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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien
Autoren: Iny Lorentz
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so einfach mitnehmen konnten. Das arme Kind hat erst im letzten Jahr die Mutter verloren – und nun das!«
    »Sie werden Maite schon nicht umbringen«, antwortete Okin verärgert.
    Die Frau sah ihn an, als könne sie nicht begreifen, was er eben gesagt hatte. »Sie werden eine Asturierin aus ihr machen, und das ist noch viel schlimmer!«
    »Was musste das dumme Ding auch auf Roderich losgehen!« Damit machte Okin die Frau jedoch nur noch wütender. »Warum auch musstest du ihm sagen, dass es sich um Ikers Tochter handelt?«
    »Wenn Maite nicht den richtigen Mann heiratet, werden wir uns Häuptling Eneko in Nafarroa anschließen müssen, um der Herrschaft der Asturier zu entgehen«, prophezeite einer der alten Männer düster.
    Okin winkte ärgerlich ab. »So weit sind wir noch lange nicht!« Dennoch war er froh, dass ein Junge, der ins Tal hinabgeblickt hatte, in diesem Augenblick einen schrillen Ruf ausstieß. »EinMann kommt den Weg hoch. Er trägt einen anderen auf dem Rücken!«
    Jetzt sahen die anderen es auch. Die Frau, die eben noch mit Okin gestritten hatte, kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Das ist doch Asier! Wieso …« Sie brach ab und wischte sich über die Stirn.
    »Ich werde den Burschen fragen, weshalb er seinen Posten verlassen hat, und gefällt mir seine Antwort nicht, wird er dafür bezahlen.« Okin zog seinen Dolch und rief damit erneut den Unmut der Frau hervor.
    »Willst du auch ihn töten, wo wir doch schon so viele der Unseren verloren haben?«
    Okin antwortete mit einem Fluch und ging auf den jungen Mann zu. Dieser taumelte unter seiner Last.
    »Es ist Danel, mein Bruder! Leute aus Guizora haben ihn zwei Täler weiter gefunden und mich geholt. Er ist schwer verwundet, aber am Leben. Wie es aussieht, wurden Ikers Leute in eine Falle gelockt und niedergemacht. Die Asturier haben Danel an der Grenze unseres Stammes niedergelegt, wahrscheinlich, damit er gefunden werden soll. Ich weiß nicht, warum, aber …«
    »Aber ich weiß es!«, schrie Okin ihn an. »Die Bewohner von Guizora sollten ihn finden und dich holen. Du Narr hast deinen Posten verlassen und es damit den Asturiern ermöglicht, ungehindert nach Askaiz zu kommen.«
    Asier starrte ihn entsetzt an. »Was sagst du da?«
    »Die Asturier sind hier gewesen! Sie haben Ikers Leichnam auf den Dorfplatz geworfen und seine Tochter mitgenommen.«
    »Maite? Aber wieso …?« Asier schüttelte verständnislos den Kopf.
    Einer der alten Männer runzelte die Stirn und deutete mit dem Finger auf Okin. »Du sprichst, als wäre dies alles mitAbsicht geschehen. Die Asturier konnten aber doch gar nicht wissen, dass Danels Bruder bei uns Wache halten würde.«
    »Aber die Leute aus Guizora wussten es!«, brüllte Okin, als müsse er seiner Empörung Luft verschaffen. Seine Worte säten Misstrauen gegenüber dem Nachbardorf. Wenn er recht hatte, musste es dort einen Verräter geben, der es mit den Asturiern hielt.
    Einer der Alten nickte bedrückt. »Amets von Guizora war schon immer neidisch auf Iker. Außerdem ist er sein Vetter dritten Grades und entstammt wie er der Blutlinie der alten Häuptlinge.«
    Okin winkte verächtlich ab. »In seinen Adern fließt nicht mehr Häuptlingsblut als in meinen! Askaiz war immer das Zen trum unseres Stammes und wird es bleiben!«
    Beifälliges Murmeln und Kopfnicken antworteten ihm. Okin verschränkte die Arme vor der Brust und unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Wie es aussah, hatte er an diesem Tag drei Ziele mit einem einzigen Pfeil getroffen. Sein Schwager war tot, dessen Tochter eine Gefangene der Asturier, und der Ruf seines Rivalen Amets aus Guizora so ruiniert, dass niemand in Askaiz ihn als Anführer akzeptieren würde.

5.
     
    O
bwohl ihre Wangen von Ramiros Schlägen brannten und ihr die Trauer um den Vater schier das Herz abdrückte, biss Maite die Zähne zusammen. Sie war die Tochter eines Anführers und durfte weder Iker noch den Stamm enttäuschen. Daher prägte sie sich die wichtigsten Wegmarken ein, an denen die Truppe vorbeiritt, und schwor sich zu fliehen, sobald sich die Gelegenheit dafür bot. Zwar kannte sie die Gefahren, die einem Mädchen wie ihr drohten, aber die beeindruckten sienicht. Sie verschwendete auch keinen Gedanken an die Tatsache, wie viele Meilen die Asturier zwischen sich und ihr Heimatdorf legten. Nach Hause würde sie von überall her finden. Ihre Begleiter waren rauhe Krieger und kümmerten sich nicht mehr als nötig um sie. Gelegentlich reichte
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