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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter
Autoren: Margit Sandemo
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Sache in Berührung gekommen waren.
    Der Abend war so spät geworden, daß Mattias darauf bestand, Hilde müsse noch eine Nacht auf Grästensholm bleiben. Die anderen fanden die Begründung zwar mehr als dürftig, aber sie wollten sich nicht in seine Entscheidungen einmischen. Also mußte Kaleb ein weiteres Mal mit dem Bescheid heim reiten, daß Hilde diese Nacht nicht nach Hause käme.
    »Scheint zur Gewohnheit zu werden«, sagte Gabriella trocken, als sie die Nachricht hörte. »Aber meinen Segen hat sie. Wenn sie auf diese Weise Mattias' Junggesellenleben beenden kann, dann hat sie eine große Tat vollbracht!«
    Diesmal bestand Hilde darauf, im Nebenzimmer schlafen zu dürfen. Noch eine ganze Nacht mit Mattias' spürbarer Nähe war mehr, als ihr Schlafbedürfnis verkraften konnte. Sie konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal eine ganze Nacht geschlafen hatte.
    Und das sollte ihr auch diesmal nicht gelingen. Sie waren alle beide ziemlich schnell eingeschlafen, erschöpft wie sie waren nach all den Strapazen und den Angriffen auf ihre Seelenruhe. Vermutlich schlief Hilde in der ersten Nachthälfte tief und erholsam.
    Aber nach Mitternacht wurde sie widerstrebend wach. Hilferufe?
    Noch mehr Lärm? Der Werwolf? Nein, diese Sache war ausgestanden.
    Wo war sie eigentlich? Ein Hundewelpe piepste ganz in der Nähe…
    Da war der Schrei wieder. Halberstickt, markerschütternd.
    Auf einmal wußte sie, wo sie war und wer da schrie. Sie sprang aus dem Bett.
    Mattias war wieder in seiner alten Angst gefangen. Das Gebirge, das gigantische Gebirge lastete über ihm, und sie zwangen ihn hinein in dunkle Löcher, wo ein einziger loser Stein ihn das Leben kosten konnte. Er fühlte, wie sich die Felsmassen langsam auf ihn herabsenkten, ihn niederpreßten, gegen seinen Rücken drückten. Er wollte raus, er wollte weg, jetzt war er aus dem engen Schacht heraus, aber um ihn herum war alles verschlossen, er war gefangen in einer Grotte, ohne Türen, ohne Ausweg.
    In diesem Stadium stand er meistens auf, wanderte im Schlaf, ging und ging, um hinauszukommen, weg aus der Grube.
    Aber diesmal kam er nicht dazu. Jemand war bei ihm, irgend jemand mit einer sanften, beruhigenden Stimme kroch ganz dicht zu ihm und zog ihn an sich, tröstete ihn, wärmte ihn.
    Daß es nicht die Mutter war, das wußte er, sie würde so etwas niemals tun. Sie rüttelte ihn immer nur freundlich an der Schulter, bis er wach wurde.
    Das hier war Hilde, seine Hilde. Dankbar nahm er ihre Wärme an, nur halb wach legte er seine Arme um sie, zum einen, um den Qualen des Albtraums zu entfliehen, zum anderen, weil er das drängende Bedürfnis verspürte, es zu tun. Mattias fand den Weg in ihre glühend heiße Umarmung, suchte eifrig ihre Lippen, hungrig und dennoch wie betäubt, ihre Küsse waren sinnlich feucht, voll trägem Verlangen, ihm war, als ertrinke er in einem erotischen Traum. Sie öffnete sich und umschloß ihn, und Mattias, der immer noch schlaftrunken war, wußte nicht, wie ihm geschah, aber auf einmal war er im Begriff, sie in Besitz zu nehmen.
    Denn natürlich konnte er es! Mattias fehlte nicht das geringste! Es war vielleicht nicht der gelungenste Liebesakt aller Zeiten, im Gegenteil, vielleicht war es einer der ungeschicktesten, ein einziges Wirrwarr aus Unbeholfenheit und Bettzeug, das im Wege war, aus Ungeduld, Schmerz und Nervosität und Erschrecken - aber immerhin war es einer!
    Und anschließend lag Mattias da wie ein erschöpfter Gladiator in der Arena und war sehr, sehr glücklich, während Hilde sachte seine Haare liebkoste und wünschte, daß er bald aufstand, damit sie sich und das schöne Bettzeug wieder in Ordnung bringen konnte. Aber sie hatte nicht das Herz, ihm das zu sagen. So profan konnte sie in einer solch heiligen Stunde einfach nicht sein.
    Er hatte das Feuer in ihrem Körper nicht gerade gestillt, aber es war trotzdem für einen Moment erloschen, wegen der Schmerzen.
    Ein wenig enttäuscht war sie schon, aber vor allem stolz und glücklich. Man darf nichts Unmögliches verlangen, dachte sie, ohne zu wissen, daß noch viele herrliche, perfekte Stunden vor ihnen lagen - nach einer langen Zeit der schwierigen und oft qualvollen Einarbeitung. Aber sie waren wahrhaftig nicht die einzigen Liebenden auf der Welt, die diesen Kampf ausfechten mußten. Jesper bekam seine prächtige Hochzeit und war nun ein ehrbarer Ehemann. Und da er die »Kräuter« beiseite gelegt hatte, kamen auch bald Kinder. Er war stolz wie ein
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