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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen
Autoren: May R. Tanner
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gesagt, sie würde ihn hassen, er hatte ihr gesagt, sie könnte gern einen Keks und ein Glas Milch haben, falls sie das beruhigen würde, ohne sich im Mindesten von ihr provozieren zu lassen. Er hatte sie wie ein Kleinkind behandelt und sie die Nachsicht des Erwachsenen spüren lassen, was sie nur noch mehr auf die Palme gebracht hatte.
    Romy hatte zu all dem nicht viel beigetragen, sondern versucht zwischen ihr und Rys, zum Wohl aller und um sich selbst und den anderen Anwesenden, die den Streit zwischen Bekky und Rys Harper neugierig beobachteten, weitere Peinlichkeiten zu ersparen, zu vermitteln.
Das hatte am Ende des Tages auch bestens funktioniert. Weil zwischen Rys Harper und Rebeka Kiss eisige Funkstille herrschte, die nicht mal das schöne lindgrüne Kleid, der kostspielige glitzernde Schmuck und die eigentlich gar nicht so unangenehme Gesellschaft von Mrs. Harper auftauen konnte, die sich zu ihnen gesellt hatte, um ihr und Romana gegen ihren manchmal sehr dominant agierenden Sohn beizustehen.
Bekky fühlte sich von Rys und dessen Selbstsicherheit noch eingeschüchterter als ihre Schwester, die schließlich zugegeben hatte, ihn eigentlich doch irgendwie nett zu finden, wollte sich das allerdings um keinen Preis anmerken lassen. Diese Immaculates hatten keine Macht über sie. Ob sie nun nett oder gemein zu ihr waren.
    Ganz im Gegenteil, wenn sie gemein zu ihnen war, dann konnte ihr das nur einen Vorteil einbringen. Sie würde sich nämlich nicht von deren Sekten-Psycho-Gehirnwäsche-Spielchen einwickeln lassen. Sie tat das hier alles nur für Romy und zu deren Wohl. Nur deswegen war sie hier, nur deswegen hatte sie sich schick machen lassen. Niemals würde sie zugeben, dass Rys Recht hatte und ihr der eigene Anblick im Spiegel durchaus irgendwie gefiel. Sie hatte so verändert und plötzlich erwachsen ausgesehen.
Bekky schüttelte den aufkommenden, positiven Gedanken ab. Man wollte sie nur mit dieser offensichtlichen Macht, dem guten Geschmack und dem hier zur Schau gestellten Reichtum beeindrucken. Das funktionierte aber nicht. Niemals. Sie war und blieb skeptisch. Wenigstens sie musste noch ein klein wenig länger durchhalten, damit sie ihre Schwester und sich selbst rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, bevor es brenzlig wurde.
Diese Limousine, in der sie und Romy zum Einkaufen abgeholt und nach Hause gebracht worden waren, konnte ihr gestohlen bleiben. Genauso wie diese gut duftenden Hummerhäppchen, die man ihr jetzt auf einem Silbertablett unaufdringlich, aber einladend vor die Nase hielt und ihren Magen knurren ließen.
    Nur für Romy! , wiederholte sie in Gedanken erneut ihr Mantra für diesen Abend. Damit ihre große Schwester gesund wurde und sie für immer zusammen bleiben konnten. Es hatte jedoch keinen Zweck über ihre unvernünftige Art des Widerstandes zu sprechen, weil sie sehr wohl verstand, das man sie nicht zu verstehen gedachte und sie Romys Gesundheit nicht weiter gefährden wollte.
Ablehnend schüttelte sie den Kopf. Am Ende war das Essen noch mit irgendeinem Mittel verseucht, mit dem man ihren Willen endgültig brechen wollte. Bei dieser Art von Glaubensfanatikern konnte man schließlich nicht wissen. Sie hatten ihr ja auch die sanftmütige Kinderkrankenschwester auf den Hals gehetzt, die sie ebenfalls von der Sache zu überzeugen versucht hatte, jedoch nicht einmal mit den wohlmeinendsten Worten und ihrer eigenen Geschichte zu ihr durchgedrungen war.
     
    „Wenn du dich hier nicht wohl fühlst, solltest du vielleicht tatsächlich den nächsten Bus nach Hause nehmen, Mädchen. Ich bin sicher, deine Schwester wird dir irgendwann großzügig verzeihen.“
    „Wie bitte?“ Bekky schnappte empört, sofort auf hundertachtzig, weil sie die an sie gerichteten Worte automatisch an den dämlichen Rys Harper erinnerten, nach Luft und hielt im nächsten Moment erschrocken den Atem an, als sie sich mit einer ihr vollkommen fremden Frau konfrontiert sah, die den Weg des Kellners versperrte, nach einem der Hummerhäppchen griff und ohne zu zögern aß, während sie Bekky mit einem undefinierbaren Blick musterte.
    Bekky wurde rot. Es war offensichtlich, dass diese Frau jeden ihrer Gedanken verfolgt und gelesen hatte. Wer war sie? Warum war sie Rebeka nicht schon eher aufgefallen? Jedenfalls sah sie aus, als käme sie gerade aus irgendeinem Wald von der Jagd. Warum wurde ihr verboten, sich schlichter zu kleiden, während andere Gäste ganz offenbar in jedem Kostüm, das ihnen gefiel hier rein
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