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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13
Autoren: Terry Goodkind
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Haus übernachten lassen möchte.«
    Jennsen betrachtete ihn mit ruhiger, ernster Miene.
    »Meine Mutter und ich brauchen keinen Besucher zu fürchten.« Damit spielte sie nicht auf gewöhnliche Waffen an, wie er aus ihrem
    Ton heraushörte. Zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen sah sie einen Funken von Unsicherheit in seinen ruhigen blauen Augen aufflackern.
    Jennsens Lippen dagegen zeigten die Andeutung eines Lächelns, als sie ihn überlegen sah, welch rätselhafte Gefahr von ihr ausgehen mochte. »Ihr könnt ganz unbesorgt sein. Nur wer Ärger mitbringt, muß Angst haben, sich hier aufzuhalten.«
    Er hob die Hände zum Zeichen, daß er sich geschlagen gab. »Dann bin ich hier sicher wie ein Neugeborenes in den Armen seiner Mutter.«
    Jennsen ließ Sebastian auf dem Felsen warten, während sie, knorrige Wurzeln als Stufen benutzend, auf dem verschlungenen Pfad zwischen schützenden Nadelbäumen hindurch bis zu ihrem Haus aufstieg, das ein Stück zurückversetzt in einem Eichenhain auf einem kleinen, im Hang eines Berges eingebetteten Felsvorsprung stand, es gab ausreichend Platz, ihre Ziege weiden zu lassen, sowie für ein paar Enten und Hühner. Zur Rückseite hin machten steile Felsen jeden zufälligen Besuch aus dieser Richtung unmöglich, der Pfad an der Vorderseite war der einzige Zugang. Für den Fall, daß sie bedroht wurden, hatten Jennsen und ihre Mutter hinter dem Haus eine gut versteckte Folge von Tritten angebracht, die zu einem schmalen Felsensims hinauf und über einen gewundenen Nebenweg und verschiedene Wildwechsel durch eine Schlucht vom Haus wegführte.
    Seit Jennsens Kindertagen waren sie häufig umgezogen und niemals allzu lange an einem Ort geblieben. Hier jedoch, wo sie sich sicher fühlten, hielten sie es mittlerweile bereits seit über zwei Jahren aus. Kein einziges Mal hatten Reisende ihr Versteck in den Bergen entdeckt, was an ihren anderen Aufenthaltsorten gelegentlich vorgekommen war, und die Bewohner Briartons, der nächsten Ortschaft, wagten sich niemals so weit in den dunklen und bedrohlichen Wald vor. Es war der sicherste Unterschlupf, den sie und ihre Mutter je gefunden hatten, deshalb hatte Jennsen es nach und nach gewagt, ihn immer mehr als ihr Zuhause zu betrachten.
    Jennsen wurde verfolgt, seit sie sechs war, und trotz der niemals nachlassenden Vorsicht ihrer Mutter wären sie mehrere Male um ein Haar aufgegriffen worden. Der sie verfolgte, war kein gewöhnlicher Mann und deshalb nicht auf die üblichen Mittel bei einer Verfolgung angewiesen. Soviel Jennsen wußte, konnten es seine Augen sein, mit denen die auf einem hohen Ast hockende Eule sie beobachtete, während sie den felsigen Pfad hinaufstieg.
    Kaum war Jennsen am Haus angelangt, als ihre Mutter aus der Tür trat. Sie war genauso groß wie Jennsen und hatte dasselbe dichte, bis knapp über die Schultern fallende Haar, nur daß das ihre eine eher kastanienbraune denn rote Farbe hatte. Sie war noch keine fünfunddreißig und die schönste Frau, die Jennsen je gesehen hatte. Unter anderen Lebensumständen hätten gewiß zahllose Freier ihrer Mutter den Hof gemacht, und manch einer von ihnen wäre auch bestimmt bereit gewesen, einen fürstlichen Brautpreis für ihre Hand zu zahlen. Aber da die innere Schönheit ihrer Mutter ebenso ausgeprägt war wie ihre äußere, hatte sie das alles aufgegeben, um ihre Tochter zu beschützen.
    Wenn Jennsen von Selbstmitleid gepackt wurde, weil sie auf ganz alltägliche Dinge verzichten mußte, rief sie sich ihre Mutter ins Gedächtnis, die genau diese Dinge und noch viel mehr um ihrer Tochter willen aufgegeben hatte. Ihre Mutter war für sie wie ein Schutzengel.
    »Jennsen!« Ihre Mutter kam ihr entgegengerannt und packte sie bei den Schultern. »Jenn, ich hab mir schon solche Sorgen gemacht. Dachte mir, du bist bestimmt in Schwierigkeiten geraten, und wollte gerade …«
    »Das stimmt auch, Mutter«, gestand sie.
    Ihre Mutter zögerte nur einen Augenblick, dann zog sie Jennsen ohne weitere Fragen in ihre schützenden Arme. Nach einem so beängstigenden Tag war Jennsen der Trost ihrer Mutter höchst willkommen; schließlich schob ihre Mutter sie Richtung Tür.
    »Komm rein und sieh zu, daß du wieder trocken wirst. Wie ich sehe, hast du einen ordentlichen Fang mitgebracht. Wir werden uns ein schönes Abendessen zubereiten, dann kannst du mir erzählen …«
    Jennsen ließ sich nur widerstrebend darauf ein. »Mutter, ich habe jemanden mitgebracht.«
    Ihre Mutter blieb wie angewurzelt
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