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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Autoren: Margit Sandemo
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eindeutig herausfinden, worum es dabei ging. Sie war seinetwegen ernsthaft in Sorge. Denn trotz alledem fühlte sie sich ihm zutiefst verbunden.
    Cecilie war noch nicht lange wieder in Kopenhagen, als sich ihr, ihr eigenes katastrophales Dilemma offenbarte. Das Abenteuer mit Martin, das so flüchtig und unbedacht gewesen war, hatte Folgen gehabt.
    Es war der schrecklichste Tag in Cecilies jungem Leben. Zuerst war sie wie gelähmt. Dann schwankte sie zwischen Hoffen und Bangen. Sie machte das durch, was junge Frauen zu allen Zeiten nach einem unüberlegtem Liebesabenteuer durchgemacht haben. Bald rang sie die Hände derart heftig, daß ihr die Arme schmerzten, bald lachte sie beunruhigt über sich selbst und sagte sich, daß es noch zu früh sei, sie würde erst in ein paar Wochen Gewißheit haben.
    Dann tobte sie vor Wut. Verfluchte den jungen Pastor nach Leibeskräften, belegte ihn mit den schlimmsten Schimpfnamen, die ihr gerade in den Sinn kamen, bis sie sich damit beruhigte, daß es auch ihre Schuld war. Sie hatte nicht viel Widerstand geleistet, wirklich nicht. Aber nun war guter Rat teuer.
    Noch war die Sache nicht weit gediehen. Ja, ihr Stelldichein mit Martin war schließlich noch nicht mehr als vierzehn Tage her. Ganz sicher konnte sie da noch nicht sein.
    Doch Cecilie verfügte über ein ausreichendes Maß an Intuition, um zu ahnen, daß die Lage ernst war. Während sie auf ihre Abreise aus der Hauptstadt wartete, wollte sie ein Kleid für Anna Catherine, die Tochter des Königs und Kirsten Munks fertig besticken. Doch es gelang ihr nur selten, die Perlen an der richtigen Stelle aufzunähen. Das Muster verschwamm vor ihren Augen, und sie sah abstoßende Zukunftsbilder vor sich, mit einem Kind, das niemand akzeptieren würde; verstoßen und verdammt würde sie bestraft werden und… Cecilie stöhnte und versuchte erneut, sich auf die Perlenstickerei zu konzentrieren.
    In drei Tagen würde sie mit einem Pferdefuhrwerk nach Frederiksborg unterwegs sein.
    Und hier saß sie nun, in einer äußerst peinlichen Situation. Würde ihr Zustand entdeckt, war wahrhaftig keine Gnade zu erwarten. Bestenfalls verwies man sie des Hofes. Schlimmstenfalls käme sie an den Schandpfahl. Und danach wäre sie für das ganze Leben entehrt. Cecilie hatte das Fatale am Morgen entdeckt. Sie hatte sich krank und elend gefühlt, und das, was sich vor einer Woche hätte einstellen sollen, war bisher noch nicht eingetreten. Und sonst war es immer auf den Tag genau gekommen!
    Den ganzen Tag über hämmerte ihr Herz voller Panik. Die wildesten Pläne wurden verworfen. Gewiß waren ihr diverse Abtreibungsmethoden bekannt - wie eine Besessene arbeiten, oder sich halbwegs zu Tode tanzen, schwere Gegenstände heben, bis der Rücken fast zerbrach, zu weisen Frauen gehen, verschiedene Mittel einnehmen…
    Doch Cecilie war nicht dazu erzogen worden, Leben auszulöschen.
    Als der Abend anbrach, hatte sie ihren Entschluß gefaßt. Doch das beruhigte sie nur wenig. Wenn sie nur Zeit gehabt hätte, um die Sache vorzubereiten! Wenn es doch nur nicht so schrecklich eilen würde. Nicht einen Tag hatte sie zu verlieren.
    Hartnäckig entschlossen, aber halb von Sinnen vor Angst, ging sie zu Alexander von Paladins Unterkunft. »Seine Gnaden sind nicht zugegen«, antwortete sein treuer Diener, und Cecilie schwand der Mut noch mehr. »Er ist im Kavaliersflügel.« »Aha! Wann kann ich ihn sprechen?«
    »Ich weiß nicht, Baroneß von Meiden Er hat jetzt viel zu tun. Seine Majestät rüstet zum Krieg gegen die Katholiken, und große Heeresstärken werden zusammengezogen.«
    Cecilie interessierten die Kriege Dänemarks im Moment wirklich nicht weiter. Sie wußte auch nichts vom Vorgehen der Werber in Norwegen und dem Schicksal ihrer Vetter. Das alles war ja nach ihre Abreise von Grästensholm geschehen. Sie konnte jetzt nur an ihre eigene Not denken.
    Und sie, die sie sich noch kürzlich vor einer Begegnung mit Alexander gefürchtet hatte, sehnte ihn nun dringend herbei und ärgerte sich über diese Verspätung. »Was soll ich nur machen?« flüsterte sie mit bleichen Lippen vor sich hin. »Es eilt! Oh, es eilt so entsetzlich!« Der Diener zögerte. »Wenn Ihr eintreten wollt, kann ich versuchen, Seiner Hochwohlgeboren eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    Cecilie dachte über die Alternative nach, über den Schandpfahl. Das war alles andere als eine verlockende Vorstellung. »Ja, danke.«
    Während sie mit hineinging, legte sie die Hand auf den Arm des
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