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Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas

Titel: Die Rose des Propheten 6 - Das Buch Promenthas
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Schlangen fliehen.«
    Meryem würdigte ihn keiner Antwort, sondern nahm nur den Sack entgegen. Ihr eigener kalter Blick traf auf Feisals lodernde Augen. So wurde viel gesagt, aber nichts ausgesprochen. Es waren zwei Menschen, die einander zutiefst kannten, einander zutiefst mißtrauten und bereit waren, einander gnadenlos zu benutzen, um ihre Ziele zu erreichen.
    Wortlos verneigte Meryem sich und verließ Feisal.
    »Quars Segen sei mit dir, mein Kind«, murmelte er ihr nach.
    Sehr spät in dieser Nacht hallte ein leises Klopfen an der Tür der Behausung eines gewissen Muzaffahr, eines armen Händlers von Eisentöpfen, Kesseln und Spitzen, dessen Stand der schäbigste im ganzen Souk war. Seine ungeschickt hergestellten Gegenstände wurden nur von jenen gekauft, die ebenso arm waren wie er selbst und sich nichts Besseres leisten konnten. Servil und demütig wie er war, hob Muzaffhar beim Sprechen niemals den Blick.
    Doch jetzt war es ein sehr scharfsichtiger, kein serviler Muzaffahr, der durch die Fugen der Holztür des Eisenhändlerladens spähte. »Wie lautet das Paßwort?« fragte er mit erstaunlich fester Stimme.
    »Benario, Gebieter der Diebischen Hände und Schnellen Füße«, ertönte die Antwort.
    Die Tür ging auf, und eine in einen grünen Kaftan gekleidete und verschleierte Frau huschte über die Schwelle. Der Eisenwarenhändler schloß leise die Tür und führte die Frau, einen Finger an seine Lippen gelegt, in ein Hinterzimmer. Dort entzündete er eine Öllampe, um schließlich einen fadenscheinigen Teppich vom Boden beiseite werfend und eine Falltür zu öffnen, womit er eine Leiter freilegte, die in völlige Dunkelheit hinunterführte.
    Er deutete auf die Leiter. Mit einem Schütteln des Kopfs wich die Frau zurück, doch der Eisenwarenhändler deutete erneut darauf hin, diesmal gebieterisch. Nun warf die Frau ihm einen drohenden Blick aus ihren blauen Augen zu und machte sich langsam und umständlich an den Abstieg.
    Muzaffahr folgte ihr schnell und ließ über ihnen die Falltür wieder zugleiten. Unten angekommen, entzündete er eine weitere Lampe. Licht durchflutete den Raum. Die Frau sah sich in staunender Bewunderung um. Händereibend lächelte der Eisenwarenhändler stolz und verneigte sich mehrere Male.
    »Du wirst kein größeres Lager zwischen hier und Khandar finden, werte Dame. Und auch in Khandar gibt es nur sehr wenige«, fügte er bescheiden hinzu, »die über einen solch umfangreichen Warenbestand verfügen wie ich.«
    »Das glaube ich«, murmelte die Frau, und Muzaffahr grinste vor Freude über das Kompliment.
    »Darf ich nun fragen, was die gnädige Frau wünscht? Dolche, Messer? Ich habe viele aus eigener Herstellung und Entwicklung. Dieses hier…« Stolz hob er ein bösartig aussehendes Messer mit schartiger Klinge und einem Griff aus Menschenknochen hoch. »…wurde von dem Gott persönlich gesegnet. Oder vielleicht Gift – der Liebling hochwohlgeborener Damen?« Mit einer galanten Geste wies er auf mehrere in die höhlenartigen Wände des Raumes eingelassenen Regale. Krüge in allen erdenklichen Formen und Größen standen in sauberen Reihen darauf, jeder mit einem Etikett versehen. »Ich verfüge über Gifte, die binnen weniger Augenblicke töten und keine Spur im Körper des Opfers hinterlassen.«
    Meryem schwebte auf das Regal zu und las die Inschriften eines jeden Krugs mit dem Gehabe einer Kennerin. Ihr Blick heftete sich auf einen schweren Steinkrug, und der Eisenwarenhändler nickte. »Ich sehe, daß du eine Expertin bist. Das ist eine hervorragende Wahl. Es braucht dreißig Tage, um zu wirken. Das Opfer erleidet die ganze Zeit die gräßlichsten Qualen. Ideal für eine Rivalin um die Liebe deines Manns.« Er wollte gerade den Deckel heben, da schüttelte die Frau jedoch den Kopf und wandte sich ab.
    »Ah, meine Ringe. Dann geht es also nicht um eine Rivalin, sondern um einen Liebhaber? Ich kenne die Bedürfnisse von Frauen und weiß, wie sie vorzugsweise arbeiten. Ich bin ein einfühlsamer Mann, edle Dame. Laß mich deine Hand sehen. Schlanke Finger. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas so Kleines habe. Hier ist einer – ein Chrysoberyll in silberner Fassung. Und er funktioniert folgendermaßen…«
    Muzaffahr machte eine halbe Drehung mit dem Stein, wodurch eine winzige Nadel aus der Fassung hervorsprang. Die Spitze funkelte im Lampenlicht.
    »Wenn du den Finger einrollst, ragt die Spitze über den Knöchel hinaus und läßt sich leicht ins Fleisch bohren.« Der
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