätte fürsorglicher sein können als die kleine siebzehnjährige Eli. Sie machte und tat, was sie konnte, und strahlte den ganzen Tag wie die Sonne. Und darin war sie bei weitem nicht die einzige. Der kleine Niklas wurde im Handumdrehen zum Mittelpunkt auf Lindenallee, von allen verwöhnt, von Vater Andreas über die Großeltern Brand und Matilda bis hin zu Urgroßvater Are.
    Auf Grästensholm wurden sie immer nervöser. Der Geburtstermin war schon überschritten.
    »Du, Hilde«, sagte Mattias. »Du hast dir doch wohl nicht vorgenommen, bis Heiligabend zu warten? Ich kann dir nur sagen, das ist ein ganz unvorteilhafter Termin für einen Geburtstag!«
    Und Mattias, das Heiligabendkind, mußte es ja schließlich wissen.
    Nein, so lange wartete Hilde nicht. Unmittelbar vor Weihnachten 1655 flatterte das weiße Handtuch über Grästensholm, und die Frauen eilten ans Werk. Hier ging alles sehr leicht und mühelos vonstatten. Schon nach kurzer Zeit konnte Mattias seine neugeborene Tochter in den Armen halten und feststellen, daß sie braune Locken hatte (es war zwar nur eine einzige, winzige Strähne, aber er bestand darauf, von Locken zu sprechen), und daß man noch nicht sagen konnte, wem sie ähnlich sah.
    Hilde Mutter hatte Inga geheißen. Und die von Mattias hieß Yrja. So entschieden sie sich, in Anlehnung an beide Namen, für: Irmelin.
    Yrja drückte ihr Enkelkind natürlich sofort an ihr Herz. Tarald war etwas reservierter.
    »Hätte ein Junge werden müssen, Mattias«, nörgelte er. »Hätte ein Junge werden müssen.«
    »Wart ab, wir sind ja noch nicht fertig«, grinste Mattias. »Das weiß man beim Eisvolk nie«, erwiderte sein Vater. Tarald hatte schon immer Schwierigkeiten im Umgang mit Kindern gehabt. Seinen eigenen beiden Söhnen war er meist aus dem Weg gegangen, es hatte eine sehr, sehr lange Zeit gedauert, bis er Kolgrim akzeptieren konnte. Und um seine Söhne nicht unterschiedlich zu behandeln, war er auch Mattias gegenüber unnötig streng gewesen. Aber man konnte Tarald doch hin und wieder sehen, wenn er sich unbeobachtet glaubte, wie er an der Wiege stand und das kleine Mädchen nach seinem Zeigefinger greifen ließ.
    Dann lachte er über das ganze Gesicht und flüsterte seiner Enkelin heimliche Koseworte zu.
    Als Gabriellas Termin näher rückte, hielt es Cecilie nicht länger zu Hause. Zusammen mit Jessica kam sie eine gute Weile vorher aus Dänemark angereist, bewunderte den halbjährigen Niklas und die vier Monate alte Irmelin - »sie ist Tancred wie aus dem Gesicht geschnitten, ja ich bitte euch, seht ihr das denn nicht, Kinder?«… und dann hielt sie Einzug auf Elistrand und überschüttete Gabriella und Kaleb mit guten Ratschlägen.
    Elistrand brodelte über vor Lebendigkeit, seit Cecilie eingetroffen war. Das quirligste und patenteste Mitglied der Eisvolksippe übernahm sofort das Kommando, und der »Weiberklub« erlebte seine große Zeit.
    Die angespannte Lage an den Grenzen Dänemarks und Norwegens spitzte sich weiter zu. Die Familie sorgte sich um ihre beiden Söhne Tancred und Mikael. Tancred war immer noch in Holstein, wo sie die Grenze gegen die schwedischen Besitzungen sicherten. Der russische Zar hatte Ingermanland angegriffen. Aber sie wußten nicht, ob Mikael sich noch dort befand. Schwedens König Karl X. Gustav wurde in weiten Teilen Polens als Monarch gefeiert, aber Teile des polnischen Widerstands sammelten sich zum Gegenangriff, und viele warteten nur darauf, daß der dänische König Fredrik III. Schweden den Krieg erklärte. Die Niederlande trugen sich mit Plänen,
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