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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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undurchsichtiges Tuch aus schwarzer Spitze befestigt war. Alles, was Robin von seinem Gesicht erkennen konnte, war ein Paar ungewöhnlich klarer, stechend grüner Augen.
    »Baldu …«, begann sie ungläubig, brach erschrocken ab und korrigierte sich dann hastig. »Majestät?«
    Balduin streifte sie mit einem kurzen, spöttischen Blick und drehte sich dann wieder zu Johannes um, der halb von seinem Stuhl aufgesprungen, nun aber mitten in der Bewegung erstarrt war.
    »Ich muss mich noch einmal für die rüde Art meines Eintretens entschuldigen«, fuhr Balduin fort. »Man sagt mir einen Hang zu dramatischen Auftritten nach, und ich fürchte fast, es ist etwas Wahres daran.«
    »Majestät?«, murmelte Johannes fassungslos.
    Balduin wedelte mit der Rechten, die in einem dünnen Handschuh aus schwarzer Seide steckte. »Nicht doch, Vater. Dies ist ein Gericht, und auf dieser Seite des Tisches sollten Ränge und Titel nicht zählen.«
    Johannes räusperte sich. Er fand seine Fassung zwar rasch wieder und setzte sich, rettete sich aber dann darin, wieder hektisch in seinen Pergamenten zu blättern.
    Nicht so Ridefort. Auch er war im allerersten Moment vollkommen perplex gewesen, fing sich aber deutlich schneller wieder als Dariusz. »Bei allem Respekt, Majestät«, sagte er kühl.
    »Aber dies hier ist eine reine Ordensangelegenheit - und wir befinden uns im Temp l um Domini, dem Hauptquartier unseres Ordens.«
    Balduin drehte sich betont langsam zu ihm um. »Ich fürchte, da befindet Ihr Euch im Irrtum, mein lieber Marschall«, sagte er zuckersüß. »Und das in zweierlei Hinsicht.«
    »Wieso?«, fragte Ridefort scharf.
    »Fangen wir mit dem zweiten Punkt an«, antwortete Balduin.
    »Muss ich Euch wirklich daran erinnern, dass ich der König
    von Jerusalem bin? Wem die Stadt gehört und somit auch dieser Tempel?«
    »Majestät - bitte!«, sagte Johannes.
    Balduin starrte Ridefort noch einen Moment aus seinen durchdringenden grünen Augen an, die plötzlich gar nicht mehr spöttisch wirkten, sondern ganz im Gegenteil so kalt und hart wie geschliffener Smaragd. Dann jedoch wandte er sich wieder an Vater Johannes und deutete eine Verbeugung an. »Verzeiht, Vater. Ich habe mich hinreißen lassen. Wie gesagt: Leider habe ich eine gewisse Schwäche für dramatische Situationen.«
    An der Tür entstand erneut Bewegung, als zwei weitere Männer eintraten. Im allerersten Moment konnte Robin nicht erkennen, wer es war, weil die schwarz gekleideten Lazarusritter sie fast vollkommen verdeckten, dann jedoch traten sie zur Seite, und Robins Verwirrung nahm noch weiter zu, als sie nicht nur Bruder Abbé, sondern direkt neben ihm auch Rother erkannte. Der junge Ritter trug ein frisches, blütenweißes Gewand und auch wieder einen Schwertgurt, und anders als Abbé hatte er sich nicht vollkommen in der Gewalt. Er gab sich redliche Mühe, aber es gelang ihm nicht wirklich, den triumphierenden Ausdruck aus seinen Augen zu verbannen.
    »Darf ich fragen …?«, begann Johannes.
    »Bitte verzeiht«, sagte Balduin rasch. »Diese beiden Brüder haben mich alarmiert, hierher zu kommen, um ein großes Unrecht zu verhindern.«
    »Majestät?«, fragte Johannes. Ridefort wirkte plötzlich ein wenig nervös, fand Robin, während auf Dariusz’ Gesicht noch immer nicht die mindeste Regung zu erkennen war.
    »Ein Unrecht, das Bruder Robin droht«, fuhr Balduin fort. Er hatte tatsächlich einen gewissen Hang für Dramatik. »Auch wenn ich ihm den Vorwurf nicht ersparen kann, zumindest zu einem gewissen Teil selbst schuld daran zu sein.«
    »Bitte verzeiht, Majestät«, mischte sich Ridefort abermals ein, »doch es geht hier um eine Angelegenheit …«
    »… von großem Mut und beispielloser Tapferkeit?«, unterbrach ihn Balduin. Ridefort blickte einfach nur verwirrt, und Balduin fuhr mit einem Nicken und an Vater Johannes gewandt fort: »In der Tat, genau darum geht es. Niemals zuvor habe ich ein Beispiel von größerem Mut erlebt. Diesen jungen Ritter der Feigheit vor dem Feind zu bezichtigen ist aberwitzig! Der Pfeil, der ihn verletzt hat, galt mir. Er hat ihn mit seinem eigenen Körper aufgefangen und fast mit seinem Leben dafür bezahlt. Was für ein größeres Beispiel für Opferbereitschaft und Mut gäbe es denn noch?«
    »Ist das … wahr?«, fragte Johannes. Ridefort sah regelrecht entsetzt aus, während Rother so aussah, als würde er im nächsten Augenblick einfach in Ohnmacht fallen. Nur Dariusz starrte sie beinahe hasserfüllt an. Aber nicht
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