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Die Sache mit Callie und Kayden

Die Sache mit Callie und Kayden

Titel: Die Sache mit Callie und Kayden
Autoren: Jessica Sorensen
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stöhnt, als ich ihn streng anblicke. »Na gut, ich bin ja schon still. Komm jetzt, suchen wir uns einen Campusführer zum Quälen.«
Kayden
    Ein Albtraum verfolgt mich jeden verfluchten Tag seit vier Monaten. Ich liege gekrümmt neben dem Pool-Haus, und mein Dad prügelt mich windelweich. Er ist durchgedrehter denn je, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich mit das Schlimmste getan habe, was er sich vorstellen kann. In seinen Augen funkelt blanke Mordlust, und alles Menschliche ist komplett weg, rasender Wut gewichen.
    Während seine Faust in mein Gesicht hämmert, läuft mir warmes Blut über die Haut und spritzt auf mein T-Shirt. Ich weiß, dass er mich diesmal wohl umbringt, ich mich endlich wehren sollte, doch ich habe längst gelernt, innerlich zu sterben. Und es ist mir irgendwie egal.
    Dann taucht jemand aus dem Dunkeln auf und unterbricht uns. Als ich mir das Blut aus den Augen wische, sehe ich, dass es ein Mädchen ist, wahnsinnig vor Angst. Ich verstehe nicht richtig, wieso sie sich eingemischt hat, doch ich schulde ihr eine Menge.
    Callie Lawrence hat mir an dem Abend mein beschissenes Leben gerettet, sicher mehr, als ihr bewusst ist. Ich wünschte, sie würde das wissen, auch wenn ich bisher keinen Schimmer habe, wie ich es ihr sagen soll. Seitdem habe ich sie ja nicht mal mehr gesehen, bloß gehört, dass sie früher ans College gegangen ist, um ihr eigenes Leben anzufangen. Darum beneide ich sie.
    Mein erster Tag auf dem Campus läuft ziemlich gut, vor allem nachdem meine Eltern weg sind. Nachdem sie abgefahren sind, kann ich zum ersten Mal im Leben richtig Luft holen.
    Luke und ich wandern auf dem Campus herum, erforschen das Gelände und werfen uns dabei einen Football zu. Die Sonne scheint, die Bäume sind grün, und es ist alles so neu, dass ich richtig aufgedreht bin. Ich will von vorne anfangen, glücklich sein, ausnahmsweise mal leben.
    Bei einem besonders weiten Wurf von Luke renne ich aus Versehen ein Mädchen um. Ich komme mir wie ein Arsch vor, weil sie ausgerechnet auch noch so klein und zerbrechlich aussieht. Ihre blauen Augen sind weit aufgerissen, und sie wirkt, als hätte sie Todesangst. Noch schräger ist, dass sie mich kennt. Ich frage sie, woher, da rennt sie weg.
    Das macht mich irre. Ich kann nicht aufhören, an ihr Gesicht zu denken. Von irgendwoher kenne ich sie. Wieso komme ich nicht darauf, wer sie ist?
    »Hast du das Mädchen gesehen?«, frage ich Luke. Er ist seit der zweiten Klasse mein bester Freund, seit wir beide begriffen haben, wie kaputt unser Zuhause ist – allerdings auf unterschiedliche Art.
    »Das, das du gerade umgerannt hast?« Er faltet den Stundenplan zusammen und steckt ihn in die hintere Tasche seiner Jeans. »Die hat mich irgendwie an die Stille von unserer Schule erinnert, du weißt schon, das Lieblingsopfer von Daisy.«
    Ich sehe zu den Eingangstüren, durch die sie verschwunden ist. »Callie Lawrence?«
    »Ja, ich glaube, so hieß sie.« Er atmet gestresst aus und dreht sich mitten auf dem Rasen suchend um. »Aber ich denke nicht, dass sie das war. Sie hatte nicht dieses ganze schwarze Zeug um die Augen, und Callie hatte so einen Jungenhaarschnitt. Außerdem sah das Mädchen eben dünner aus.«
    »Ja, sie sah anders aus.« Doch wenn es Callie ist, muss ich mit ihr über den Abend reden. »Callie war übrigens immer dünn. Deshalb hat Daisy sie ja verarscht.«
    »Das kann ein Grund von vielen gewesen sein«, erinnert er mich und verzieht angewidert das Gesicht wegen irgendwas hinter mir. »Ich gehe mal unser Zimmer suchen.« Luke läuft schon zur Ecke des Gebäudes, bevor ich etwas sagen kann.
    »Da bist du ja!« Daisy nähert sich mir von hinten, und ich ersticke beinahe an der Wolke von Parfüm und Haarspray.
    Plötzlich verstehe ich, warum Luke wie angestochen weggelaufen ist. Er mag Daisy nicht, und das hat mehrere Gründe. Einer ist, dass er sie für eine Schlampe hält. Und das ist sie, was für mich jedoch vollkommen in Ordnung ist. Auf die Art riskiere ich nicht, Gefühle zu entwickeln, und ich kann nur leben, indem ich nichts fühle.
    »Ich hoffe doch sehr, dass ihr gerade nicht über mich geredet habt.« Daisy schlingt ihre Arme um meine Mitte und massiert meinen Bauch mit ihren Fingerspitzen. »Oder nur Gutes.«
    Ich drehe mich um und küsse sie auf die Stirn. Sie hat ein tief ausgeschnittenes blaues Kleid an, und ihre Kette hängt zwischen ihren Titten. »Keiner hat über dich geredet. Luke ist nur los, unser Zimmer suchen.«
    Sie beißt
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