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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde
Autoren: Margit Sandemo
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sich doch verworren aus! Sie beendete den Satz und fuhr in etwas klareren Sätzen fort:
Liebe Mutter,
    Alexander von Paladin hat gestern um meine Hand angehalten! Ich habe von Herzen seinen Antrag angenommen, weil er ein wunderbarer Mann und ein guter Freund ist. Doch die Hochzeit mußte unmittelbar erfolgen, bevor er in den Krieg zieht, und deshalb konnten wir Euch darüber keine Mitteilung machen, noch weniger Hochzeit auf Grästensholm halten, was wohl das Richtigste gewesen wäre…
    Ach, wäret Ihr nur hier gewesen! Wir wurden heute getraut, liebe Mutter und lieber Vater und Tarald und Yrja, und Seine Majestät der König bestand darauf, daß wir in seiner Schloßkirche auf Fredriksborg, seinem Lieblingsschloß, heiraten.
    Es war eine großartige Feier! Der König und der gesamte Hof waren zugegen, und auch all die kleinen Kinder des Königs, außer der allerkleinsten, Elisabeth Augusta. Sie waren so süß und andächtig. Meine beiden Schützlinge, die mir am nächsten stehen, die unglückliche Anna Catherine und die selbständige Leonora Christine durften vorne im Chor dabei sein, und Alexander…
Hier hielt sie inne, und sie sah wieder alles vor sich. Alexanders warme, beruhigende Augen, als sie scheu neben ihm vor dem Altar stand. Das kleine Lächeln, das den Humbug und die Farce der ganzen Zeremonie andeutete. Wie stattlich er sich in seiner Musketieruniform ausnahm! Sie dachte daran, wie sie nebeneinander hinknieten, wie er ihre Hand fest ergriff, als sie zu zittern begann, ängstlich und gerührt, wie sie angesichts der vornehmen Versammlung war. Ihr Schock, als all seine Titel vom Pastor verlesen wurden. Es hagelte geradezu Namen wie Schwarzenburg, Lüneburg, Göttingen, Gottorp, Markgraf, Graf, Herzog. Cecilie war überwältigt. Was war das eigentlich für ein Mann, mit dem sie sich gerade vermählte? Ihr eigener kleiner Titel »Baroneß Cecilie von Meiden vom Eisvolk« wirkte daneben schlichtweg bedeutungslos. Und dann…
    Der Augenblick, der vollkommen unerwartet kam. Bei dem anschließenden üppigen Bankett, als alle seine Kameraden mit einem Mal Alexander aufforderten, seine Braut zu küssen.
    Cecilie merkte nicht, daß die Feder einen Klecks auf der Schreibunterlage verursachte.
    Alexanders Zorn in den dunklen Augen. Sie waren schwarz vor Wut über den Streich der Freunde. Aber wahrscheinlich war ihm aufgefallen, wie verletzt sie war, denn sein Blick wurde milder, als er die Arme um sie gelegt hatte, behutsam und zärtlich, aber beide wußten, es war nur gespielt, und Cecilie dachte, »nun ekelt er sich vor mir«, und dieser Gedanke hatte sie gehemmt, so daß sie steif wie ein Stock war.
    Wäre es doch nur viele Monate früher gewesen! Bevor sie von seiner sündhaften Veranlagung erfahren hatte, damals hätte sie vermutlich eine köstliche Mattigkeit und ekstatisches Glück verspürt, von ihm geküßt zu werden. Nun war sie lediglich zutiefst schwermütig, und ihr war unbehaglich zumute.
    Aber der gesamte Hofstaat hatte applaudiert, und Kirsten Munks Mund hatte sich in säuerlicher Verachtung verzogen. Cecilie dachte etwas boshaft: »Sie sind sauer, sagte der Fuchs über die Vogelbeeren.« Alexander hatte ihr den Grund erklärt, warum Kirsten sie nicht ausstehen konnte. Diese Erklärung hatte Cecilie amüsiert. Auch wenn Alexander nicht ihr gehörte, so hielten sie doch zusammen und verstanden einander. Sie konnten einander gut leiden - so lange sie nicht zu Extremen gezwungen wurden, wie zu diesem Kuß. Sie konnte sich die rasende Wut dieser gefallsüchtigen Frau Kirsten lebhaft vorstellen. Kein Wunder, daß sie so unablässig jede Gelegenheit nutzte, um seine verdrehte Neigung hervorzuheben! Das mußte ein Trost für ihre Eitelkeit sein, und nach der erlittenen Niederlage ein Quell der Rache.
    Cecilie erwachte aus ihren Träumereien, blickte auf den halbfertigen Brief hinab und stürzte sich in eine lebhafte Schilderung des Brautkleides, das sie sich ausgeliehen hatte, des glitzernden Hofstaates und der Ausschmükkung der Schloßkirche.
    Die schwere Eichentür ging auf, und Alexander trat ein. Das hatte sie nicht erwartet! Das Brautgemach hatte er ihr überlassen, er hatte für sich ein Zimmer nebenan ausgesucht.
    Das verschwenderisch große Himmelbett war für die Hochzeitsnacht geschmückt, mit dem feinsten bestickten Leinen, mit einer schweren Seidendecke, überzogen mit einer handbestickten, durchbrochenen Decke, eigens für ein Hochzeitsbett vorgesehen. Frische Blumen verströmten ihre Düfte
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