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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr
Autoren: Marie Hoehne
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Schwein überhaupt'. Er hat sie wohl mit einer gewissen Nancy Kleiber betrogen."
    Es war seltsam, wie wenig mich das berührte. Kimberly gehörte für mich in eine andere Welt. Eine unbeschwerte Welt mit Problemen, über die ich mittlerweile nur noch müde lächeln konnte. War das arrogant? Möglich. Doch alles, was Kim und ich einmal geteilt hatten: den Spaß am Shoppen, die langen Nachmittage im Park, das Getuschel über Jungs, Dates, interessierte mich nicht mehr.
    Ich fühlte mich leer.
    Gefühllos.
    Wahrscheinlich wäre ich tatsächlich eine mehr als gute Anwältin geworden, so wie ich es ursprünglich geplant hatte, doch nun saß ich tagtäglich in Vorlesungen über Anthropologie, studierte Mythen und Sagen und das nicht nur für meine Seminare. Ich fühlte mich ihm dadurch irgendwie nah. War das seltsam? Wahrscheinlich.
    Was einmal aus mir werden würde? Ich wusste es nicht. Ich hatte den roten Faden in meinem Leben verloren. Sam hatte ihn mit sich genommen. War das lächerlich? Schließlich hatten wir uns nur so kurz gekannt. Doch er hatte mich auf eine Weise berührt, wie noch nie ein Mensch zuvor. Bei ihm hatte ich mich Zuhause gefühlt.
    Ich starrte lange in die Nacht hinaus, während ich dem langsamen Atem Vanessas lauschte. Der Zeiger der Uhr schritt unerbittlich voran. Bald würde ein weiterer Tag anbrechen.
    Der 384. Tag ohne Sam.

2. KAPITEL

    M eine Augen brannten, während ich auf die Tafel starrte, auf die Dr. Bernstein gerade eine Reihe von Jahreszahlen zu seinem Vortrag über Sartre kritzelte.
    Ich hatte in der vergangenen Nacht nur zwei Stunden geschlafen und mein Kopf war schwer wie Blei. Müde klammerte ich mich an einen Pappbecher mit Kaffee, der längst kalt geworden war.
    "Zu viel gefeiert?" Philipp Jenkins warf mir einen mitfühlenden Blick zu.
    Wir hatten fast alle Seminare zusammen und immer wieder versuchte er, mit mir ins Gespräch zu kommen. Er war nett, hatte lustige rote Sommersprossen im Gesicht und besaß das Talent, einem selbst in den unpassendsten Momenten, ein Lachen zu entlocken.
    Ich mochte ihn, aber reden wollte ich nicht mit ihm. Deshalb sah ich ihn nur kurz an und wandte mich dann wieder meinen Notizen zu.
    Als er mich nach dem Seminar auf dem Flur einholte, war ich fast ein wenig genervt.
    "Wir geben morgen Abend eine Party in unserem Wohnheim. Magst du kommen? Bring doch deine… Freundin mit."
    "Ich muss leider arbeiten", versuchte ich ihn abzuwimmeln.
    "Am Samstag?" Ungläubig sah er mich an, doch anstatt etwas zu erwidern, nickte ich bloß, in der Hoffnung, er würde meine Einsilbigkeit richtig deuten und mich in Ruhe lassen.
    "Dann komm doch danach."
    "Könnte sehr spät werden."
    "Och, wir feiern durch." Er grinste schief, und ich blieb abrupt stehen. Ich wollte nicht unhöflich sein, doch er war wirklich hartnäckig. Sah er nicht, dass ich keine Lust auf seine dämliche Party hatte? Doch noch bevor ich eine unpassende Bemerkung machen konnte, hakte sich Vanessa auch schon bei mir unter. Ich hatte sie gar nicht bemerkt.
    "Hallo, störe ich?" Sie lächelte Philipp freundlich an.
    Unentschlossen sah er von ihr zu mir, doch ich wich seinem Blick gekonnt aus und starrte stattdessen auf das Brett mit den Aushängen, vor dem wir stehen geblieben waren. Die lustigen bunten Zettel tanzten vor meinen Augen. Es waren Angebote über freie Zimmer, Korrekturhilfen, sogar eine Suchanzeige für eine verlorengegangene rote Socke hing an dem Board. Wer bitte suchte eine einzelne rote Socke?
    "Ich habe Lily und dich für morgen Abend auf unsere Party eingeladen", sagte er zögernd.
    "Oh, wie nett", gurrte Vanessa, und ich war versucht, ihr einen Stoß zu verpassen. Wieso machte sie das? "Wir kommen gerne."
    "Aber ich dachte, Lily muss arbeiten?"
    "Klar, aber ihr werdet ja nicht um Mitternacht ins Bett gehen, oder?" Sie lachte, und Philipp schüttelte den Kopf. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    "Prima, dann bis morgen. Ich freu mich." Mit diesen Worten drehte er sich um und war kurz darauf verschwunden.
    "Was soll das?", fauchte ich sie an.
    "Ich versuche dich nur vor einem Leben als Misanthrop zu bewahren. Mal ehrlich, Lil, kein Mensch redet mit dir, außer Philipp. Du kannst nicht immer alle Leute so vor den Kopf stoßen. Sei mal nett, hör auf dich zu quälen. Das Leben geht weiter, auch wenn du das nicht wahrhaben willst."
    Ich starrte sie fassungslos an.
    "Ich mache mir Sorgen um dich", fuhr sie fort. "Du… hast dich so verändert. Du bist so… traurig. Niemand würde
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