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Die Sache mit Callie und Kayden

Die Sache mit Callie und Kayden

Titel: Die Sache mit Callie und Kayden
Autoren: Jessica Sorensen
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vollkommenes Lächeln ist eklig blutig. Nur eines seiner strahlend grünen Augen ist zu sehen. »Ich verstehe nicht, wieso du das getan hast.«
    Ich kratze mich an der Stirn. Das ist eine nervöse Angewohnheit von mir, wenn mich jemand direkt ansieht. »Na ja, ich konnte ja nicht einfach weggehen. Das würde ich mir nie verzeihen.«
    Im Licht, das vom Haus her scheint, erkennt man erst, wie schlimm seine Verletzungen sind und dass sein T-Shirt voller Blut ist. »Du darfst keinem etwas erzählen, klar? Er ist betrunken … und er hat es gerade nicht leicht. So wie heute ist er sonst nicht.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und bin nicht sicher, ob ich ihm glaube. »Vielleicht solltest du es trotzdem jemandem sagen, also, deiner Mom zum Beispiel.«
    Er starrt mich an, als wäre ich ein dummes kleines Kind. »Da gibt es nichts zu erzählen!«
    Ich betrachte sein angeschwollenes Gesicht, seine eigentlich so perfekten Züge, die jetzt entstellt aussehen. »Na gut, wenn du meinst.«
    »Ja, meine ich«, sagt er gereizt, und ich will weggehen. »Hey, Callie! Du heißt doch Callie, nicht? Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    Ich sehe über die Schulter zu ihm. »Klar. Was?«
    »Unten im Badezimmer ist ein Erste-Hilfe-Kasten, und im Gefrierschrank ist ein Kühlkissen. Kannst du mir die bringen? Ich will so nicht nach drinnen.«
    Lieber würde ich so schnell wie möglich verschwinden, lasse mich aber von seinem flehenden Tonfall überreden. »Ja, kann ich machen.« Ich gehe ins Haus, wo ein beklemmendes Gedränge herrscht. Ich ziehe die Ellbogen ein, hoffe, dass mich niemand berührt, und schlängele mich zwischen den Leuten durch.
    Maci Owens, Kaydens Mutter, sitzt mit einigen anderen Müttern an einem Tisch und winkt mir zu, sodass ihre goldenen und silbernen Armreifen klimpern. »Ah, Callie, ist deine Mom hier, Süße?« Sie redet ein bisschen schleppend, und vor ihr steht eine leere Weinflasche.
    »Sie wartet draußen im Wagen«, rufe ich über die laute Musik hinweg. Jemand stößt gegen meine Schulter, und ich verkrampfe mich. »Sie hat mit meinem Dad telefoniert und mich reingeschickt, meinen Bruder holen. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, tut mir leid, Süße.« Sie schwenkt einen Arm. »Hier sind so viele!«
    Ich winke ihr verhalten zu. »Macht nichts, ich gehe ihn suchen.« Als ich weggehe, frage ich mich, ob sie ihren Mann gesehen hat und ihn nach seiner verletzten Hand fragen wird.
    Im Wohnzimmer sitzt mein Bruder Jackson auf dem Sofa und redet mit seinem besten Freund, Caleb Miller. Ich erstarre an der Schwelle, gerade außer Sichtweite von ihnen. Die beiden lachen und trinken Bier, als wäre alles egal. Ich hasse meinen Bruder dafür, dass er lacht, dass er hier ist, dass er es mir so schwer macht, zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, dass Mom draußen im Wagen auf ihn wartet.
    Als ich auf ihn zugehen will, bewegen meine Füße sich nicht. Ich muss das hinter mich bringen, aber in den Ecken knutschen Leute, andere tanzen mitten im Zimmer, und ich fühle mich schrecklich. Ich kriege keine Luft. Ich kann nicht atmen. Bewegt euch, Füße, na los!
    Jemand rempelt so heftig gegen mich, dass ich fast hinfalle.
    »’tschuldigung«, sagt eine tiefe Stimme.
    Ich fange mich am Türrahmen ab. Immerhin weckt mich das aus meiner Trance. Ich renne den Flur hinunter, ohne mich umzusehen, wer mich angerempelt hat, denn ich muss hier raus und Luft holen.
    Nachdem ich den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Schrank und das Kühlkissen aus dem Gefrierschrank geholt habe, schleiche ich mich unbemerkt durch die Seitentür aus dem Haus. Kayden ist nicht mehr draußen, doch im Pool-Haus brennt Licht.
    Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe hinein. »Hallo?«
    Kayden kommt aus einem Hinterzimmer. Sein Oberkörper ist nackt, und er drückt sich ein Handtuch aufs Gesicht, das leuchtend rot und feucht ist. »Hey, hast du die Sachen?«
    Ich gehe hinein und schließe die Tür hinter mir. Dann halte ich ihm mit abgewandtem Kopf den Erste-Hilfe-Kasten und das Kühlkissen hin, damit ich ihn nicht ansehen muss. Sein nackter Oberkörper und seine tiefsitzende Jeans sind mir so unheimlich, dass ich wie gelähmt bin.
    »Ich beiße nicht, Callie.« Sein Tonfall ist neutral, als er mir die Sachen abnimmt. »Du musst nicht an die Wand starren.«
    Ich zwinge mich, ihn anzusehen, und es fällt mir schwer, nicht auf die Narben zu starren, die im Zickzack über seinen Bauch und seine Brust verlaufen. Die vertikalen Linien an seinen Unterarmen sind am
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