Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
sagte er. »Was gibt es?«
    Martin besaß die Geistesgegenwart, verlegen dreinzusehen. Er wusste, dass der Baron seinen Einwurf absichtlich missverstanden hatte. Deshalb holte er tief Luft und sagte entschuldigend: »Ich … wollte Euch nur in Kenntnis setzen, dass der Name der Kandidatin Jennifer Dalby ist, Sir.«
    Der Baron nickte. »Danke sehr, Martin. Nun, Jennifer Dalby …«
    »Jenny, Sir«, warf das Mädchen ein und der Baron zuckte seufzend mit den Schultern.
    »Also dann, Jenny. Ich nehme an, du möchtest dich um eine Lehrstelle bei Meister Chubb bewerben?«
    »Oh ja, bitte, Sir!«, erwiderte Jenny atemlos und richtete einen bewundernden Blick auf den Koch. Chubb runzelte nachdenklich die Stirn und musterte sie.
    »Hmmm … ja, vielleicht … vielleicht«, murmelte er und ging vor ihr auf und ab. Sie lächelte ihn gewinnend an, doch Chubb war gegen solche weiblichen Waffen immun.
    »Ich werde hart arbeiten, Sir«, versicherte sie ihm ernst.
    »Da bin ich mir sicher!«, antwortete er prompt. »Dafür würde ich auch sorgen, Mädchen. In meiner Küche wird nicht getrödelt oder gefaulenzt, das sage ich dir.«
    Jenny war nun doch besorgt, dass ihr Traum womöglich nicht Wirklichkeit werden könnte, und spielte ihre Trumpfkarte aus.
    »Ich habe die richtige Figur«, machte sie ihn aufmerksam. Baron Arald verbarg nicht zum ersten Mal an diesem Morgen ein Lächeln.
    »Da hat sie nicht Unrecht, Chubb«, warf er ein und der Koch wandte sich ihm beipflichtend zu.
    »Die Figur ist nicht unwichtig, Mylord. Alle großen Köche neigen dazu… wohl geformt zu sein.« Er drehte sich zurück zu dem Mädchen und überlegte immer noch. Die anderen mochten ihre Lehrlinge im Handumdrehen annehmen, doch Kochen war schließlich eine besondere Kunst.
    »Sag mir«, forderte er Jenny auf, »was würdest du mit einer Truthahnpastete tun?«
    Sie lächelte ihn strahlend an. »Sie essen«, antwortete sie sofort.
    Chubb versetzte ihr mit dem hölzernen Kochlöffel einen leichten Schlag auf den Kopf. »Ich meinte, wie du sie zubereiten würdest.«
    Jenny überlegte kurz und rasselte dann eine ausführliche Beschreibung herunter, wie sie dieses Gericht nach allen Regeln der Kunst zubereiten würde. Alle bis auf den Koch lauschten ehrfürchtig und verstanden absolut gar nichts. Chubb jedoch nickte einige Male und unterbrach Jenny nur, als sie das Ausrollen des Teiges beschrieb.
    »Neunmal, sagst du?«, fragte er neugierig nach. Jenny nickte.
    »Meine Mutter sagte immer: »Achtmal, damit es ein richtiger Blätterteig wird, und einmal mehr, damit man ihn liebt«, erklärte sie.
    Chubb nickte nachdenklich. »Interessant. Sehr interessant«, sagte er und blickte dann mit einem Nicken zum Baron. »Ich nehme sie, Mylord.«
    »Welch eine Überraschung«, erwiderte der Baron gut gelaunt und fügte dann hinzu: »Nun, dann melde dich morgen in der Küche, Jennifer.«
    »Jenny, Sir«, korrigierte ihn das Mädchen unbeirrt und ihr Lächeln erhellte den ganzen Raum.
    Baron Arald lächelte ebenfalls. »Und damit haben wir noch einen Kandidaten.«
    Er blickte auf seine Liste und schaute dann aufmunternd in Wills besorgt dreinblickende Augen.
    Will machte einen Schritt nach vorn. Die Nervosität trocknete mit einem Mal seine Kehle aus, sodass er gerade noch flüstern konnte: »Will, Sir. Mein Name ist Will.«



W ill? Will wer?«, fragte Martin mit einem tiefen Seufzer und blätterte in seinen Papieren. Er war erst seit fünf Jahren der Sekretär des Barons und kannte deshalb die Geschichte von Wills Herkunft nicht. Jetzt sah er, dass kein Familienname angegeben war, und ärgerte sich, dass er das, was seiner Meinung nach nur ein Fehler sein konnte, nicht vorher bemerkt hatte.
    »Wie ist dein Familienname, Junge?«, fragte er ernst. Will sah ihn an und zögerte. Diesen Moment hatte er gefürchtet.
    »Ich … habe…«, begann er, doch gnädigerweise unterbrach ihn der Baron.
    »Will ist ein Spezialfall, Martin«, sagte er schnell und sein Blick bedeutete dem Sekretär, es darauf beruhen zu lassen. Er drehte sich wieder zu Will und lächelte ihn aufmunternd an.
    »Für welche Ausbildung möchtest du dich bewerben, Will?«, fragte er.
    »Für die Heeresschule, bitte, Mylord«, antwortete Will und versuchte, selbstbewusst zu klingen. Der Baron runzelte die Stirn und Wills Hoffnung sank.
    »Heeresschule, Will? Meinst du nicht, dass du dafür ein wenig zu klein bist?«, fragte der Baron vorsichtig. Will biss sich auf die Lippe. Er hatte sich eingeredet,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher