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Die Ringe des Tantalus

Die Ringe des Tantalus

Titel: Die Ringe des Tantalus
Autoren: Edmund Cooper
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Kwango hatte damals geglaubt, Conrad sei kein Gegner für ihn. Aber der Commander hatte durch seine unkonventionelle Spielweise Kurt das Konzept gründlich verdorben.
    »Nein, Kurt, geben Sie auf.«
    »Wovon reden Sie beide eigentlich?« wollte Lieutenant Smith wissen.
    »Von einem Spiel«, antwortete Kurt.
    »Von einem Kriegsspiel«, ergänzte Conrad.
     

 
5.
     
    Conrad überprüfte seine Ausrüstung: den Transceiver, das Lebenserhaltungssystem, die Rolle Nylonseil, das Elektrochronometer; Thermometer, Druckmesser, Düsentreibstoffanzeiger, Luftgemischindikator; alle Meßinstrumente, die sich auf einem dünnen Streifen Wolframstahl am linken Vorderarm seines Anzuges befanden; die Laserlampe.
    Zweitausend Meter Nylonseil befanden sich auf der Rolle. Sie waren bis zu einer Tonne belastbar. Das dünne Seil war seine Lebensversicherung für den Fall, daß die Düsen aussetzten oder er verletzt würde und auf die Santa Maria zurückgezogen werden mußte. Conrad befestigte das eine Ende des Seils an der äußeren Tür der Luftschleuse. Ein weißes Licht leuchtete auf und zeigte damit an, daß es sicher angebracht war.
    Conrad testete die Düsen. Sie funktionierten einwandfrei. Einige Sekunden lang steuerte er mit ihnen durch die Schleusenkammer, um sich wieder an diese Art der Fortbewegung zu gewöhnen, denn es war schon lange her, daß er sie zum letzten Mal getragen hatte. Aber im Grunde verhielt es sich damit nicht anders als mit dem archaischen Fahrradfahren, hatte man es einmal begriffen, verlernte man es nie wieder. Nach einigen Übungen war Conrad zufrieden und rief über Funk das Navigationsdeck.
    »Alle Systeme einwandfrei. Ich öffne nun die äußere Schleuse und laß mich rüberdüsen.«
    »Wir haben noch immer keine Reaktion erhalten«, meldete Kurt Kwango. »Das Ding dort drüben ist so tot wie eine Leiche. – Viel Glück, Boß.«
    »Danke.«
    »Passen Sie auf sich auf, James«, sagte Indira.
    Conrad freute sich darüber, daß sie ihn James genannt hatte.
    »Ich werde übervorsichtig sein«, versicherte er Indira und fügte dann sanfter hinzu: »Denken Sie nur an Applecross.« Applecross war der kleine Ort im schottischen Hochland, wo er mit ihr nach dem Kratos-Unternehmen Urlaub gemacht hatte.
    »Ich hatte schon befürchtet, Sie könnten es vergessen haben«, antwortete sie.
    »Aber wie sollte ich denn … Over und aus.«
    Conrad senkte den Luftdruck in der Schleuse und sah zu, wie sein Anzugsmeßgerät identisch mit dem schleuseneigenen den Abfall registrierte. Danach betätigte der Commander den Öffnungsmechanismus. Leicht glitt die Stahlplatte beiseite.
    Conrad schoß hinaus ins All. Er blickte sich um und sah die endlose Weite der Sterne, ein fernes, diamanthelles, wunderbares Meer. James Conrad war überzeugter Atheist, aber in solchen Momenten des Alleinseins im Kosmos verspürte er in sich immer wieder den sonderbaren Impuls, ein Gebet zu sprechen.
    Der Commander warf einen Blick zurück auf die Santa Maria, von der er sich bereits etliche hundert Meter entfernt hatte. Er vermied es dabei, in die Sonne Regulus zu schauen. Zwar bedeutete ein Blick auf den hellen Stern keine unmittelbare Gefahr für ihn, denn seine phototropische Sichtscheibe würde unverzüglich auf die Strahlung reagieren und sie erheblich dämpfen. Aber anschließend würde Conrad einige Augenblicke warten müssen, bis die Sicht durch das Visier wieder einwandfrei war. Und angesichts des fremden Schiffes konnte er es sich nicht erlauben, einige Sekunden lang nichts mehr sehen zu können.
    Conrad sah das Raumgefährt vor sich. Es war so riesig, daß er sich dagegen klein wie ein Insekt vorkam – wie eine winzige Mücke, die auf eine gewaltige, geheimnisvolle Masse zuflog. Wieder sah er zurück auf die Santa Maria. Auch sie war ihm einst als riesiges Schiff vorgekommen, doch nun wirkte sie im Vergleich zu dem fremden Raumer wie ein Spielzeug.
    Sonnenlicht traf auf das Nylonseil, das ihn mit seinem Schiff verband. Einen Augenblick lang fühlte er sich wie eine Spinne, die an einem besonders langen Faden hing. Dann verbannte Conrad solche schrulligen Ideen aus seinem Kopf und konzentrierte sich auf den fremden Raumer. Nur noch fünfhundert Meter trennten ihn von dem Schiff. Er versetzte sich kurz einen Gegenschub, um seine Geschwindigkeit zu vermindern. Conrad wollte sachte und langsam dort ankommen.
    Kwangos Stimme ertönte in seinem Helmfunk. »Wie geht’s voran, Boß?«
    »Ganz gut. Ich bremse eben ab, denn ich möchte auf gar
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