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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan
Autoren: John Flanagan
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aufzutauchen, wenn man es am wenigsten erwartete – und man hörte ihn nie kommen. Die abergläubischen Dorfbewohner waren davon überzeugt, dass die Waldläufer eine Art Zauberei praktizierten, die sie für normale Leute unsichtbar machte. Will war sich nicht sicher, ob er das glaubte – aber er war sich auch nicht sicher, ob er es nicht glaubte. Er fragte sich, warum Walt heute hier war. War er etwa auch ein Zunftmeister? Soweit Will wusste, war er bisher nie zu einem Wahltag gekommen.
    Abrupt sah Walt weg, und Will merkte, dass Martin immer noch redete. Er bemerkte auch, dass der Sekretär die Angewohnheit hatte, alles zu wiederholen, als sei er sein eigenes Echo.
    »Wer tritt vor? Wer tritt vor?«
    Der Baron seufzte hörbar. »Warum nehmen wir denn nicht einfach den Ersten in der Reihe?«, schlug er vor und Martin nickte eifrig.
    »Aber natürlich, Mylord. Natürlich. Der Erste in der Reihe, bitte vortreten.«
    Nach einem Moment des Zögerns trat Horace vor und nahm Hab-Acht-Stellung an. Der Baron musterte ihn ein paar Sekunden.
    »Name?«, fragte er, und Horace antwortete, wobei er bei der korrekten Anrede des Barons leicht ins Stottern kam.
    »Horace Altman, Sir… Mylord.«
    »Und hast du einen Wunsch, Horace?«, fragte der Baron in einem Ton, der darauf hindeutete, dass er die Antwort bereits kannte.
    »Heeresschule, Sir!«, antwortete Horace fest. Der Baron nickte. Er hatte nichts anderes erwartet und blickte zu Sir Rodney, der den Jungen daraufhin musterte.
    »Heeresmeister?«, sagte der Baron. Normalerweise hätte er Sir Rodney mit dem Vornamen angesprochen, nicht mit seinem Titel. Aber dies war eine offizielle Angelegenheit. Genauso wie Sir Rodney den Baron normalerweise nur mit »Sir« ansprach. Aber an einem Tag wie heute war »Mylord« die richtige Form.
    Der mächtige Ritter trat vor Horace, sein Kettenhemd und die Sporen klirrten. Er musterte den Jungen von oben bis unten und ging langsam um ihn herum. Horace wollte den Kopf drehen.
    »Still gestanden«, befahl Sir Rodney, und der Junge blieb unbeweglich stehen und starrte geradeaus.
    »Sieht kräftig genug aus, Mylord, und ich kann immer neue Soldaten gebrauchen.« Er rieb sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. »Kannst du reiten, Horace Altman?«
    Ein Ausdruck der Unsicherheit erschien auf Horaces Gesicht, als ihm klar wurde, dass dies ein Hinderungsgrund sein könnte. »Nein, Sir. Ich …«
    Er wollte hinzufügen, dass Mündel keine Gelegenheit hatten, reiten zu lernen, aber Sir Rodney unterbrach ihn.
    »Macht nichts. Das kann er lernen.« Sir Rodney schaute zum Baron und nickte. »In Ordnung, Mylord. Ich nehme ihn für die Heeresschule, bei der üblichen dreimonatigen Probezeit.«
    Der Baron notierte etwas auf einem Blatt Papier, das vor ihm lag, und lächelte den begeisterten und sehr erleichterten Jungen vor sich an.
    »Gratuliere, Horace. Melde dich morgen früh um Punkt acht Uhr bei der Heeresschule.«
    »Ja, Sir… Mylord!«, erwiderte Horace mit einem breiten Grinsen. Er drehte sich zu Sir Rodney und verbeugte sich leicht. »Danke, Sir.«
    »Bedanke dich nicht zu früh«, antwortete dieser. »Du weißt noch nicht, was dich erwartet.«



A ls Nächstes …«, rief Martin, während Horace sich zurück in die Reihe stellte. Zum Ärger von Martin, der Alyss als nächste Kandidatin hatte aufrufen wollen, trat sie da bereits anmutig vor.
    »Alyss Mainwaring, Mylord«, stellte sie sich mit ihrer wohlklingenden Stimme vor. Noch ehe sie gefragt wurde, fuhr sie fort: »Ich bitte um Schulung im Diplomatischen Dienst, Mylord.«
    Arald lächelte das ernst, aber zuversichtlich aussehende Mädchen an. Ihre selbstbewusste und vornehme Haltung wäre im Diplomatischen Dienst sicher sehr von Vorteil. Er blickte zu Lady Pauline. »Mylady?«
    Lady Pauline nickte nachdrücklich. »Ich habe bereits mit Alyss gesprochen, Mylord. Ich bin überzeugt, dass sie hervorragend geeignet ist, und werde sie sehr gerne in meine Obhut nehmen.«
    Alyss neigte den Kopf zu einer kleinen Verbeugung in Richtung ihrer Gönnerin. Will stellte fest, dass sie sich sehr ähnlich waren – beide waren groß und verhielten sich stets äußerst elegant und würdevoll. Er freute sich für seine langjährige Kameradin, denn er wusste, wie sehr sie sich diese Wahl gewünscht hatte. Alyss trat zurück in die Reihe und Martin, der diesmal unbedingt verhindern wollte, dass man ihm zuvorkam, deutete sofort auf George.
    »Du! Du bist der Nächste! Du bist der Nächste! Trete
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