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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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…«
    Magister Adrion Lerch, ein entfernter Vetter Valeron Veits, hatte den Knaben Kimberon bei sich aufgenommen und ihn von seinem eigenen, bescheidenen Sold und dem wenigen aufgezogen, was dem Jungen noch von den Besitztümern der Eltern geblieben war. So war der kleine, sanftmütige Kim gewissermaßen im Museum aufgewachsen, hatte kluge Fragen gestellt und den Antworten der Gehilfen geduldig zugehört. Dabei war dem Magister aufgefallen, dass der Junge nicht nur mit Sanftmut, sondern auch mit einer ganz eigenen Hartnäckigkeit ausgestattet war, weil er immer alles ganz genau wissen wollte und nicht aufgab, bis eine Frage zu seiner Zufriedenheit beantwortet war. Als Kim lesen gelernt hatte, suchte er selbst die Antworten auf seine Fragen. Und dann kam der Augenblick, da er die Sprache der Großen lernen wollte, weil manche Antworten nur in den Schriften der Menschen zu finden waren, die er nicht entziffern konnte. So kam Kim mit der Gemeinsamen Sprache in Berührung, in der sich Zwerge, Elben und selbst die Dunkelelben neben ihren eigenen Zungen verständigten. Mit viel Energie hatte Kim sich an das Erlernen dieser Sprache gemacht und beherrschte diese bereits nach kaum einem Jahr so weit, dass er sie flüssig zu lesen verstand. Endlich konnte er die Folianten des Großen Volkes studieren, in denen über die gemeinsame Geschichte berichtet wurde. Und mit allem, was er lernte, wuchs sein Hunger nach Wissen.
    Dann hatte sein Ziehvater und Mentor von der großen Universität zu Allathurion gesprochen, dem Ort der Gelehrsamkeit jenseits des Sichelgebirges. Das war die Saat des Magisters Adrion gewesen, und sie war aufgegangen. Gewöhnlich hätte das Studium an dieser altehrwürdigen Lehrstätte die finanziellen Möglichkeiten einer Fischerfamilie aus Eldermünde weit überstiegen. Doch die Bürger von Aldswick hatten den Opfermut des Vaters am Sohn abgegolten und es dem jungen Kimberon ermöglicht, im Reich des Großen Volkes, der Menschen, Geschichtswissenschaften zu studieren.
    »Seltsames Ffolk, sage ich«, wiederholte der dicke Kaufmann. »Was kann schon Gutes dabei herauskommen, wenn einer im Ausland studiert! Es wäre für ganz Elderland das beste, wenn Gevatter Lerch einen anderen Nachfolger bestimmen würde; einen, der sein Wissen auf ehrliche Art in Elderland erworben hat. Nicht an einer Schule des Großen Volkes, die ohnehin nichts Nützliches vermittelt.«
    »Ihr denkt wohl an Euren Sohn Karlo?« Der Ratsschreiber konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen.
    »Papperlapapp! Darum geht es doch gar nicht.« In der Tat hatte der Ratsschreiber einen wunden Punkt in Marts Tiraden berührt. Der Kaufherr hatte, wie jedermann wusste, seinen Sohn ebenfalls nach Süden schicken wollen, auf die Handelsschule, und an Geld hätte es dazu nicht gemangelt. Doch Geld allein genügt nicht immer. Wie aus gewöhnlich wohlunterrichteten Kreisen verlautete, war die Aufnahme des Knaben eher an geistigen als an finanziellen Beschränkungen gescheitert.
    Kimberon jedenfalls hatte sein Studium erfolgreich mit dem Baccalaureat abgeschlossen, als ihn der Ruf ereilte, dass eine neue Aufgabe in Aldswick ihn erwarte. Neben der Leitung des Museums sollte Kim hier seine Magisterarbeit verfassen, um damit endgültig in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten.
    »Ich glaube, Ihr urteilt vorschnell«, kam eine Stimme aus dem Hintergrund. »Es gibt viele Gefahren, die von außerhalb in unsere kleine Welt drängen, und es ist gut, jemanden im Rat zu haben, der schon einmal einen Blick über den Rand seines Bierkruges gewagt hat.«
    Marts Blick suchte den Sprecher und fand ihn in einem Schuhmacher, der, Kleidung und Zunftzeichen nach zu urteilen, aus Eldermünde stammte und wohl nur wegen des Jahrmarktes gekommen war.
    Der reiche Kaufmann musterte den Handwerker von der Küste herablassend und ließ ihn die volle Verachtung des wohlhabenden und einflussreichen Großstädters spüren.
    »Was wisst Ihr schon?«, schnaubte er. »Ihr seid ja selber ein halber Ausländer!«
    »Und was ist mit dem Magister?« Der Mann aus Eldermünde ließ sich nicht provozieren. »Hat er nicht auch im Ausland studiert? Und ist er nicht auch –«
    »Das«, fiel Mart dem Schreiber ins Wort und richtete seine fünf Ffuß zur vollen imposanten Größe auf, und es schien fast so, als streckten sich auch die Spitzen seiner Ohren besonders gerade empor, »ist doch etwas ganz anderes! Das waren andere Zeiten. Und Adrion Lerch war bereits ein reifer Mann, als er an
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