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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in ihrem Zimmer in Safet vorgefunden hatte, als auch der gefährlich aussehende, aber ungiftige Skorpion, den man in ihr Zelt geworfen hatte, waren nichts weiter als der Versuch von Dariusz’ Männern gewesen, ihr Angst zu machen und zu verhindern, dass sie an der Schlacht teilnahm.
    »Womit Ihr mir zweifellos das Leben gerettet habt, Ritter Dariusz«, sagte Balduin schließlich. »Denn wäret Ihr nicht so sehr um das Wohl Bruder Robins besorgt gewesen, dann wäre er womöglich gefallen, bevor er mich aus meiner unwürdigen Lage am Flussufer befreien konnte. Doch sosehr ich Euch auch zu Dank dafür verpflichtet sein mag - würdet Ihr mir den Grund für diesen … äh … ungewöhnlichen Befehl verraten?«
    »Nein«, antwortete Dariusz. »Bei allem Respekt, Majestät, doch es handelt sich hier um eine reine Ordensangelegenheit, bei der ich keiner weltlichen Instanz Rechenschaft schuldig bin.«
    Nicht nur Robin hielt für einen Moment den Atem an. Dariusz hatte ja möglicherweise sogar Recht - aber das änderte nichts daran, dass seine Worte eine glatte Unverschämtheit waren.
    »Wie bitte?«, fragte Balduin spröde.
    »Ich will nicht respektlos erscheinen, Majestät«, sagte Dariusz. Er hielt Balduins Blick weiter stand, und seine Stimme verlor auch nicht an Sicherheit. Robin war noch immer zutiefst verwirrt - wie jedermann hier. Aber da war auch plötzlich ein neues, ungutes Gefühl in ihr. Irgendetwas war hier nicht so, wie es schien. »Es ist nur so, dass es von existenzieller Bedeutung für unseren Orden war, dass … Bruder Robin die Schlacht überlebt und unbeschadet hierher zurückkehrt.«
    Ein eisiger Schauer lief Robin über den Rücken, als sie hörte, wie Dariusz das Wort Bruder aussprach. Auch Ridefort sah plötzlich zutiefst verwirrt aus und warf ihr einen raschen, verstörten Blick zu.
    »Bruder Robin?«, vergewisserte sich Balduin. »Ich habe Euch richtig verstanden, Dariusz? Wir sprechen von demselben Ritter Robin, einem Eurer jüngsten Ordensbrüder, über den kaum jemand etwas weiß?«
    Dariusz schwieg.
    »Ich verstehe«, sagte Balduin. Er schoss einen ärgerlichen Blick in Rideforts Richtung ab, dann hob er die Arme und klatschte zweimal in die Hände. »Alles hinaus!«, befahl er lautstark. »Lasst uns allein! Alle!«
    Die Männer des Lazarusordens gehorchten schweigend, während die beiden Tempelritter neben der Tür erst gingen, nachdem ihnen Ridefort mit einem kaum merklichen Nicken sein Einverständnis signalisiert hatte. Auch Rother wollte sich umwenden, doch Abbé hielt ihn rasch am Arm zurück und schüttelte den Kopf.
    »Nun?«, fragte Balduin, nachdem sie allein waren. Er klang mittlerweile hörbar ungeduldig. Als Dariusz nicht schnell genug antwortete, fuhr er mit einer ärgerlichen Bewegung zu Ridefort herum. »Marschall! Würdet Ihr Euren sonderbaren Bruder vielleicht davon in Kenntnis setzen, dass ich hier derjenige mit einer Schwäche für dramatische Auftritte bin?«
    »Majestät, bitte«, sagte Dariusz mit perfekt gespielter Nervosität. »Ich weiß, mein Verhalten muss Euch sonderbar vorkommen, aber es … es fällt mir nicht leicht weiterzusprechen. Was ich Euch …«, er wandte sich mit ernstem Gesichtsausdruck an Ridefort, »… und Euch zu sagen habe, ist fast zu ungeheuerlich, um es auszusprechen.«
    »Und was sollte das Ungeheuerliches sein?«, fragte Ridefort. Robins Herz begann immer heftiger zu klopfen. Es war alles verloren. Dariusz wusste Bescheid. Er hatte die ganze Zeit über gewusst, schon bevor sie sich in dem kleinen Fischerdorf an der Küste wiedergesehen hatten. Und er hatte bis zu diesem Moment gewartet, um ihr Geheimnis zu offenbaren. Sie warf einen stummen, flehenden Blick in Abbés Gesicht, aber was sie sah, steigerte ihre Verwirrung eher noch. Von allen hier im Raum war Abbé der Einzige, der genauso gut wie sie wusste, worauf Dariusz hinauswollte, und doch wirkte er nicht im Geringsten beunruhigt. Im Gegenteil. Sie meinte sogar, etwas wie ein Lächeln zu erkennen, tief in seinen Augen.
    Dariusz spielte weiter perfekt den Erschütterten. Bevor er weitersprach, drehte er sich demonstrativ zu Robin um und maß sie mit einem langen, ebenso durchdringenden wie eisigen Blick. Dann wandte er sich wieder Ridefort und dem König zu.
    »Bitte vergebt mir, Bruder Gerhard«, sagte er. Seine Stimme klang ruhig, aber auf jene bestimmte Art beherrscht, als brauche er seine ganze Kraft dazu. »Was ich getan habe, war falsch, das weiß ich. Und wenn Ihr mich dafür
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