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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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jedoch, dass die Kraft der letzten Visigoten nicht mehr ausreichte, das wenige Land zu bewahren, das sie vor den Mauren hatten retten können. Dafür benötigten sie die Hispanier, und wenn diese dafür im Gegenzug zu guten Asturiern wurden, so war es ihm recht.
    Roderich winkte den Menschen zu und musterte die jungen Burschen, die die Feldarbeit beendet und mit ihren Waffenübungen begonnen hatten. Ein oder zwei Dutzend von ihnen würde er in seine Leibschar aufnehmen, um einige ältere Krieger zu ersetzen, die ans Heiraten dachten.
    Zufrieden mit den Verhältnissen in seinem Machtbereich, ritt er weiter und bog hinter dem Dorf auf einen Weg ein, der steil bergan führte. Der Zugang zur Burg mochte mühsam sein, schreckte aber die berittenen Streifscharen der Mauren ab. Roderich war stolz darauf, dass es den Feinden während seinerZeit als Graf der Grenzmark nicht ein einziges Mal gelungen war, einen erfolgreichen Feldzug gegen ihn zu unternehmen.
    Unterdessen war auch Maite auf die Burg aufmerksam geworden. Die Anlage erhob sich auf einer Felszunge über dem Tal und wurde von einer festen, mehr als zwei Mann hohen Mauer umschlossen. Ein einziges Tor führte in einen langgestreckten Hof, der zu beiden Seiten von Gebäuden gesäumt wurde. Zu Maites Verwunderung waren sowohl die Schutzmauer wie auch die meisten Häuser aus behauenen Quadersteinen errichtet worden und nicht wie in ihrem Heimatdorf aus Bruchsteinen. Nur ein paar Hütten am Rande bestanden aus unregelmäßigen Steinen, und das Blöken von Schafen verriet ihr, dass es sich um Ställe handelte.
    Das Hauptgebäude war ein längliches Haus mit kleinen, schießschartenähnlichen Fenstern und einem bronzebeschlagenen Tor. Graf Roderich hielt sein Pferd vor dem Eingang an, schwang sich aus dem Sattel und warf die Zügel einem herbeieilenden Knecht zu.
    »Gut abreiben und mit Hafer füttern!« Noch während er es sagte, dachte er, dass er sich diesen Befehl hätte sparen können. Seine Stallknechte wussten wahrscheinlich besser als er, wie sie sein Pferd und die übrigen Rosse zu behandeln hatten. Er klopfte dem Knecht auf die Schulter und wandte sich seinen Begleitern zu.
    »Kümmert euch um eure Gäule und lasst euch danach ein paar Becher Wein einschenken. Auch wenn unser Ritt nur gegen ein paar Bergwilde ging, so haben wir doch einen Sieg zu begießen!«
    Unterdessen war Roderichs Gemahlin Urraxa aus der Tür getreten und hatte seine letzten Worte gehört. »Ihr Männer denkt immer nur ans Feiern!«
    Roderich trat lachend auf sie zu und umarmte sie. »Nun, meine Gute, wir haben auch allen Grund dazu. Immerhin konntenwir Ikers Überfällen endlich einen Riegel vorschieben und seinen Stamm unter unsere Herrschaft zwingen. Dein Bruder wird zufrieden sein.«
    Urraxa kannte ihren Bruder weniger gut als ihr Mann. In einem abgelegenen Dorf aufgewachsen, war sie für Silo erst wichtig geworden, als dieser sich berechtigte Hoffnungen auf die Nachfolge König Aurelios machen konnte und dafür Verbündete suchte. Aus diesem Grund hatte er Roderich die Heirat mit seiner Halbschwester angetragen und sich damit die Unterstützung des Grenzgrafen gesichert. Obwohl die Ehe nur durch politische Winkelzüge zustande gekommen war, lebte Urraxa gut mit ihrem Rodrigo zusammen, auch wenn dieser sich nach einer längst vergangenen Zeit sehnte und nicht vergessen konnte, dass er einer der letzten echten Visigoten war. Ihre gemeinsamen Kinder würden sich Asturier nennen und stolz auf das Erbe zweier Völker sein. Lächelnd strich sie sich mit der rechten Hand über den Leib. Noch konnte Rodrigo es nicht sehen, doch sie hoffte, ihm nach einer Tochter in sechs Monaten endlich den erhofften Erben zu gebären. Heute Abend wollte sie ihm dieses kleine Geheimnis anvertrauen. Nun aber wandte sie sich der seltsamen Beute zu, die er mitgebracht hatte.
    »Seit wann stiehlst du Kinder, mein Gemahl?«
    »Du meinst die kleine Wildkatze da? Das ist Ikers Tochter. Alma soll sich ihrer annehmen. Wenn Ermengilda sie haben will, kann sie ihr als Magd dienen.«
    Maite schürzte die Lippen. Niemals würde sie die Magd einer Asturierin werden! Noch während sie überlegte, wie sie aus der gut bewachten Burg entfliehen konnte, sprang Ramiro aus dem Sattel und streckte die Arme aus, um sie herunterzuheben. Er lachte, während er sie auf den Boden stellte, und zerzauste ihr das Haar. »Mach’s gut, du Wildkatze!«
    Maite kniff die Augenlider zusammen und fragte sich, ob dieserAsturier so dumm war zu
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