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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman
Autoren: Martina Andr
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seinem Innern zu einem überirdischen Geheimnis führte, dessen Auflösung sämtliche Glaubensgegensätze der Welt auf ewig miteinander versöhnen werde. Niemals hätte Gero vermutet, dass Henri d’Our diesen Kelch besessen hatte. Ja, dass er sich überhaupt im Besitz des Ordens befand.
    Niemand hatte je ein Wort darüber verlauten lassen. Es gab Gerüchte – aber über die Bundeslade zu sprechen oder das, was daraus hervorgegangen sein sollte, war unter den nicht eingeweihten Brüdern ein absolutes Tabu gewesen.
    Doch das bedeutete nichts, schließlich hatte Gero auch nicht gewusst, dass die Ordensbrüder des Hohen Rates über das Haupt der Weisheit verfügten. Wobei das Mysterium, das dieser Becher in sich barg, vermutlich tausendmal gewaltiger war, als Toms vermaledeiter Timeserver je hätte sein können. In der Legende hieß es: Wer den Kelch besitzt und das Geheimnis entschlüsselt, wird die Welt in seinem Sinne verändern können und die Rückkehr des einzig wahren Messias einläuten.
    Gero überlegte nicht lange. Wenn das Schicksal auf seiner Seite stand und die Zeit reif dafür war, würde er seine Entdeckung zu nutzen wissen.

|15| Kapitel 1
Ein letzter Versuch
    2151 November – Illinois – ehemals Amerikanische Föderation
     
    Vielleicht wäre es besser gewesen, dachte Lyn und strich sich hastig eine Strähne ihres glatten, schwarzen Haares zurück, wenn sie wenigstens ein einziges Mal in ihrem Leben selbst jemanden eliminiert hätte. Dann würde sie nun nicht dastehen wie eine Anfängerin, und ihre Hand, die den Fusionslaser hielt, würde nicht so stark zittern, dass sie kaum in der Lage war, ihr Ziel zu fixieren.
    Red Collart, Drill-Instructor der Antirevolutionstruppen der Neuen Welt, zuständig für die Ausbildung der Kadetten an den Handfusionswaffen, hatte ihnen bereits im zarten Alter von zehn Jahren beigebracht, wie man damit umging und wie diese Waffe funktionierte. Die unvorstellbare Hitze des Fusionslasers wurde mittels Kavitationsenergie erzeugt, die mit Hilfe natürlich vorkommender Myonen aus der kosmischen Umgebungsstrahlung eine Bläschenfusion erzeugte, die einen pulsierenden Strahl von 5000 Grad Celsius freisetzte. Die ergonomisch angepasste Waffe mit einem 25 Zentimeter langen Lauf bestand aus einer speziell angefertigten Wolfram-Rhenium-Legierung, die dafür sorgte, dass das Material trotz der entstehenden Hitze stabil blieb. Das Ergebnis war beeindruckend. Menschen konnten damit in einer Pikosekunde zu Staub zerblasen werden. Mit einem entsprechend größeren Modell und der richtigen Dosierung des Strahls war es möglich, ganze Hypergleiter verschwinden zu lassen.
    Collart hatte bei der Erschießung von Delinquenten gegenüber seinen Zöglingen niemals das geringste Anzeichen von Mitleid gezeigt – im Gegenteil, es schien ihn sogar zu amüsieren, wenn er im Angesicht seiner Rekruten seine uneingeschränkte Macht über Leben und Tod |16| demonstrierte. An manchen Tagen töteten Collarts Schüler auf seine Anweisung hin Hunderte von Verdammten, die alle auf einer sogenannten Abschussliste standen. Entweder weil sie aufgrund genetischer Fehlausstattung als nicht lebenswert beurteilt worden waren oder weil sie im Verdacht standen, zu den National American Rebels zu gehören, einer geheimen Untergrundorganisation, die sich verbotenerweise gegen Regierungsinteressen wandte und die es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten galt.
    Nicht selten schloss Collart mit seinen Rekruten vorher Wetten ab, wie viel Asche wohl von einem der Todgeweihten nach dem Beschuss übrig bleiben würde. Besonders, wenn es sich um ältere Gefangene handelte, die mitunter mehr Körperfülle aufwiesen, weil ihnen im Gegensatz zu den jüngeren Opfern das formstabilisierende Fisch-Gen fehlte.
    Im Nachhinein erschien es Lyn als merkwürdig, dass sie lediglich Überraschung empfunden hatte, als sie zum ersten Mal Zeugin einer Hinrichtung wurde, bei der ein Delinquent allein aus Demonstrationsgründen pulverisiert worden war. Im Laufe der Zeit gewöhnte sie sich daran, wenn der allgegenwärtige Sturm die gefriergetrockneten Überreste eines Leichnams über den kalten Marmor des Exerzierplatzes hinweg fegte und der immerwährende Regen die kläglichen Reste menschlichen Lebens von den schwarzen Platten wusch. Manchmal dachte sie des Nachts an die Erstarrung in den Pupillen der Opfer kurz vor der Tötung, aber der Chip in ihrem Hirn unterdrückte sofort jegliche emotionale Sensibilität, die zaghaft
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