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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr
Autoren: Carsten Stroud
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ihnen weiter verweigerte und sie nichts zu trinken hatten als das Wasser aus dem tropfenden Hahn im Bad im zweiten Stock, fingen die Katzen an, sich stärker für Warren Smoles zu interessieren.
    Smoles lag über das riesige Doppelbett in seinem Schlafzimmer gebreitet, genau wie Endicott ihn zurückgelassen hatte. Er war eingeschnürt wie ein Weihnachtsschinken und hatte ein Einschussloch im Oberschenkel.
    Aber er lebte noch.
    Immer wenn die Katzen ins Zimmer spaziert kamen, fing er an, auf dem Bett herumzuruckeln und komische Geräusche in ihre Richtung zu machen. Leider gab es nicht viel, was die Katzen mit den Knoten, Knebeln und Kabelbindern anfangen konnten, die Smoles behinderten, wo sie als Wesen ohne opponierbare Daumen doch schon am elektrischen Dosenöffner scheiterten.
    Aber er sah lustig aus.
    Als echte Katzen verloren sie rasch das Interesse an ihm, spazierten wieder davon, um noch einmal gründlicher nach etwas zu fressen zu suchen. Irgendwann war ihnen dann klar, dass es in dem ganzen verkackten Haus wirklich keinen Bissen mehr gab.
    Am Morgen des fünften Tages versammelten sie sich wieder um Smoles. Da zuckte und wand er sich schon nicht mehr und war ganz still. Er war stark dehydriert und nur noch zeitweise bei Bewusstsein. Die Katzen, alle fünfzehn, hockten rund um ihn herum auf dem Bett und begutachteten ihn durch halb geschlossene Lider.
    Nach einer Phase der Unentschlossenheit riss eine von ihnen – eine Tigerkatze natürlich – sich versuchsweise einen Bissen aus seinem Fleisch. Das schien Smoles einiges an frischer Energie zu geben, und er fing wieder mit dem Ruckeln und Sichwinden an und stieß auch wieder diese schrillen Laute aus. Aber bald war klar, dass Smoles abgesehen vom üblichen Ruckeln und Zuckeln und Kreischen und Quetschen im Grunde harmlos war.
    Die Maine-Coon-Katzen machten als Erste Ernst. Bald schlossen sich die anderen an. Alle waren sich einig, dass er wie Schinken schmeckte.)

MITTWOCH

Ich singe den Leib, den elektrischen
    Die Vorbereitungen hatten zwei Tage in Anspruch genommen, aber jetzt war es so weit – an einem Mittwochvormittag –, und Kate bearbeitete mit ihrer gesammelten beachtlichen Überzeugungskraft die Frau hinter dem Schreibtisch.
    Frau Dr.   Lakshmi hatte riesige Mandelaugen und volle Lippen, auf die sie ein tiefes Rosenrot aufgetragen hatte. Normalerweise strahlte sie im Tagesverlauf Gelassenheit, Kompetenz und sogar Mitgefühl aus. Das war heute anders, und sie saß Kate mit großen Widerständen, zornig gar, gegenüber.
    »Bei Kindern wendet man EKT nicht ohne sehr guten Grund an, Kate. WellPoint ist keine Quacksalberbude aus der Dritten Welt. Es tut mir wirklich leid, aber …«
    Kate blickte Nick an, der am anderen Ende des Zimmers saß und Abstand hielt. Sie waren wieder zusammen, wenn sie denn überhaupt getrennt gewesen waren, aber er setzte sehr geringe Hoffnungen in Kates Idee, was immer auch mit Hannahs Hörgerät gewesen sein mochte.
    »Es waren elektrische Interferenzen, Frau Doktor. Der Audiologe hat es bestätigt. Er hat den Effekt mit einem Oszilloskop repliziert. Er konnte sogar den Frequenzbereich angeben, der …«
    Das wischte sie beiseite.
    »Ein Audiologe ist kein Neurologe. Es gibt professionelle Standards, und an die halte ich mich. Das, was Sie vorschlagen, könnte man überhaupt erst nach einer ganzen Reihe von Untersuchungen erwägen.«
    »Die Sie alle durchgeführt haben, Computertomografie, EKG , PET -Scan, sogar eine Lumbalpunktion. Ich habe mich auf Ihrer Webseite umgesehen, und dort heißt es ganz klar, bei psychischen Störungen wie schweren Manien, Schizophrenie, Katatonie sei die Elektrokrampftherapie in Abwesenheit anderer Besonderheiten oft eine erfolgversprechende Behandlungsmethode …«
    »Rainey ist nicht katatonisch. Er liegt ganz ruhig auf der Station. Die innere Stimme, von der Rainey berichtet hat, ist nicht wieder aufgetreten.«
    Kate lehnte sich zurück.
    »Hören Sie, Frau Doktor, ich will ganz offen sein. EKT ist Raineys einzige Hoffnung …«
    »Kate, verstehen Sie, ich glaube keine Sekunde lang, dass Rainey von einem Dämon besessen ist. Exorzismus hat WellPoint nicht im Angebot …«
    »Ich möchte ja nur, dass Sie seine Manie behandeln – seinen Glauben , er sei tatsächlich von einem Dämon besessen. Sie sagen selbst, dass EKT oft eine Antwort auf diese Art von wahnhaftem Zustand sein kann, besonders wenn die anderen Mittel versagen.«
    Frau Dr.   Lakshmi schwieg eine Weile.
    »Es gibt
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