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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur sie.
    »Ist das wahr, Bruder Robin?«, fragte Johannes.
    Robin antwortete nicht gleich. Sie wollte es, aber ihre Lippen waren plötzlich wie ausgetrocknet. Alles, was sie fertig brachte, war ein mühsam angedeutetes Nicken.
    »Warum habt Ihr uns nichts davon gesagt?«
    »Weil ich …« Robin druckste einen Moment herum und rettete sich schließlich in ein hilfloses Achselzucken.
    »Weil ich es ihm befohlen hatte«, sagte Balduin. Das entsprach ganz und gar nicht der Wahrheit, aber Robin war viel zu verstört, um irgendwie darauf zu reagieren. Ihr Blick wanderte verstört von Balduin zu Rother, wieder zurück und abermals zu Rother. Der junge Ritter grinste immer breiter, als wisse er als Einziger hier um ein Geheimnis, von dem alle anderen noch nichts wussten, und könne es kaum noch für sich behalten. Vielleicht, dachte Robin, war es aber auch gerade anders herum. Vielleicht war sie die Einzige, die es nicht kannte.
    »Ihr habt ihm befohlen, zu schweigen?«, vergewisserte sich
    Johannes. »Warum …«, er räusperte sich fast erschrocken, »… wenn ich fragen darf, Majestät.«
    »Sagen wir, aus Gründen der Staatsräson«, erwiderte Balduin.
    »Ich habe diesem jungen Ritter mein Leben zu verdanken. Bin ich vermessen, anzunehmen, dass das diesen unsinnigen Vorwurf entkräften dürfte?«
    »Und was ist mit all den Männern, die diesen tapferen R itter davonreiten sahen, als wir in den Hinterhalt gerieten?«, fragte Ridefort störrisch. »Irren sie sich alle?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Balduin gelassen. »Ich war nicht dabei.«
    »Soll ich Ihnen vielleicht befehlen, sich geirrt zu haben?«, fragte Ridefort. Seine Augen blitzten kampflustig. War sein Respekt vor dem König so gering, dachte Robin, oder sein Zorn über die vermeintliche Schande, in seinem eigenen Haus zurechtgewiesen zu werden, so groß?
    »Warum fragen wir nicht …« Balduins stechend grüne Augen suchten Dariusz und musterten sein Gesicht ungefähr so interessiert, wie er ein ekliges Insekt betrachtet hätte. »Wie war noch einmal Euer Name?«
    »Dariusz«, antwortete der Gefragte kühl.
    Balduin nickte. »Richtig. Fragen wir doch Bruder Dariusz«, sagte er noch einmal. »Ist es wahr, dass Ihr diesem jungen Ritter den Befehl erteilt habt, das Schlachtfeld zu verlassen und nach Safet zurückzukehren?«
    Robin konnte Dariusz ansehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Natürlich würde er alles abstreiten, und sie musste nicht einmal in Rideforts Gesicht blicken, um zu wissen, dass es dann um sie geschehen war. Feigheit im Angesicht des Feindes war gleich hinter Ketzerei (und für so manchen Ordensbruder insgeheim vermutlich noch davor) das schwerste Verbrechen, dessen sich ein Tempelritter schuldig machen konnte. Vermutlich glaubte Ridefort sogar, dass es so gewesen war. Schließlich hatte er gesehen, wie sie davongeritten war. Und nicht nur er. Nein, dachte sie niedergeschlagen. Wenn Dariusz bei seiner Darstellung blieb, dann würde sie nicht einmal die des Königs retten können.
    »Ja«, sagte Dariusz schließlich.
    Balduin zog die Brauen zusammen. »Ja - was?«
    »Ja«, wiederholte Dariusz. Er klang trotzig. »Robin sagt die Wahrheit. Ich habe diesen Befehl erteilt. Aber erst nachdem ich auf alle anderen erdenklichen Arten versucht habe, Robin vom Schlachtfeld fern zu halten.«

Für einen Moment wurde es so still, als hätte jedermann im Raum den Atem angehalten. Robin starrte Dariusz an und fragte sich, ob sie richtig gehört hatte.
    »Ihr habt w as?«, keuchte Ridefort. Sein Gesicht verlor jede Farbe.
    »Ich habe Robin von Tronthoff befohlen, das Schlachtfeld zu verlassen, um nach Safet zu flüchten«, bestätigte Dariusz. »Aber das wäre nicht nötig gewesen, wenn er die Warnungen, die ich ihm zuvor habe zuspielen lassen, ernst genommen hätte. Oder wenn es mir gelungen wäre, ihn mit einem Botenritt aus dem Geschehen fern zu halten, wie ich es noch am Morgen der Schlacht versucht habe.« Seine Stimme klang ebenso trotzig, wie die Haltung aussah, die er unbewusst eingenommen hatte. Aber er hielt Balduins Blick dennoch stand und vermied es sogar, Ridefort anzusehen, dem er gerade indirekt einen Vorwurf gemacht hatte: Schließlich war es der Ordensmarschall höchstpersönlich gewesen, der ihm untersagt hatte, Robin als Bote nach Safet zurückzuschicken.
    Wieder kehrte für eine kleine Ewigkeit eine schon fast unheimliche Stille ein, und Robin dachte nur eines: also doch.
    Sowohl die in Latein verfasste Warnung, die sie
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