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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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streichelte den Griff des Dolchs an seiner Hüfte. Erschauernd kehrte Mathew dem Paladin wieder den Rücken zu und beugte sich in seinem Sattel vor, entschieden, seine Gedanken sorgsamer im Zaum zu halten.
    Sie ritten bis zum späten Vormittag. Mathew hatte entdeckt, daß er in einen Halbschlaf versinken konnte, der es einem Teil seines Geists gestattete zu schlafen, während ein anderer Wache hielt, damit er nicht vom Kamel fiel. Er wußte, daß Zohra ihn aus den dunklen Augenwinkeln beobachtete, und verspürte kein Bedürfnis, den stechenden Schmerz ihrer Kamelgerte auf seinem Rücken zu verspüren.
    Sie durchschliefen die Tageshitze, und Khardan gestattete es ihnen, am frühen Abend zu ruhen, dann brachen sie wieder auf. Der Kalif wollte gegen Sonnenaufgang im Lager am Tel eintreffen.
    Ihr erster Blick auf das Nomadenlager war nicht sehr vielversprechend. Die vier standen oben auf einer großen Sanddüne, hinter ihnen die aufgehende Morgensonne. So konnte niemand im Lager sie erkennen, da von ihnen nur schwarze Silhouetten zu sehen waren, doch bewies Khardan durch sein ungeschütztes Auftreten, daß er keine feindliche Absichten hegte.
    Es sollte allerdings noch einige Zeit dauern, bevor irgend jemand sie bemerkte. Ein schlechtes Zeichen, dachte Mathew, als er mit ansah, wie Khardan immer grimmiger wurde. In der Mitte der Landschaf t befand sich der Tel, jener einsame Berg, der sich auf unerklärliche Weise plötzlich aus dem flachen Wüstenboden hob. Seine rote Oberfläche war von einigen braungrünen Flecken übersät – jene Kakteenart, die man als Rose des Propheten bezeichnete. Khardans Blick verharrte nachdenklich auf der Rose.
    Mathew kannte die Geschichte der Rose. Zohra hatte ihm erzählt, wie ihr Gott, Akhran, ihre von ihr verabscheute Ehelichung Khardans verkündet hatte, indem er erklärte, daß die beiden heiraten und ihre miteinander verfeindeten Stämme solange in Frieden zusammenleben müßten, bis die häßliche Kaktee zu blühen begann. Vielleicht war Khardan überrascht zu bemerken, daß die Pflanze noch Leben in sich hatte. Mathew jedenfalls schien es bemerkenswert, daß überhaupt irgend etwas in einer derart trostlosen und feindseligen Umgebung überleben konnte.
    Die Oase war beinahe ausgetrocknet. Wo sich früher ein kühles Gewässer befunden hatte, das von üppigem grünem Wuchs umgeben war, gab es jetzt nur noch eine große, schlammige Pfütze, einige wenige Palmen und hohes Wüstengras, die sich am Uferrand ans Leben klammerten. Eine Herde abgemagerter Kamele und eine noch kleinere Herde von Pferden waren in Wassernähe angepflockt.
    Das Lager selbst war in drei abgetrennte und unterschiedliche Gruppen geteilt. Mathew kannte die Farben von Khardans Stamm, der Akar, und er erkannte auch die Farben von Zohras Stamm, der Hrana. Doch die dritte Farbe sagte ihm nichts, bis er Khardan murmeln hörte: »Zeids Leute«, und er sah, wie Zohra stumm nickte. Die Zelte selbst waren armselige, provisorische Bauten, die ohne Ordnung oder Sorgfalt über den Sand verstreut dalagen. Und obwohl es früh am Morgen war und im Lager eigentlich emsiges Treiben hätte herrschen müssen, war niemand zu sehen.
    Keine Frauen, die sich trafen, um gemeinsam zum Brunnen zu gehen. Keine Kinder, die über den Sand liefen, die Ziegen zum Melken zusammentrieben und die Pferde zu Tränken führten. Endlich erblickten die vier einen einzelnen Mann, der sein Zelt verließ und sich mit hängenden Schultern zu den Tieren begab, um sich um sie zu kümmern. Er sah sich in seiner Umgebung um, mehr aus verzweifelter Langeweile, wie es schien. Seine Überraschung, sie über ihm auf der Düne stehen zu sehen, war offenkundig. Schreiend rannte er davon, auf das Zelt seines Scheichs zu.
    Khardan saß ab und führte sein Kamel die Düne hinunter, gefolgt von den anderen. Auda trat neben den Kalifen und wollte schon sein Schwert offen zur Schau stellen, doch Khardan legte dem Paladin die Hand auf den Arm.
    »Nein«, sagte er. »Das ist mein Volk. Sie werden dir nichts Böses tun. Du bist ein Gast in ihren Zelten.«
    »Nicht ich bin es, um den ich fürchte, Bruder«, erwiderte Auda, und Mathew erschauerte.
    Männer kamen herbeigelaufen, und als Khardan auf das Lager zuschritt, entfernte er langsam und bedächtig den Haik, der sein Gesicht verdeckte. Mathew hörte, wie alle die Luft einsogen.
    Khardan erreichte den Rand des Lagers. Die Männer standen in einer Reihe vor ihm, versperrten ihm den Weg. Niemand sagte etwas. Das einzige
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