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Die Rosen von Montevideo

Die Rosen von Montevideo

Titel: Die Rosen von Montevideo
Autoren: Carla Federico
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Schwerfällig beugte sie sich nach vorne und strich zärtlich über die winzige Rose. Die Blütenblätter fühlten sich so weich an wie die Haut von Kindern – von ihren Kindern, dem geborenen und dem noch ungeborenen. Sie selbst würde hier nicht glücklich werden, aber die beiden vielleicht schon.
    »Aua!«, entfuhr es ihr. Sie hatte nicht nur die Blütenblätter berührt, sondern auch die Stachel, die die Zweige übersäten. Ein winziger Blutstropfen perlte über ihre Hand, tropfte auf die Erde und versickerte dort.
    Valeria erschrak. Als sie auf die dunkle Erde starrte, kamen ihr die Worte des Priesters in den Sinn, dass der Mensch aus Staub hervorgegangen sei und irgendwann wieder zu Staub werde. Dereinst würde sie unter solcher Erde begraben liegen und keine Rosen mehr riechen …
    Kälte stieg vom Boden auf und erfasste ihre Glieder. Doch ehe sie zu zittern begann, spürte sie, wie das Kind in ihrem Leib strampelte. Dies war nicht der rechte Moment, an die Vergangenheit zu denken, die Heimat – und den Tod.
    Kurzentschlossen pflückte sie die einzige Rose und streckte die Hand nach Esperanza aus, damit diese ihr aufhelfen und sie ins Haus begleiten konnte.

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    Erstes Buch
    Rosa – die Exotin
1847 – 1851
    1. Kapitel
    R osa blickte sich verzweifelt um, las in den Gesichtern, die auf sie gerichtet waren, jedoch nur Tadel. Kein einziges Mitglied ihrer Familie stand auf ihrer Seite oder zeigte Verständnis für ihr Anliegen.
    Letzteres hatte sie zumindest von Tante Orfelia erwartet, die sich ansonsten immer als gutmütig erwies und ihr vieles durchgehen ließ: Sie hatte verschwiegen, dass Rosa einmal eine teure Vase kaputt gemacht hatte, und überdies immer die kleinen Diebstähle aus der Speisekammer gedeckt. Schließlich hatte sie selbst eine Schwäche für Süßes, obwohl sie zerbrechlich dünn war. Doch nun hielt sie ihren Blick beharrlich auf den Boden gesenkt.
    »Tante Orfelia!«, rief Rosa hilfesuchend. »Nun sag doch auch etwas!«
    Aber Orfelia schwieg und überließ wie so oft ihrer älteren Schwester Eugenia das Wort. Die war genauso dünn, die Furchen im Gesicht waren jedoch tiefer, und die Stimme war nicht hell und hoch, sondern dunkel und heiser. Auch sie war zu Rosa zwar nie wirklich streng gewesen, aber ihrem Bruder Alejandro, Rosas Vater, bedingungslos ergeben.
    »Du solltest deinem Vater wirklich dankbar sein.«
    Rosa schüttelte den Kopf. Sie hatte mehrfach all ihre Argumente vorgebracht, aber es war, als würde sie gegen eine Wand reden – weder die Tanten noch Alejandro de la Vegas selbst gingen darauf ein. Ihr Vater erklärte stattdessen zum nun schon wiederholten Male: »Ricardo del Monte stammt aus einer alten Familie Valencias, die genauso wie unsere in der Neuen Welt ihr Glück gemacht hat. Ricardo selbst hat beim Unabhängigkeitskrieg Uruguays tatkräftig mitgekämpft.«
    Rosa unterdrückte ein Seufzen. Das, was Alejandro für Ricardo del Monte einnahm, sprach in ihren Augen genau gegen ihn.
    Die » 33  Unsterblichen« hieß jene Gruppe Uruguayer, die sich einst gegen die Spanier erhoben hatten, um Uruguay von der Fremdherrschaft zu befreien. Das war nun zwanzig Jahre her – was wiederum bedeutete, dass Ricardo del Monte, wenn er damals tatsächlich mitgekämpft hatte, uralt war.
    Wieder richtete Rosa sich flehentlich an Orfelia. »Willst du zusehen, wie ich gezwungen werde, einen Mann zu heiraten, den ich nicht will? Du bist doch auch unverheiratet geblieben!«
    Orfelia stand in der Tat schon immer im Schatten der älteren Schwester, und als Eugenia geheiratet hatte, war sie ihr gefolgt und hatte ihr den Haushalt geführt. Nach dem frühen Tod von Eugenias Gatten waren beide Schwestern wieder ins Elternhaus zurückgekehrt. Obwohl Eugenia immerhin ein paar Jahre ihres Lebens an der Seite eines Mannes verbracht hatte, wirkte sie nicht minder altjüngferlich wie Orfelia. Beide machten nicht den Eindruck, als hätten sie je geliebt.
    »Du musst gehorsam sein«, sagte Orfelia. »Und bedenke – viele Mädchen deines Alters sind längst verheiratet.«
    Ohne Zweifel hatte sie recht. Die meisten Bräute, die Rosa kannte, waren um die sechzehn Jahre alt, manche sogar erheblich jünger. Sie hingegen war letztes Frühjahr bereits achtzehn geworden. Allerdings sprach dieser
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