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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman
Autoren: Martina Andr
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ausgedörrten Schluchten. Gero sah eine Höhle mit seltsamen, eingemeißelten Zeichen und einen schwarz gekleideten Mönch, der ihn am Eingang freundlich empfing. Er folgte dem Mann hin zu einem gewaltigen Licht, das alles an Helligkeit übertraf, was er je zu Gesicht bekommen hatte.
    »Hast du etwas gefunden, das von Bedeutung sein könnte?« Hertzbergs krächzende Stimme riss Gero aus seiner Vision. Seine strikte Erziehung zum Krieger verhinderte, dass Hertzberg seine Verblüffung bemerkte. Selbst Johan, der direkt neben ihm saß und auch in den Becher geschaut hatte, schöpfte offenbar keinen Verdacht.
    »Darf ich mal sehen?«
    Widerwillig gab Gero den Kelch aus der Hand.
    Hertzberg betrachtete den Stein am Grunde des Kelchs mit wachsendem Interesse, jedoch ohne abwesend zu wirken. Anscheinend hatte der Kelch auf ihn nicht dieselbe Wirkung wie auf Gero. »Es könnte ein Sphen sein, soweit ich weiß, nennt man ihn auch Stein der Weisheit«, sinnierte |13| er nachdenklich. »Was gewissermaßen zu unserem Timeserver passen würde.« Er lächelte flüchtig, runzelte dann jedoch wieder die Stirn. »Aber soweit ich weiß, wurde das Mineral erst vor rund dreihundert Jahren entdeckt. Was glaubst du?«, fragte Hertzberg weiter, während das Boot mit einem Ruck am Sandstrand zum Stehen kam. »Haben der Stein und die Ornamente, die ihn umgeben, irgendetwas zu bedeuten?«
    »Nein«, erwiderte Gero kühn. In seinen blauen Augen lag eine Überzeugung, die jeden Lügendetektor in die Irre geführt hätte. »Mein Komtur war ein leidenschaftlicher Sammler schöner Trinkgefäße. Ich erinnere mich daran, dass er mehrere solcher Kelche aus dem Outremer mitgebracht hat – angeblich veredelt der Stein am Grunde des Gefäßes den Wein, den man hineingibt. Mit der Zeit löst er sich auf. Aber soweit ich weiß, beschwerte Henri d’Our sich immer darüber, dass selbst dieses Prachtexemplar nicht in der Lage war, Fusel in Weihwasser zu verwandeln.« Er lachte kurz und verzog sein Gesicht zu einem amüsierten Schmunzeln. »Das Ding ist eines von vielen, und ich kann mich nicht erinnern, dass Henri d’Our ihm eine besondere Bedeutung beigemessen hätte.«
    Sein Blick wanderte zu Johan, und bevor der Flame erstaunt aufblickte, weil die Geschichte mit der Sammlung von Trinkgefäßen an den Haaren herbeigezogen war, hatte Gero sich blitzschnell mit dem Zeigefinger über die Lippe gestrichen, als ob er eine Mücke entfernen wollte. Das geheime Zeichen der Templer für striktes Stillschweigen. Inbrünstig hoffte er, dass Johan mitspielen würde. Die Amerikaner durften keinesfalls erfahren, was es mit diesem Kelch auf sich hatte. Am liebsten hätte Gero ihn an sich genommen und zurück in den See geschleudert. Doch dann hätten Hertzberg und der General erst recht Verdacht geschöpft.
    »Und du?«, fragte der Alte und blickte Johan direkt in die Augen. »Hast du eine Ahnung, ob der Kelch über seinen Materialwert hinaus irgendeine Bedeutung hatte?«
    »Nein.« Johan schüttelte entschlossen seinen roten Schopf. Sein vernarbtes Gesicht kam ihm zu Hilfe, da es jede Regung verbarg. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Moshe, aber mein Ordensbruder hat recht, unser Komtur hat Dutzende davon besessen. Die meisten waren verbeult. Vielleicht wollte Henri d’Our wenigstens einen davon unversehrt für den Messwein aufbewahren.«
    Hertzberg nickte und schlug den Kelch in ein Tuch ein, bevor er ihn |14| behutsam in eine bereitstehende Styroporkiste legte. Am Strand warteten Soldaten auf sie, die Hertzberg anwies, ihm die Kiste abzunehmen und mit einer elektronischen Plombe zu sichern, so dass kein Unbefugter Zugriff hatte.
    Mit einem Zwinkern forderte er Gero und Johan auf, ihm aus dem Boot zu helfen.
    Gero atmete auf, als die Kiste mit dem Kelch in einem verdunkelten Van unter einer profanen Militärdecke verschwand.
    Blieb zu hoffen, dass das Ding ohne nähere Untersuchung in irgendeinem Tresor der amerikanischen Streitkräfte landete und später allenfalls einem Museum als Ausstellungstück diente – hinter Panzerglas, für alle Zeiten sicher verschlossen.
    Er selbst hatte genug gesehen, um zu wissen, worum es in der Vision gegangen war.
    Sein Herz schlug so stark, dass er sich fragte, wie er der jungen Ärztin, die sie regelmäßig nach Einsätzen untersuchte, seinen erhöhten Pulsschlag erklären sollte. Zweifellos handelte es sich bei dem Fundstück um den berüchtigten »Kelch von Askalon«. Die Legende besagte, dass die Botschaft in
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