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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr
Autoren: Carsten Stroud
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schicken.«
    Eine stumpfe Feststellung ohne jedes Gefühl.
    Und ein eisklarer Vorwurf.
    Rainey konnte
Cain
noch in seinem Kopf spüren, aber das Ding hatte sich ganz tief eingegraben. Rainey spürte es, wie es zusammengerollt an seiner Schädelbasis lag, im Dunkeln blinzelte, abwartete, schwieg.
    Ihm wurde bewusst, dass
Cain
sich fürchten könnte.
    Kate fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden.
    »Sind diese Hüter mit dir mitgekommen, Rainey?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Riechen tue ich sie nicht. Ich glaube, sie dürfen nicht zu diesem Haus kommen.«
    »Warum nicht?«
    »Du weißt, warum.«
    Wieder ganz tonlos.
    Eine stumpfe Feststellung ohne jedes Gefühl. So bar jeder Hoffnung oder Angst, dass Kate den Blick abwenden musste.
    Lemon war wieder da.
    »Okay. Hör dir das an. Die Haustür ist nicht abgeschlossen. Sie ist zu, aber nicht abgeschlossen. Ich habe hineingeguckt. Alles ist verrammelt, es ist also dunkel. Aber der Strom ist eingeschaltet. Was willst du tun?«
    »Das, wozu wir gekommen sind.«
    Das gefiel Lemon nicht. Aber er machte Rainey die Autotür auf und half ihm herunter, wobei er ihn fest am linken Arm packte. Rainey war schlaff und schweigsam. Er leistete keinen Widerstand und der Geruch war weg.
    Sie gingen die Stufen zur Haustür hinauf und traten in den Flur. Es war, als würde man in eine Schmuckschatulle treten. Die Wände und Böden waren aus polierter Eiche. An den Wänden der Eingangshalle hingen Leuchter aus Messing, und ein schmaler persischer Teppichläufer führte an eine weite Treppe. Im Dämmerlicht konnten sie die Empore des ersten Stocks ausmachen. Die Haupthalle wurde von einem riesigen Kristallleuchter beherrscht.
    Auf halbem Weg an die Treppe öffneten sich Doppeltüren aus Glas auf der einen Seite auf ein holzgetäfeltes Arbeitszimmer und auf der anderen auf ein helles und luftiges achteckiges Musikzimmer mit Buntglasfenstern in allen Wänden. Die Fensterläden waren geschlossen und das Musikzimmer war verdüstert.
    Sie standen am Fuß der Haupttreppe und lauschten auf das Knacken und Ächzen des alten Hauses in der langsam einsetzenden Abendkühle.
    »Wohin jetzt?«, fragte Lemon, der noch nie in Delia Cottons Villa gewesen war. Das Einzige, was er von ihr wusste, war, dass sie zum berühmten Cotton-Klan gehörte, dass ihr Ehemann ein Vermögen mit Schwefelminen gemacht hatte und dass sie als junge Frau eine atemberaubende Schönheit gewesen war.
    Vor ihrem Verschwinden hatte sie allein in der Villa Temple Hill gelebt, in der Art von viktorianischer Pracht, die der Geldadel so liebte, und dann war sie eines sonnigen Nachmittages einfach aus der Welt verschwunden und man hatte nie wieder von ihr gehört.
    »Ich glaube, es geht hier lang«, sagte Kate und führte sie durch einen Nebenflur, der sich auf ein großes getäfeltes Esszimmer öffnete. Am anderen Ende des Esszimmers führten Glastüren zurück ins Musikzimmer. Hinter dem Esszimmer gab es eine riesige Küche und dahinter einen Wintergarten voller Farne, Palmen und Orchideen.
    »Die muss jemand gegossen haben«, sagte Lemon. Aus dem Wintergarten wehte ein Duft nach schwerer feuchter Erde, Jasmin und Lavendel herein.
    »Die Nachlassverwalter halten das Haus so in Stand, wie es am Tag von Delias Verschwinden gewesen ist. So stand es in ihrem Testament. Sie hat extra Mittel für die Instandhaltung reserviert. Deshalb ist der Strom eingeschaltet. Da drüben ist die Kellertür.«
    Sie überquerten das Schachbrett der Bodenfliesen in der Küche und machten vor einer hohen Holztür halt, die in dem gleichen Buttergelb gestrichen war wie die Küche.
    Rainey hielt sich ein paar Schritte von der Tür entfernt.
    Kate drehte sich nach ihm um.
    »Rainey. Wir müssen dort hinunter.«
    »Ich gehe aber nicht da runter.«
    »Es muss sein.«
    »Ich weiß, was da unten ist.«
    »Woher weißt du das?«
    »Nick hat ein Video davon gemacht, als er nach der Frau gesucht hat, die hier gewohnt hat. Ich habe es gefunden. Da unten ist eine Wand, und es war, als würde darauf ein Film gezeigt. Man sah einen Bauernhof und Menschen, die auf den Feldern arbeiteten. Da war ich, als ich im Spiegel war. Wo Glynis gewohnt hat. Ihr wollt, dass ich wieder dorthin gehe und nicht mehr in dieser Welt bin. Ich gehe nicht da runter.«
    Kate öffnete die Tür und stellte sich daneben. Die Treppe führte ins Dunkel, aber in einer entfernten Ecke sah man ein mattes Glimmen.
    »Etwas anderes kann ich nicht
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