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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen
Autoren: Robert Jordan
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in seinen eigenen Gemächern. »Wie gefährlich ist er? Kann er die Eine Macht lenken und beherrschen?«
    Der Inquisitor zuckte lediglich die Achseln. »Vielleicht kann er, vielleicht auch nicht. Die Aes Sedai könnten zweifellos den Leuten auch einreden, eine Katze könne die Macht lenken, falls sie das wollten. Was die Frage betrifft, wie gefährlich er ist... Jeder falsche Drache ist gefährlich, bis man ihn niederzwingt, und einer, hinter dem Tar Valon ganz offen steht, ist zehnmal so gefährlich. Aber jetzt ist er weniger gefährlich als in einem halben Jahr, wenn man nichts gegen ihn unternimmt. Die Gefangenen, die ich befragt habe, haben ihn überhaupt nicht gesehen und hatten keine Ahnung, wo er sich jetzt befindet. Seine Streitkräfte sind zersplittert. Ich bezweifle, daß er mehr als zweihundert zusammen an irgendeinem Ort hat. Sowohl die Taraboner wie auch die Domani könnten ihn wegfegen, wenn sie nicht so mit ihrem eigenen Streit beschäftigt wären.«
    »Selbst ein falscher Drache«, sagte Niall trocken, »reicht nicht, um sie ihren vierhundert Jahre alten Streit um die Ebene von Almoth vergessen zu machen. Als ob einer von ihnen überhaupt stark genug wäre, sie dann auch zu halten.« Carridins Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und Niall fragte sich, wie er so ruhig bleiben konnte. Ihr werdet nicht mehr lange so ruhig bleiben,
    Zweifler.
    »Es ist nicht so wichtig, mein Kommandant. Der Winter zwingt sie alle, in ihren Lagern zu verbleiben, und es gibt nur verstreute Scharmützel oder Überfälle. Wenn das Wetter warm genug ist, um Truppenbewegungen zuzulassen... Bornhald hat nur die halbe Legion auf der Toman-Halbinsel in den Tod geführt. Mit der anderen Hälfte werde ich diesen falschen Drachen zu Tode hetzen. Eine Leiche ist nicht mehr so gefährlich.«
    »Und wenn Euch droht, was anscheinend Bornhald zum Verhängnis wurde: Aes Sedai, die die Macht zum Töten benützen?«
    »Ihre Hexerei schützt sie nicht vor Pfeilen oder einem Messer in der Dunkelheit. Sie sterben so schnell wie jeder andere.« Carridin lächelte. »Ich verspreche Euch, bis zum Sommer habe ich den Fall gelöst.«
    Niall nickte. Der Mann hatte Selbstvertrauen. Sicher wären die gefährlichen Fragen längst gekommen, wenn überhaupt. Ihr hättet daran denken sollen, Carridin, daß ich immer als gerissener Taktiker galt. »Warum«, fragte er ruhig, »habt Ihr eigentlich Eure Streitkräfte nicht nach Falme geführt? Auf der Toman-Halbinsel wimmelte es von Schattenfreunden, und ein ganzes Heer von ihnen hatte Falme besetzt. Warum habt Ihr statt dessen versucht, Bornhald daran zu hindern?«
    Carridin blinzelte nervös, seine Stimme jedoch blieb fest. »Zuerst waren es doch nur Gerüchte, mein Kommandant. So wilde Gerüchte, daß keiner sie glauben konnte. Zu der Zeit, als ich die Wahrheit erfuhr, ritt Bornhald bereits in die Schlacht. Dann war er tot, und die Schattenfreunde waren in alle Winde zerstreut. Außerdem war es meine Aufgabe, das Licht auf der Ebene von Almoth zu verbreiten. Ich konnte nicht einfach meine Befehle mißachten und Gerüchten folgen.«
    »Eure Befehle?« fragte Niall. Seine Stimme wurde lauter, und er erhob sich. Carridin war einen Kopf größer als er, aber der Inquisitor trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Eure Befehle? Eure Befehle lauteten, die Ebene von Almoth zu besetzen! Ein leerer Eimer, den keiner besitzt außer durch Sprüche und angebliche Ansprüche, und den mußtet Ihr lediglich füllen. Der Staat Almoth wäre wieder ins Leben gerufen worden und von den Kindern des Lichts regiert! Kein Zwang mehr, einem närrischen König Ergebenheit zu heucheln. Amadicia und Almoth als Zange, die Tarabon einquetscht. In fünf Jahren hätten wir dort genauso die Macht an uns gerissen wie hier in Amadicia. Und Ihr habt die Gelegenheit dahingehen lassen!«
    Jetzt verging dem anderen das Lachen. »Mein Lordhauptmann und Kommandant«, protestierte Carridin. »Wie konnte ich die Ereignisse voraussehen? Noch ein falscher Drache, und zwischen Tarabon und Arad Doman bricht auch noch offener Krieg aus, nachdem sie sich jahrelang nur wie die Köter angeknurrt haben! Und Aes Sedai, die nach dreitausend Jahren endlich ihre wahre Natur zeigen? Trotzdem ist noch nicht alles verloren. Ich kann diesen falschen Drachen aufstöbern und vernichten, bevor sich seine Anhänger vereinigen. Und sobald sich Tarabon und Arad Doman gegenseitig geschwächt haben, kann man sie ohne weiteres von der Ebene fegen... «
    »Nein!«
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