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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz
Autoren: Julie Gordon
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anzuschauen, denn dann könnte es sein, dass sie Dinge aussprach, die sie lieber für sich behielt. Dass sie zum Beispiel den Mann kannte, mit dem Hallgrims Weib Freya so vertraut war. Sie wusste, womit er sein Geld verdiente. Und er hatte sie angeschaut, als wüsste er, woher sie stammte. Als wüsste er, dass sie nur eine Sklavin war.
    „Was sind Sklavinnen den Nordmännern wert?“, fragte sie.
    Hallgrim überlegte lange. So lange, dass sie schon glaubte, er sei eingeschlafen, doch dann sprach er mit leiser Stimme: „Eirik hat es dir nicht erzählt, aber dass du eine Sklavin warst, wirft weder auf dich noch auf ihn ein gutes Licht. Wenn seine Familie davon erfährt, werden sie dich verabscheuen. Freunde werden sich von euch abwenden. Feinde werden euch verhöhnen, und niemand wird glauben, dass Eirik all dies nur aus Liebe zu dir tut.“
    „Der Mann, der mich raubte …“ Sie erinnerte sich nicht an seinen Namen. „Er war gestern da.“
    Hallgrim richtete sich auf. „Du hast ihn erkannt?“
    Sie nickte heftig.
    Ehe er etwas erwidern konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Freya betrat mit einem voll beladenen Tablett den Raum. Sie würdigte Johanna keines Blicks, während sie zu Hallgrim trat und mit ihm sprach.
    Johanna wich zurück an die Wand neben der Tür und beobachtete, wie Freya scheinbar gut gelaunt mit Hallgrim plauderte. Sie zupfte an seinem Bart, lachte etwas zu laut.
    Worte konnten vieles verbergen. Doch der Körper verriet Freya Sigurdsdottir. Ihre steife Haltung zeigte Missbilligung. Johanna war hier nicht erwünscht.
    Sie verließ die Kammer. In ihr machte sich ein Gefühl breit, das sie nicht zu deuten wusste. Sie fühlte sich fremd.
    Freya war zufrieden.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete sie das Frankenmädchen, das sich neben der Tür herumdrückte. Dass sie sich bereits mit Hallgrim angefreundet hatte, war sehr gut und kam Freyas Plänen entgegen.
    Sie hatte den Tag mit Eirik in vollen Zügen genossen. Und jetzt wünschte sie, auch die Nacht mit ihm zu verbringen.
    Obwohl er anfangs besorgt gewesen war, was während seiner Abwesenheit mit seinem Mädchen passierte, hatte Eirik sich von ihr überreden lassen, zum Hafen mitzukommen und zu helfen, die Ladung von Olufs Schiff zu löschen. Sie hatte ihm versichert, es würde nicht lange dauern, aber natürlich vergingen die Stunden, vieles war komplizierter als gedacht, und so dämmerte es schon, als sie sich auf den Heimweg machten.
    Sie hatte sich bei ihm untergehakt und munter drauflosgeplappert. „Du musst mir alles über Byzanz erzählen. Und wie ihr euch kennengelernt habt, dein Frankenmädchen und du!“
    Sie merkte, dass die letzte Bemerkung etwas in ihm weckte. „Ich habe ihr versprochen, in der Nähe zu bleiben“, sagte er leise.
    „Astrid oder die anderen Mägde werden sich um sie gekümmert haben.“
    Da gehört sie doch hin. Zu den Mägden, in die Küche oder an den Webstuhl.
    Eirik wollte davon nichts hören. Seine Schritte beschleunigten sich. Er löste sich von ihr, lief jetzt beinahe. Freya blickte ihm nach. Allein für das Frankenmädchen hatte er Aug und Ohren.
    „Ich weiß, wer sie ist!“, rief sie ihm nach.
    Eirik blieb stehen, wandte sich zu ihr um. Zwischen ihnen eilten Menschen hin und her, die Köpfe zwischen die Schultern gezogen, die Blicke in den dunklen Himmel gewandt. Es roch nach dem ersten Schnee des Winters.
    Sie schloss zu Eirik auf. „Besser gesagt: Ich weiß, was sie ist.“
    Ein Muskel in seiner Wange zuckte. Treffer.
    „Und ich glaube, es wäre nicht gut, wenn dieses Wissen verbreitet werden würde.“
    Ausdruckslos starrte er auf sie nieder. Freya erwiderte seinen Blick. Sie lächelte. „Du möchtest sicher auch nicht, dass andere davon erfahren? Sie wäre kaum die Richtige, um deine Frau zu werden. Als Kebsweib, ja, dafür taugt sie …“
    Eirik packte ihren Arm. Sie keuchte. Seine Berührung, sosehr sie sich danach gesehnt hatte, tat weh. Aber zugleich war er ihr so nah, dass sie seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht spürte. Er schien etwas sagen zu wollen, doch stattdessen blickte er sich nur suchend um. Zog sie in einen dunklen Hinterhof, in dem sich Säcke und Fässer stapelten.
    „Sag das noch mal“, forderte er sie auf.
    „Ich weiß, was sie ist.“ Mit einer heftigen Bewegung befreite sie sich aus seinem Griff. Ihre Hände strichen über die Pelzverbrämung ihres Mantels. „Und ich glaube, es würde jeden in dieser Stadt interessieren, dass der stolze und mit erstaunlichem Reichtum
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