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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen
Autoren: May R. Tanner
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Manchmal wichtiger als alles andere.
    Theodor löste Fionas untergehakten schlanken Arm von seinem und bedachte seinen Bruder mit einem wütenden Blick.
-Wir können uns vor dem Ritual gern noch ein paar Minuten draußen darüber unterhalten, wer hier ein schlechter Enforcer ist, Bruder.-
    Malcolm wusste ganz genau, dass Theodor keineswegs die Regeln verletzt hatte. Bekky hatte ihn angesprochen, nicht umgekehrt. Es hatte keinen Grund gegeben, unhöflich zu ihr zu sein oder die Flucht zu ergreifen. Ganz im Gegenteil, Theodor wünschte sich, er wäre ein klein wenig offener zu ihr gewesen. Das hätte vielleicht von Anfang an ihre Bedenken gemildert, statt sie jetzt ablehnender denn je zu erleben.
Just in diesem Moment sah Bekky irritiert zu ihnen hinüber, als hätte es in ihren Ohren geklingelt, weil man hinter ihrem Rücken über sie sprach.
    „Sht, Malcom. Sei still. Sie hat uns bemerkt. Hör jetzt endlich auf, in ihren Gedanken zu wühlen. Sie hat einfach Angst davor, dass ihrer Schwester etwas passieren könnte und die beiden sich wieder verlieren. Sie hat, weiß Gott, genug durchgemacht. Gib ihr eine Chance. Die Harpers tun das auch und du unterstehst ihrem Befehl, also halt die Klappe.“
    Fionas sanftes Tätscheln verwandelte sich in einen Klaps auf Malcolms Unterarm, bevor sie Rebeka aufmunternd lächelnd zunickte, die sich jedoch sofort mit düsterer Miene von ihr abwandte und auf wackeligen Beinen auf dem glatt gebohnerten Fußboden in die andere Richtung der großen Halle stakste. Begleitet von einer weiteren riesigen Welle des Unbehagens, die Fiona leise aufseufzen und tadelnd zu ihrem Bruder aufsehen ließ.
    Dieser zeigte nicht einen Hauch von Reue und diese Art von borniertem Verhalten empfand Fiona so grausam wie tausend kleine Nadelstiche auf nackter Haut. Er schwieg fürs erste, weil er zu ihr einfach nicht gemein sein konnte, aber seine Ablehnung gegenüber der armen Rebeka war genauso schlimm. Seine negativen Schwingungen verursachten bei ihr Übelkeit.
Sollte sie dem Mädchen hinterher gehen? Sich für das Verhalten ihres Bruders, der sie eigentlich beschützen sollte, entschuldigen? Nein, Rebeka würde nur so tun, als nähme sie die Entschuldigung an und Fiona würde nur so tun, als hätte sie das nicht gemerkt. Man konnte nur hoffen, dass sich nach dem Ritual einiges zum Besten wandte. Ganz so, wie es das Orakel und die Familie Harper zweifellos planten.
    Die drei Immaculates verursachten Bekky Unbehagen. Alles hier machte ihr Angst. Aber die drei, von denen ihr zumindest einer durch seine Aufgabe als Beschützer bekannt war, hatten sie, und zwar nur sie, eine ganze Weile beobachtet. In ihrem Kopf schmerzte es, als hätte jemand ihre Schädeldecke geöffnet und ihrem Gehirn herumgewühlt. Diese Immaculates konnten Gedanken lesen, nicht wahr? Rys Harper hatte ihr ein paar seiner Fähigkeiten offenbart, als sie in dieser gigantischen Lagerhalle gewesen waren, in der sie und Romy sich ein Kleid für diesen Abend aussuchen mussten.
Sie war sich ziemlich sicher, dass zumindest der große Dunkelhaarige mit den arroganten Gesichtszügen dies getan hatte. Er hatte sie ganz besonders finster mit seinen schwarzen Augen angesehen, als wollte er sie für ihren Unglauben strafen, sobald sich die Gelegenheit ergab, ihr irgendwo in trauter Zweisamkeit aufzulauern. Theodor und das ebenfalls dunkelhaarige Mädchen in dem elfenbeinfarbenen Empirekleid dagegen hatten eher so geschaut, als täte sie ihnen leid.
Bekky wollte deren Mitleid nicht und sie wollte auch nicht, dass man in ihr las. Deshalb flüchtete sie. Wohlwissend, dass sie vor den Fähigkeiten der Immaculates um sie herum nicht fliehen konnte. Auf diesen Schuhen konnte man sowieso nur sehr langsam von einem Ort zum anderen kommen. In Gedanken verfluchte sie Rys, der ihr das schöne Kleid, diese schicken Schuhe, diese elegante Hochsteckfrisur und diesen sündhaft teuren, echten Diamantschmuck aufgeschwatzt und jegliche Entscheidung über ihr heutiges Erscheinungsbild abgenommen hatte.
    Sie wollte schwarz, er hatte es mit klaren Worten verboten, weil sie zu jung dafür war. Sie wollte flache Schuhe, weil diese bleistiftdünnen Absätze nicht mit ihrem Körpergefühl kompatibel waren, er hatte befohlen, sie sollte das Gehen darauf üben und zwar sofort unter seiner Korrektur und seinen schiefergrauen Argusaugen, die einem das Gefühl gaben, nichts richtig zu machen, so sehr man sich auch bemühte.
Sie hatte ihm ihre Verachtung ins Gesicht gespien und
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