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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund
Autoren: Margit Sandemo
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konnte nur mühsam mit ihr Schritt halten. Von Weitem rief Silje aufgeregt:
    »Was um alles in der Welt habt ihr vor?«
    Sie brauchte nicht die Aufgeregte zu spielen. Sie war es, sie war bereit, ihr junges Leben für den unglücklichen Grafen zu riskieren. Für einen Gesandten des Königs! Ja, hatte sie das nicht gewusst, dass er etwas Feineres als die anderen sein musste?
    Die Männer drehten sich nach ihr um. Der Scharfrichter grunzte und umklammerte die Axt fester. Hatte er Angst, sein Opfer zu verlieren?
    »Seid ihr vollkommen von Sinnen, ihr erbärmlichen Handlanger?«, schrie sie. »Das ist mein Mann, den ihr da misshandelt!«
    Sie warf rasch einen Blick auf den Mann, der festgebunden auf dem Rad hing. Sein Gesicht war bleich und verbissen. Hinter der verbissenen Fassade drohte der Zusammenbruch. Nie hatte sie panische Angst so gut verborgen gesehen!
    Er war zwar von ihrer Ankunft genauso überrascht wie die anderen, doch gewann er seine Fassung schnell wieder.
    »Nein!«, rief er. »Du hättest nicht herkommen dürfen. Und dann auch noch mit den Kindern!«
    Der Kommandant der Henkersknechte schnitt verächtlich eine Grimasse und wollte sie fortscheuchen.
    »Wenn das Euer Mann ist, Frau, dann tut es mir um Euretwillen leid.«
    »Wisst Ihr denn nicht, wen Ihr da vor Euch habt?«, fragte sie, immer noch etwas aufgeregt. Trotz ihrer Furcht fand sie es recht spannend, die Ehefrau dieses jungen Grafen zu spielen.
    »Wer er ist? Das wissen wir nur allzu gut!«
    »So, das wisst Ihr? Und trotzdem behandelt Ihr den Gesandten des Königs auf diese unerhörte Weise?«
    Der Mann auf dem Rad stieß einen wütenden Ruf aus: »Du hast kein Recht, mich zu enttarnen!«
    Sie wandte sich zu ihm und war erstaunt, wie elegant und schön er war, auch wenn sie noch immer tief in seinen Augen die Todesangst sehen konnte.
    »Nein, du opferst lieber dein Leben, anstatt etwas zu sagen«, fuhr sie genauso wütend dazwischen. »Ohne an uns zu denken, an deine Frau und deine Kinder. Ich aber habe nicht die Absicht, dich zu verlieren. Herr Kommandant, ich bin Gräfin Cecilie Stierne, das ist der Gesandte Seiner Majestät, Niels Stierne. Da mein Mann aus dieser Region stammt, wird er immer hierher entsandt.«
    »Cecilie!«, schrie ihr »Mann«.
    »Nun schweigst du! Da sitze ich allein auf dem Gut und warte auf ein Lebenszeichen von dir, und dann muss ich hören, dass ein Stümper unter den eigenen Männern des Königs dich gefangen genommen und hierhergebracht hat. Sofort brach ich von zu Hause auf, und was finde ich vor?«
    Sie ging näher auf den Kommandanten zu und murmelte leise: »Er ist in geheimer Mission hier.«
    »Glaubt ihr nicht!«, schrie der Gefangene. »Sie lügt nur!«
    Der Kommandant war etwas unsicher geworden – allerdings nur etwas. »Tja, warum hat er denn nichts gesagt?«, fragte er spöttisch.
    »Ihr müsstet doch wissen, dass ein Kurier des Königs niemals, ja unter gar keinen Umständen, seinen Auftrag verrät! Lieber geht er in den Tod.«
    Ein scharfer und erstickender Geruch lag über dem ganzen Platz.
    Die Helme der Henkersknechte blitzten im Fackelschein, und der Henker ließ seine schwere Axt ungeduldig durch die Luft surren.
    Siljes Auftreten war offenbar so glaubwürdig gewesen, dass die Sicherheit des Anführers ein wenig ins Wanken geriet. Barsch sagte er:
    »Wir wissen, wer dieser Mann ist. Er ist Heming der Vogtmörder, und auf seinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt.«
    Neben Silje lagen die Daumenschrauben und die Zwingen, übersät mit unverkennbaren rotbraunen Flecken. Sie musste gegen ein Unwohlsein ankämpfen und straffte sich ordentlich vor dem Kommandanten. Nun war sie vollkommen in der Rolle aufgegangen und außerdem war sie ganz sicher, dass ihr vom Wald aus tierische gelbe Augen folgten. »Sieht er aus wie ein Vogtmörder? Er ist zwar schmutzig und mitgenommen, aber nach einem Ritt durch das Gebirge wäret Ihr das auch gewesen. Seht Euch seine edlen Gesichtszüge an. Seht Euch seine Kinder an, seine Töchter! Sind das die Kinder eines Mörders?«
    Sie sagte absichtlich Töchter. Falls man ihren Worten nicht glaubte, wäre es ja möglich, dass sie das Kleinste auch töteten. Den Sohn eines Übeltäters am Leben zu lassen wäre unklug. Silje hoffte, dass sie das Kind nicht untersuchen würden. Und wenn sie es doch taten, dann war es hoffentlich ein Mädchen, sonst würde sie in keinem guten Licht dastehen.
    Sie fuhr fort: »Sollen meine kleinen Töchter Sol und Liv ihren Vater verlieren? Was glaubt
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