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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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jener Hütte, als er ihre Gegenwart eingeatmet hatte wie Luft zum Leben.
    Jalimey, die in den Fluss gesprungen war. Wie lange hatte sie wohl gebraucht, um Dasnaree einzuholen? Sie hatte es nicht geschafft, Tahan umzubringen, aber vielleicht hatte sie gehofft, dass sie dem Regenten mit der Information über die Quelle einen ebenso großen Gefallen tat.
    Alles für ihren kleinen Jungen. Tahan konnte ihr nicht einmal böse sein.
    Nun hätte er Noan erzählen können, was Jalimey antrieb, zu welchem Verrat sie fähig war. War das nicht der beste Weg, um seine Liebe zu ihr auszulöschen? Noan war ein Garlawin– er würde nicht verstehen, wie man ein ganzes Reich für ein Kind opfern konnte. Wenn Noan Verrat übte, dann nur für das große Ganze.
    Doch er schwieg. Sie ritten vom Berg herunter und waren klein und verloren unter dem strahlenden Frühlingshimmel. Nur zu viert. Aber vier waren Mea. Zwei Mönche und zwei Freunde, das waren zweimal die Zwei, das war Skalt, und Skalt war die größte Macht, die in dieser und allen anderen Welten existierte.
    Â» Reiten wir nach Helsten « , sagte Ralnir mit brüchiger Stimme. » Ich werde den Regenten zur Rechenschaft ziehen für diese Dinge. Mit der Macht des Turms « , er ließ den Blick über sie alle wandern, » die jedem von uns zur Verfügung steht, werden wir hoffentlich auf ihn einwirken können. Wir müssen ihn wenigstens dazu bringen, auf uns zu hören. Jeder Herrscher braucht Ratgeber. «
    Noan lachte ungläubig. » Wir sollen mit ihm reden? Wenn ich irgendetwas bin, dann sein Feind. Er hat alles vernichtet, was mir geblieben war. Die Zeit für Freundlichkeiten ist lange vorbei. «
    In dieser Nacht hielt Noan die erste Wache und Tahan die zweite. Die Mönche fanden das unnötig, sie schienen sich vor nichts und niemandem zu fürchten. Nicht einmal, dachte Tahan wütend, vor ihren eigenen Fehlentscheidungen.
    Statt Noan abzulösen, packte er seine Sachen aufs Pferd.
    Â» Ich verabschiede mich « , sagte er leise. » Du musst nicht mitkommen. «
    Â» Wohin willst du? «
    Seit sie die zerstörte Burg gefunden hatten, schien sein Freund ihn nicht mehr ganz so stark zu hassen. Vielleicht war ihm endlich aufgegangen, wer den Standort der Quelle Dasnaree zugetragen haben musste.
    Â» Ich verrate lieber nichts in der Nähe von angeblich Schlafenden. «
    Noan nickte, sein Gesicht vom leise flackernden Feuer beschienen. Sie brauchten es nicht wegen seiner Wärme, sondern um die Wölfe fernzuhalten. Nicht allein das Land war von Dasnarees gläsernem Heer aufgepflügt und durcheinandergebracht, auch die wilden Tiere spielten verrückt. Nachts hörte man in der Nähe der Straße die Wölfe heulen, die sich sonst nur im Gebirge und in den fernsten Tiefen der großen Wälder aufhielten. Hirsche griffen blindlings Reiter an, die Bienen taumelten wie betrunken über die Wiesen und stachen ganze Dorfgemeinschaften in den Tod.
    Doch die Mönche, die all dies zu verantworten hatten, schliefen den Schlaf der Gerechten.
    Tahan führte den Braunen davon. Er protestierte nicht, als er merkte, dass Noan ihm folgte. Wenn er schon ein Prinz ohne Familie, ohne Thron, ohne Besitz war, dann war ihm wenigstens ein einziger Gefolgsmann geblieben– ein Fürst ohne Familie, ohne Fürstensitz, ohne Hoffnung.

33
    F ünf Tage waren es nach Rajalan. Die zerklüftete Ebene machte sieben daraus. Die Wurzeln verschlangen ihre Pferde, rissen sie hinunter in den Erdschlund, und obwohl die beiden Männer wie wild auf den schwarzen schlangengleichen Tentakeln herumhackten, gelang es ihnen nicht, ihre Tiere zu retten. Ein ekelerregender Gestank lag in der Luft, in den Gräben blubberte dunkelrotes Wasser, auf dem faulige Bläschen zerplatzten. Sie kletterten bergauf und bergab, sprangen über Spalten und Klüfte, verschlossen die Ohren vor den Todesschreien von Tieren oder Wanderern. Die Todesangst machte alle gleich. Der Baum brannte am Horizont, ein ewiges Feuer, von dem schwarzer Rauch aufstieg. Die Mönche hatten nicht gelogen. Seine Blüten waren feuerrot, groß und fleischig, aus der Rinde des mächtigen Stammes tropfte Harz wie stinkender Schleim. In der Ferne bohrte er seine Wurzeln in ein fremdes Königreich, erschuf gläserne Soldaten aus Sand und Mineralien und ließ eine zerfurchte Wüstenei zurück.
    Irgendwo in Tahan weinte das
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