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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund
Autoren: Margit Sandemo
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ob es ein Durchgang sein kann.«
    »Noch eine Tür also?«
    »Schon möglich. Ich kann es nicht genau verstehen.« »Sonntag?« sagte Dag gedankenverloren. »Der Junge kann lange geschrien haben, ohne daß ihn jemand gehört hat. Wen es denn im Handwerkerviertel war.«
    »Wir müssen hier durch«, sagte Sol und nickte zur Heck hin. »Das ist nicht nötig«, antwortete der Richter. »Wir gehen drumherum.« Er wanderte geschwind ums Haus herum. »Sol, du siehst schrecklich aus«, murmelte Dag.
    Graf Strahlenhelm hörte seine Worte und blieb stehen. Gemeinsam begannen die beiden Männer, sie etwas vom Schmutz zu befreien, und dann bürsteten sie ihre eigenen Kleider ab.
    Den Häuserblock zu umrunden und in dem Hinterhof auf die andere Seite zu gelangen, dauerte nicht lang. Dort standen einige Häuschen und ein Wirrwarr an alten Fässern.
    Ratten huschten in alle Winkel, die sie erreichen konnten. Der Graf erschauerte.
    Auf dem Weg durchs Haus hatte Sol die Flickenpuppe wieder an sich genommen. Sie stand mit geschlossenen Augen und hielt sie krampfhaft an sich gedrückt. Nur mit knapper Not konnte sie noch erkennen, wie der kleine Junge über den Hof lief. Er sah sie neugierig an, mit dem gleichen verständnislosen Ausdruck in den Augen wie die Diener, die am Fenster standen und die drei bei der Hecke beobachteten. Der Junge verschwand genauso schnell wie er aufgetaucht war, und dann waren die drei wieder allein. »Nein«, sagte Sol halblaut. »Ich habe wohl alle Impulse empfangen, die ich überhaupt aufnehmen kann.« »Versuch es!« bat Dag.
    Mit Erleichterung stellte sie fest, daß Dag Vertrauen zu ihr hatte - früher hatte er sich mehr als nur einmal über sie aufgelegt. Nun entspannte sie sich, ließ alle Gedanken entschwinden, bis sie vollkommen leer war. So kamen die Eindrücke.
    »Nein, das Kind ist nicht hier in der Nähe«, sagte sie. »Graf Strahlenhelm, er atmet so schwach! Wir müssen uns beeilen, und ich weiß nicht, wo er…«
    »Wenn er durch die Hecke geschlüpft ist«, sagte Dag, »und sich nicht hier irgendwo aufhält… «
    »Dann muß er auf die Straße hinaus gegangen sein«, ergänzte der Graf Dags Worte.
    »Glaubt Ihr, daß die Tür offen war?« fragte Sol. »An einem Sonntag?«
    »Das muß sie gewesen sein. Wir haben keine Zeit, das genauer zu überprüfen«, antwortete der Richter.
    Schon eilten sie durch das Tor und wieder auf die Straße hinaus. Das war zwar nicht die Hauptstraße, aber eine Querstraße dahin.
    »Jemand muß ihn hier gesehen haben«, wandte Dag ein. »Nicht, wenn er ganz schnell auf einen anderen Hof gelaufen ist«, sagte Sol. Sie blieb stehen. »Der Geruch… Wenn ich mich doch bloß erinnern könnte, woher ich den Geruch kenne. Eine Art metallischer, öliger Geruch… der in der Nase sticht.«
    »Ist er hier in der Nähe?« fragte der Graf leise.
    »Nicht, soweit ich es fühle.«
    Der Vater des Jungen seufzte schwer.
    »Wenn ich ein ganz kleiner Junge wäre, der gerade auf eine fremde Straße gekommen ist, was würde ich dann tun?« dachte Dag laut nach. »Ich würde mich umsehen … Würde ich kehrt machen und zurückgehen? Nein, das kann er nicht getan haben denn zu Hause ist er nicht angekommen.« Ein Pferdefuhrwerk ratterte auf der großen Straße vorbei. »Er ist ein ängstlicher kleiner Junge«, sagte der Graf rasch. »Der Lärm von der Hauptstraße würde ihn erschrecken.« »Dann gehen wir in die andere Richtung«, entschied Sol. Sie eilten die schmale Straße entlang, untersuchten alle Tore darauf, ob sie verschlossen waren…
    »Schaut mal!« sagte Dag. »Unter diesem Tor ist ein breiter Spalt. Hier kann er unten durch gekrochen sein.« »Ja, und das Tor sieht unserem ähnlich«, sagte der Graf eifrig. Sol bemerkte, daß er zitterte wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommen hat, aber noch nicht von der Leine gelassen worden ist.
    Sie öffneten die Tür und traten in einen Innenhof ein, der erneut in eine Straße mündete. Die gegenüberliegende Tür hat unten eine ganze ähnliche Öffnung. Hier handelte es sich allerdingsnur um einen Durchgang zwischen zwei Gassen. »Nein, nun sind wir zu weit von zu Hause entfernt«, sagte der Graf, als sie auf die neue Straße gelangten. »Das kann nicht sein.
    »Inzwischen müßte der Junge schreckliche Angst bekommen haben«, sagte Dag.
    »Nun stürzt er einfach weiter, hilflos, ohne Vater und Mutter zu finden. Oder irgend etwas kann seine Aufmerksamkeit gefesselt haben, ein Tier zum Beispiel. Und es war Sonntag und wenig
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