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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hilflos.
    Abbé nahm den Arm von ihrer Schulter und trat einen Schritt vor. »Es ist so, wie der König sagt«, bestätigte er. »Die Geschichte ist lang und kompliziert, doch ich will versuchen, sie in wenige Worte zu fassen. Es ist wahr. Robin ist eine Frau. Um genau zu sein: Sie ist das Eheweib Prinz Salims, des Sohnes Sheik Raschid Sinans.«
    »Des Alten vom Berge?«, fragte Ridefort. Er sah Robin überrascht und mit neuem Ausdruck an.
    »Ja«, bestätigte Abbé. »Er ist einer unserer wichtigsten Verbündeten, wie Ihr wisst. Vor fünf Jahren äußerte er den Wunsch, unsere Heimat kennen zu lernen, und Odo und ich kamen überein, ihn in der Rolle eines vermeintlichen Sklaven in eine kleine Komturei nach Friesland zu schicken.« Er deutete auf Robin.
    »Dabei hat er sich in ein Mädchen aus dem Nachbardorf verliebt. Es war sein Wunsch, sie zum Weib zu bekommen und mit sich nach Hause zu nehmen.« Er hob die Schultern. »Ein geringer Preis für eine noch engere Verbindung zwischen uns und den Assassinen. Und da Robin einverstanden war, kamen der Großmeister und ich überein, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.«
    »Das … das ist doch … Unsinn«, murmelte Dariusz. Er war sehr blass geworden. »Ihr könnt viel behaupten, jetzt, wo Odo nicht da ist, um diese haarsträubende Geschichte zu bestätigen.«
    »Wir hielten es für eine gute Idee, Robin in der Verkleidung eines jungen Ordensbruders nach Masyaf zu bringen«, fuhr Abbé unbeeindruckt fort. »Die künftige Schwiegertochter des Alten vom Berge wäre eine zu verlockende Geisel für jeden Stammesfürsten in diesem Land gewesen. Seither ist sie die Frau Prinz Salims.«
    »Das ist lächerlich«, schnaubte Dariusz.
    »Scheich Raschid Sinan befindet sich in Jerusalem«, fuhr Abbé fort, scheinbar immer noch, ohne Dariusz überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. »Ich habe bereits einen Mann zu ihm geschickt. Er und sein Sohn werden in Kürze hier sein, um Euch meine Worte zu bestätigen.«
    »Ein Verräter und ein Heide«, sagte Dariusz. Seine Stimme bebte. »Was für hervorragende Zeugen!«
    »Und ein König«, wandte Balduin ein. »Nun gut - was von ihm übrig ist.«
    »Ihr … habt davon gewusst?«, murmelte Ridefort ungläubig.
    »Und Ihr wart damit einverstanden?«
    »Ich fürchte«, seufzte Balduin. »Obwohl ich niemals zugestimmt hätte, hätte ich B ruder Robin damals schon gekannt.« Er lachte leise. »Dann hätte ich sie zweifellos für mich beansprucht.«
    Seine Augen funkelten, während er Robin ansah, und obwohl sie sein Gesicht hinter dem schwarzen Tuch nicht erkennen konnte, glaubte sie sein Lächeln regelrecht zu spüren. Sie empfand ein Gefühl tiefer Dankbarkeit, aber sie fragte sich auch, warum er für sie log. Immerhin war er der König.
    »Das … das ist nicht wahr«, beharrte Dariusz. Mittlerweile klang seine Stimme fast verzweifelt. »Diese verrückte Geschichte könnt Ihr doch nicht glauben, Gerhard.«
    Langsam wandte sich Abbé ganz zu ihm um. Etwas in seinem Blick erlosch. »Es war niemals geplant, Robin tatsächlich in der Rolle eines Ordensbruders auftreten zu lassen oder sie gar in den Kampf zu schicken. Und das wisst Ihr sehr wohl, Dariusz.«
    »Was … was soll das heißen?«, fragte Dariusz. Er fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Ich denke, das wisst Ihr besser als ich.« Plötzlich war Abbés Stimme so hart und kalt wie Glas. »Gebt Euch keine Mühe, es abzustreiten, Dariusz. Wir haben den Spion gefangen, den Ihr nach Masyaf geschickt habt, und glaubt mir, Raschid Sinan kennt Mittel und Wege, einen Mann zum Reden zu bringen. Er hat uns alle Einzelheiten des feigen Mordanschlags auf den König verraten - und Euer Ziel, über diesen Umweg in die Spitze des Ordens aufzusteigen!«
    »Das ist …«, fuhr Dariusz auf, aber Abbé unterbrach ihn mit einer kraftvollen Handbewegung. »Es ist uns dadurch mittlerweile bekannt, dass Ihr mit Herzog Ferdinand von Falkenberg gemeinsame Sache gemacht habt, der sich selbst zum Herrscher von Jerusalem und allen zugehörigen Ländereien aufschwingen wollte«, fuhr er eine Spur lauter fort.
    »Was soll das heißen?«, polterte Dariusz. »Wollt Ihr mir etwa unterstellen, in ein Mordkomplott verwickelt zu sein, bei dem es um die Herrschaft in Outremer ging? Das ist lächerlich!«
    Abbé nickte grimmig. »So ungeheuerlich das klingt: Genau das will ich. Der Herzog sollte König Balduin und Ihr Großmeister Odo von Saint-Amand nachfolgen. Voraussetzung war natürlich, dass Ihr sowohl
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