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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan
Autoren: John Flanagan
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vor!«
    George machte einen Schritt nach vorn. Sein Mund öffnete und schloss sich einige Male, doch es kam nichts heraus. Will und die anderen Mündel waren überrascht. George, der von ihnen stets als offizieller Sprecher für jede Angelegenheit gewählt worden war, hatte Lampenfieber. Schließlich schaffte er es, etwas hervorzustoßen – allerdings so leise, dass ihn niemand verstand.
    Baron Arald beugte sich vor und hielt eine Hand hinters Ohr. »Tut mir Leid, aber das habe ich nicht ganz verstanden.« George sah den Baron an und stotterte mit unglaublicher Anstrengung: »G… George Ca … Carter, Sir. Schule der Rechtsgelehrten, Sir.«
    Martin, dem sehr viel an Etikette lag, holte Luft, um ihn wegen seiner missglückten Anrede zurechtzuweisen. Doch bevor er das tun konnte, ergriff zu jedermanns Erleichterung Baron Arald das Wort.
    »In Ordnung, Martin. Schon gut.« Martin sah leicht gekränkt drein, schwieg jedoch. Der Baron blickte zu Nigel, seinem obersten Schreiber und Rechtsberater, und hob fragend eine Augenbraue.
    »Sozusagen schon besiegelt, Mylord«, sagte Nigel und fügte hinzu: »Ich habe bereits Proben von Georges Arbeit gesehen und er hat tatsächlich eine Gabe für die Schreibkunst.«
    Der Baron sah zweifelnd drein. »Er ist aber nicht der ausdrucksvollste Sprecher, oder? Das könnte vielleicht ein Problem darstellen, wenn er irgendwann in der Zukunft einmal eine rechtliche Angelegenheit darlegen muss.«
    Nigel tat den Einwand sofort ab. »Ich garantiere Euch, Mylord, mit der angemessenen Ausbildung stellt so etwas kein Problem dar. Absolut kein Problem, Mylord.«
    Der Zunftmeister steckte die Hände in die weiten Ärmel seiner mönchartigen Kutte, während er sich für das Thema erwärmte.
    »Ich erinnere mich an einen Jungen, der vor etwa sieben Jahren zu uns kam, ganz ähnlich wie dieser hier, um genau zu sein. Er hatte ebenfalls die Angewohnheit, in seinen nicht vorhandenen Bart hineinzumurmeln – aber wir haben ihm das bald abgewöhnt. Manche derjenigen, die anfänglich als äußerst wortkarg galten, haben bei uns hohe Eloquenz erlangt, Mylord, hohe Eloquenz.«
    Der Baron wollte etwas einwenden, doch Nigel fuhr bereits fort: »Es mag Euch vielleicht überraschen zu hören, dass ich selbst als Junge unter großer Schüchternheit litt. Ich konnte kaum zwei zusammenhängende Worte äußern.«
    »Inzwischen wohl kaum mehr ein Problem, wie ich merke«, warf der Baron trocken ein und Nigels Lächeln zeigte, dass er den Hinweis verstanden hatte. Er verbeugte sich vor dem Baron.
    »Richtig, Mylord. Wir werden dem jungen George helfen, seine Schüchternheit zu überwinden. Dafür gibt es doch nichts Besseres als das Drunter und Drüber in der Schreibschule. Dessen bin ich mir sicher.«
    Der Baron musste unwillkürlich lächeln. Die Schreibschule war ein stiller Ort des Lernens, wo die Stimmen wenn überhaupt nur selten erhoben wurden und Debatten vernünftig und mit gemessener Lautstärke geführt wurden. Bei seinen gelegentlichen Besuchen hatte der Baron es als äußerst langweilig empfunden. Er konnte sich keinen Platz vorstellen, wo es weniger Drunter und Drüber gab als dort.
    »Ihr habt mich überzeugt«, erwiderte er dennoch und sagte dann zu George: »So sei es, George, dein Wunsch wird dir erfüllt. Melde dich morgen in der Schreibschule.«
    George trat verlegen von einem Bein auf das andere und murmelte vor sich hin.
    Stirnrunzelnd beugte der Baron sich vor. »Was war das?«
    George blickte auf und flüsterte: »Vielen Dank, Mylord.« Dann beeilte er sich, zurück in die Reihe zu treten.
    »Oh«, antwortete der Baron. »Keine Ursache. Und nun als Nächstes …«
    Jenny trat bereits nach vorn. Sie war blond und hübsch, wenn auch ein wenig rundlich. Doch das stand ihr gut und bei festlichen Anlässen war sie stets eine begehrte Tanzpartnerin.
    »Meister Chubb, Sir!«, sprudelte sie jetzt heraus und trat geradewegs vor den Schreibtisch des Barons. Der Baron blickte in das muntere Gesicht, sah, wie die blauen Augen vor Eifer funkelten, und konnte nicht anders, als sie anzulächeln.
    »Ja, was ist mit ihm?«, fragte er freundlich, und sie zögerte, als ihr klar wurde, dass sie in ihrer Begeisterung das Protokoll des Wahlablaufes verletzt hatte.
    »Oh! Entschuldigt bitte, Sir … Baron … Eure Lordschaft«, verhaspelte sie sich und brachte dabei sämtliche Anreden durcheinander.
    »Mylord!«, verbesserte Martin sie. Baron Arald sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ja, Martin?«,
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