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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen
Autoren: Robert Jordan
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fauchte Niall. »Eure Pläne sind beendet, Carridin. Vielleicht sollte ich Euch jetzt Euren eigenen Folterknechten überstellen. Der Hochinquisitor hätte sicher nichts dagegen. Er sucht zähneknirschend nach jemandem, dem er die Schuld für das geben kann, was geschehen ist. Er würde sonst niemand aus den eigenen Reihen opfern, aber wenn ich Euch nenne, hätte er vermutlich nichts einzuwenden. Ein paar Tage strenger Befragung, und Ihr würdet alles gestehen. Selbst, daß Ihr ein Schattenfreund seid. Innerhalb einer Woche würde Euer Kopf unter der Axt des Henkers rollen!«
    Auf Carridins Stirn bildeten sich Schweißtropfen. »Mein Kommandant... « Er schluckte erst einmal. »Aus den Worten meines Kommandanten entnehme ich, daß es einen anderen Weg gibt. Wenn er ihn nur ausspricht, schwöre ich, unverzüglich zu gehorchen.«
    Jetzt, dachte Niall. Jetzt fallen die Würfel. Er hatte eine Gänsehaut, als befinde er sich in einer Schlacht und erkenne gerade in diesem Moment, daß jeder Mann auf hundert Schritt Umgebung ein Feind war. Kommandierende Lordhauptmänner wurden nicht vom Henker enthauptet, aber mehr als einer war plötzlich und unerwartet verstorben, wurde kurz betrauert und dann ebenso schnell durch einen Mann mit weniger gefährlichen Einfällen ersetzt.
    »Kind Carridin«, sagte er mit fester Stimme, »Ihr werdet sicherstellen, daß dieser falsche Drache nicht stirbt. Und falls irgendwelche Aes Sedai kommen und sich gegen ihn stellen, anstatt ihn zu unterstützen, werdet Ihr Eure ›Messer im Dunklen‹-Taktik anwenden.«
    Die Kinnlade des Inquisitors klappte herunter. Doch er erholte sich schnell und sah Niall berechnend an. »Aes Sedai zu töten, ist meine Pflicht sowieso, aber... einem falschen Drachen zu gestatten, sich frei zu bewegen? Das... das wäre... Verrat. Und Blasphemie.«
    Niall holte tief Luft. Er spürte, wie ihn im Schatten unsichtbare Messer bedrohten. Aber nun gab es kein Zurück mehr. »Es ist kein Verrat, wenn man tut, was notwendig ist. Und man kann selbst Blasphemie tolerieren, wenn sie einem guten Zweck dient.« Allein diese beiden Sätze könnten reichen, um ihn zu töten. »Wißt Ihr, wie man am besten die Menschen unter sich vereint, Kind Carridin? Den schnellsten Weg? Nein? Laßt einen Löwen - einen tollwütigen Löwen - auf der Straße los. Und wenn die Menschen in Panik sind, wenn ihre Knie weich vor Angst sind, sagt ihnen ganz gelassen, daß Ihr euch darum kümmern werdet. Dann tötet Ihr ihn und befehlt ihnen, den Kadaver dort aufzuhängen, wo ihn jeder sehen kann. Bevor sie Zeit zum Nachdenken haben, gebt ihnen einen weiteren Befehl, und sie werden wieder gehorchen. Und wenn Ihr weiterhin Befehle gebt, werden sie ihnen weiterhin gehorchen, denn Ihr seid derjenige, der sie gerettet hat, und wer wäre besser geeignet, sie zu führen?«
    Carridin bewegte unruhig den Kopf. »Wollt Ihr... wollt Ihr alles einnehmen, mein Kommandant? Nicht nur die Ebene von Almoth, sondern auch noch Tarabon und Arad Doman?«
    »Was ich will, ist meine Sache. Euch ist es lediglich gegeben, mir zu gehorchen, wie Ihr es geschworen habt. Ich erwarte, noch heute abend zu hören, daß Boten auf schnellen Pferden zur Ebene unterwegs sind. Ich bin sicher, Ihr wißt, wie Ihr die Befehle formulieren müßt, damit niemand ahnt, was er nicht wissen soll. Wenn Ihr jemanden mit Euren Truppen hindern müßt, dann die Taraboner und die Domani. Es wäre nicht gut, wenn sie meinen Löwen töteten. Nein, beim Licht, wir werden sie zum Frieden zwingen.«
    »Wie mein Kommandant befiehlt«, sagte Carridin verbindlich. »Ich höre und gehorche.« Zu glatt.
    Niall lächelte kalt. »Falls Euer Eid nicht ausreichen sollte, wißt dies: Falls dieser falsche Drache stirbt, bevor ich es anordne, oder falls er von den Hexen aus Tar Valon gefangen wird, wird man Euch eines Morgens mit einem Dolch im Herzen auffinden. Und sollte ich Opfer eines... Unfalles... werden oder auch nur an Altersschwäche sterben, werdet Ihr diesen Monat auch nicht überleben.«
    »Mein Kommandant, ich habe geschworen, zu gehorchen... «
    »Das habt Ihr«, unterbrach ihn Niall. »Seht zu, daß Ihr euch immer darauf besinnt. Geht jetzt.«
    »Wie mein Kommandant befiehlt.« Diesmal klang Carridins Stimme nicht mehr so fest.
    Die Tür schloß sich hinter dem Inquisitor. Niall rieb sich die Hände. Ihm war kalt. Die Würfel rollten, und man konnte noch nicht sagen, welche Augen oben liegen würden, wenn sie liegenblieben. Die Letzte Schlacht nahte
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