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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen
Autoren: May R. Tanner
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hübscher als Tulip. Über die Köpfe der anderen umher stehenden Gäste hinweg fing er ihr Lächeln ein.
    -Tut es noch weh?-
    -Was?-
    -Das Mal des Orakels.-
    -Nein.-
    -Gut.-
    Jinx’ Lächeln wurde etwas breiter und Damon spürte eine Hitzewelle über sich zusammenbrechen.
Es war wie die Berührung eines Schmetterlings. Zart durch den Raum flatternd und nur eine Sekunde lang spürbar, bevor ihr Gesicht wieder zu dieser unnahbaren Miene gefror, die sie so gern zur Schau stellte. Jinx gab sich nicht mit jedem ab. Kalt wie ein Eiswürfel. Sie war noch schwerer zu erobern als ihre Schwester. Eine harte Nuss sozusagen. Aber diese zu knacken war seine Spezialität. Heute Abend würde es soweit sein. Heute Abend würde er Jinx mit nach Hause nehmen, wenn die Party hier vorbei war. Allerdings musste er dazu erst einmal Tulip loswerden. Und das war leichter gesagt, als getan. Damon war es, als spürte er Spott in Jinx’ Blick und er dachte, sie würde ihre telepathische Unterhaltung fortführen, doch sie wandte sich einem anderen Mann ihrer Spezies zu, der ihr nicht einmal annähernd das Wasser reichen konnte, sich aber sehr bemühte ihr zu gefallen und diensteifrig ein Glas Champagner für sie zu holen gedachte. Damon verspürte fast schon so etwas wie Enttäuschung, dass man sich so schnell von ihm abwandte.
     
    Nathan zog ungemütlich an der Krawatte seines Anzugs. Dieser war nichts Besonderes. Dahinter stand kein vollkommen überteuert verkaufter Name. Vor fünfzig Jahren hatte er ihn bei einem Herrenausstatter für seine Maße anfertigen lassen und trug ihn nur für besondere Gelegenheiten wie dieser hier. Wenn das Orakel rief, hatten sich die Warrior in Schale zu schmeißen. Dabei gab es so viel wichtigere Dinge zu tun, als das Zelebrieren irgendwelcher Feste, deren Hintergründe vollkommen veraltet waren und einer Überholung bedurften. Natürlich sagte der Warrior Jagannatha solche Dinge niemals laut, doch er stimmte mit den Ansichten seines Anführers Theron überein, dass in diesen Tagen der Welt die Uhren ein klein wenig anders liefen als gewohnt.
    Nathan sah gut aus, wenn auch altmodisch in dem schon etwas fadenscheinig werdenden Stoff, aber Smoking war Smoking und er gab sein Vermögen lieber für diejenigen aus, die es dringender brauchten als er selbst. Waisenkinder, Obdachlose, Jugendliche, die eine weitere Chance in ihrem Leben brauchten, obwohl sie schon hundert andere in den Wind geschlagen hatten. Reverend Nathan Drake war sehr, sehr geduldig. Das lernte man in den Zeiten des Krieges. Wenn man viele solcher Zeiten hinter sich hatte, dann wusste man den Frieden umso mehr zu schätzen. Er versuchte, zu vermitteln, wo es nur ging. Nicht nur unter Seinesgleichen sondern auch draußen auf der Straße. Unten in Hell’s Kitchen, wo er in einer alten, vormals baufälligen und nun komplett renovierten Kirche ein Waisenhaus, eine Suppenküche und eine Schule für mittellose Kinder und Jugendliche eingerichtet hatte. Mit Hilfe einiger Freiwilligen und ein paar Nonnen unterrichtete er unter dem Deckmantel eines Priesters selbst. Dass er kein richtiger Priester sondern genau das Gegenteil war, musste niemand wissen, solange er Gutes tat und sich nicht von irdischen Schwächen verleiten ließ. Vor ihm hatte sich niemand außer den Feinden der Immaculates zu fürchten. Reverend Drake war ein sehr umgänglicher, freundlicher, fast schon zurückhaltender Zeitgenosse mit einem scheinbar schier unerschöpflichen Wissen und einem Tatendrang bis zur Selbstaufgabe.
    Er hatte seiner Meinung nach einiges wieder gutzumachen, obgleich er manchmal selbst nicht so genau zu wissen schien, was er eigentlich damit meinte.
    „Guten Abend, Gentlemen.“, begrüßte er seinen Anführer, Ray und Ash, die sich eben noch unterhalten hatten und jetzt verstummten. Hoffentlich nicht über ihn. Wohl eher über Damon, der sich wieder einmal in charmanter Gesellschaft befand. Ein verschlagenes Lächeln umspielte seine Lippen und er schlug den Champagner aus, den ihm einer der Bediensteten des Orakels anbot. Wenn er später nach Hause ging und einer der Schwestern in die Arme lief, wollte er nicht nach Alkohol riechen.
    Rys löste sich aus einer Gruppe von Gästen und gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Nathan begrüßte ihn mit Handschlag.
„Wo bleiben die Computer für meinen Informatikraum, Chryses? Die Kinder warten darauf.“
    Rys verzog sein Gesicht zu einem angestrengten Lächeln: „Frag meinen Bruder oder Ray, der ist für solche
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