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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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sie bis auf den Tod niederzuringen. Dann wären sie wenigstens ehrenvoll gestorben.
    Na ja, dachte Qannadi reumütig. Wenn Khardan tot sein sollte – was er gewiß ist, trotz des Argwohns des Imams –, wird die Seele des Kalifen schon bald ruhig genug schlafen, wenn sie mich ebenfalls fallen sieht. Und vielleicht wird seine Seele der meinen vergeben, denn ich werde den jüngeren Bruder retten, den der Nomadenprinz liebte – und wenn es das letzte ist, was ich tue.
    Jedenfalls werde ich es versuchen.
    Qannadi legte Achmed die Hand auf die Schulter, machte kehrt und schritt stumm neben dem jungen Mann aus dem Tempel.

5
    Als der Imam den Emir den Tempel verlassen sah, schien er es nicht zu bemerken oder weiter zu beachten, doch hatte er in Wirklichkeit schon mit äußerster Ungeduld darauf gewartet. Als sich die Seitentür hinter den beiden Männern geschlossen hatte, gestikulierte Feisal sofort einem der Unterpriester und sagte leise: »Du kannst sie jetzt vorführen.«
    Der Priester verneigte sich und ging davon.
    »Die Morgenaudienz ist beendet«, sagte Feisal laut, worauf unter den wartenden Bittstellern ein Gemurmel entstand. Niemand wagte es, die Stimme zum Protest zu erheben, doch alle waren darauf bedacht, daß die Soldatenpriester jedermanns Stellung in der Reihe behielten, und buhlten um Aufmerksamkeit. Die Priester ließen sich die Namen geben und trieben Quars Anhänger durch die Tür hinaus.
    Weitere Priester waren hinausgeeilt, um den auf den Stufen wartenden Bittstellern die Nachricht zu überbringen und die riesigen hölzernen Tempeltore zu schließen. Die schrillen Schreie bettelnder Kinder wallten durch die Luft, welche sich erboten, für ein paar Kupferstücke einen Platz in der Reihe der Bittsteller zu sichern. Begütertere Bürger nutzten dies, um den Tempel zu verlassen und sich mit einem Mittagsmahl zu stärken. Der ärmere Gläubige suchte sich soviel Schatten, wie er konnte, ohne seinen Platz in der Warteschlange preiszugeben, und kaute auf Brot herum, das er mit dem Wasser herunterspülte, das die Priester verteilten.
    Als die riesigen Tore dröhnten und den Lärm und das Tageslicht aussperrten, erhob sich Feisal von dem Saksulthron und streckte die Beine.
    Feisal trat auf den goldenen Widderkopf zu. Die Altarflamme glitzerte in den unbeweglichen Augen. Er vergewisserte sich, daß er allein war, und kniete vor dem Altar nieder, so dicht an der Flamme, daß er ihre Hitze auf seinem kahlgeschorenen Schädel spürte. Er hob den Kopf und sah zu dem Widder auf. Die Hitze der Kohlen hämmerte gegen seine Haut; Schweißperlen bildeten sich auf den Lippen und fuhren den dünnen Hals hinunter, befleckten das Gewand, das an seinem ausgemergelten Leib hing.
    »Quar, du bist mächtig. In deinem großen Namen haben wir das Land und das Volk von Bas erobert, haben seinen Gott ins Versteck getrieben, seine Statuen vernichtet, seinen Schatz genommen, den Glauben seiner Anhänger verkehrt! Der Reichtum dieser Städte mehrt noch deine Herrlichkeit! Alles ist so, wie wir es uns erträumten, wie wir es erhofften, wie wir es planten! Wie kommt es also, Hazrat Quar…« Feisal zögerte. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, rissigen Lippen. »Wie kommt es… wie kommt es… daß du dich fürchtest!« Die Worte platzten hervor – ein gedämpftes, erschrecktes Keuchen.
    Das Feuer flackerte, Flammen sprangen von den weißglühenden Kohlen empor. Sofort brach der Imam zusammen, verkrampfte den Körper wie im Schmerz. Vor dem Altar kauernd, bebte er vor Entsetzen. »Verzeih mir, Heiliger!« wiederholte er immer und immer wieder im Singsang, die dünnen Hände gefaltet. »Verzeih mir, verzeih mir…«
    Eine Stimme rief sanft seinen Namen. »Imam!« Als er den Blick hob, starrte er den Widder an, glaubte einen wirren Moment lang, daß er den Mund bewegt hätte. Doch die Stimme wiederholte sich, und der Priester begriff mit einem Stich der Enttäuschung, daß das Geräusch von hinten kam und daß es ein sterbliches Wesen war, das ihn gerufen hatte, nicht der Gott.
    Bebend stand er auf und blickte wütend auf jenen, der es gewagt hatte, sein Gebet zu unterbrechen. Sichtlich zitternd wich der junge Priester vor dem Zorn des Imams zurück. Die Frau, die ihn begleitete, war gleichermaßen von Entsetzen gepackt. Die blauen Augen über dem Schleier huschten wild umher, und sie begann sich wieder auf den Geheimgang zuzubewegen, durch den sie eingetreten waren.
    In himmlischer Ekstase begriff Feisal, daß er gar
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