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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands
Autoren: Karen Ranney
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beugte sich lachend zu ihr hinunter und küsste sie vor seiner Stiefmutter auf den Mund. Leitis versuchte, ihn wegzustoßen, aber er ließ sie erst los, als er den Kuss für beendet hielt, und keinen Moment früher.
    Als er sie schließlich freigab, war ihr schwindlig.
    »Willst du meine Frau werden, Leitis?«, fragte er zärtlich und setzte lächelnd hinzu: »War das jetzt deutlich genug?«
    Sie nickte strahlend.
    Er legte den Arm um ihre Schultern und wandte sich mit ihr Patricia zu. »Zwei Stunden müssten genügen.«
    »Ich werde die Kokette spielen. Vielleicht finde ich sogar Vergnügen daran.«
    Er küsste sie auf die Wange. »Ich danke dir.«
    Sie nahm seine Hand in ihre Hände. »Gib auf dich acht«, sagte sie liebevoll. »Und werde glücklich.« Mit einem Blick zu Leitis meinte sie: »Etwas sagt mir, dass du es
wirst.
Sie ist genauso halsstarrig wie du.«
    »Ich bin halsstarrig?«, spielte er den Erstaunten.
    »Er hatte schon als Junge seinen eigenen Kopf, meine Liebe«, sagte die Gräfin zu Leitis. »Dass er nicht unerträglich war, verdankte er nur seinem Charme.«
    »Ich bin nicht halsstarrig«, verwahrte er sich gegen die Behauptung seiner Stiefmutter.
    Patricia warf Leitis einen beredten Blick zu.
    Ian schüttelte den Kopf und sagte zu seinem Bruder: »Ich muss jetzt fort.«
    »Werde ich dich bald wiedersehen?«
    »Ja, bald.« Es war eine vage Antwort, aber David stellte sie offenbar zufrieden.
     
    Leitis nahm Ian bei der Hand und führte ihn aus dem Priorat hinaus, zu dem schmalen Landstreifen um Gilmuir, dorthin, wo sich verkrüppelte Stechginsterbüsche an die Abbruchkante klammerten.
    Beim vierten Busch nickte sie und drehte sich lächelnd zu Ian um. »Hier ist es.«
    Sie setzte sich hin, drehte sich um, ließ die Beine baumeln, im nächsten Moment war sie verschwunden. Er warf sich flach auf den Boden, griff, mit ihm bis zum Hals hinauf schlagendem Herzen nach ihr, und sein Kopf wäre beinahe an ihren geprallt, als sie im nächsten Moment wieder auftauchte.
    »Ich will dich nicht beleidigen, aber dieser Weg ist nur etwas für Ziegen«, sagte er.
    »So gefährlich ist er gar nicht. Bei Nacht oder während eines Unwetters würde ich ihn allerdings nicht gehen.«
    Wenn die Umstände es erforderten, würde sie auch das mit Bestimmtheit wagen, dachte er.
    Er ließ sich zu ihr auf das Gesims hinunter und stieß eine leise Verwünschung aus, als er sah, wie tief sie fallen könnten. Er fühlte sich wie vor einer Schlacht. Sein Magen krampfte vor Angst, wie kurz vor dem Signal zum Angriff.
    Langsam schob Leitis sich den Pfad entlang. Ian blieb dicht hinter ihr, sich wie sie mit einer Hand am Fels abstützend, um nicht zu fallen.
    Die Steilwand war geschichtet, braune, schwarze und gelegentlich weiße, glitzernde Schichten wechselten miteinander, der Pfad selbst war ein gelbliches mit kleinen Kieseln übersätes Granitgesims. Ian machte den Fehler, einem von ihnen mit den Augen auf seinem Weg zum See zu folgen, worauf sich sein Magen noch enger zusammenzog.
    Es war nicht der geeignete Moment, sich Sedgewicks Sturz in Erinnerung zu rufen. Und er durfte nicht daran denken, dass Leitis auf diesem Weg einst aus Gilmuir Castle geflohen war.
    »Ich bin nicht sicher, dass alle Leute aus dem Dorf diesen Weg gehen können, Leitis«, sagte er besorgt. »Wird er noch viel schmaler?«
    »Nein.« Sie schaute ihn über die Schulter an, und er wünschte inständig, sie würde mehr darauf achten, wohin sie ihre Füße setzte. »Manche werden sich bestimmt fürchten«, räumte sie ein. »Aber wir Schotten bewältigen alles.«
    Er lächelte.
    Auf der Hälfte stieg der Pfad steil an, und sie mussten sich ducken, um nicht von oben gesehen zu werden. Als er wieder leicht abfiel, blieb Leitis stehen und deutete nach oben. Gemeinsam spähten sie über die Abbruchkante.
    Im Fort herrschte lautstarker Trubel. Die einstige Ordnung und Reglementierung waren verschwunden. Männer campierten, Pferde liefen herum, und Kochfeuer brannten. Ian dachte an die Organisation der Flucht heute Abend.
    »Meinst du, deine Stiefmutter wird mit ihm zurechtkommen?«, fragte Leitis in seine Gedanken hinein.
    »General Westcott, meinst du?« Er lächelte. »Daran habe ich keinerlei Zweifel.«
    »Ich hatte leider keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen«, bedauerte sie.
    »Wolltest du ihr meine Geheimnisse entlocken? Dann muss ich ja dankbar sein, dass ihr euch nicht unterhalten konntet.« Er grinste sie an.
    »Ich
kenne
doch all deine Geheimnisse,
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