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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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und erforderte harte Arbeit, sodass das Ffolk zu Recht stolz auf seine Leistungen war.
    Von daher war es nicht verwunderlich, dass neben dem Juncker von Gurick-auf-den-Höhen und dem Bürgermeister von Ander sowie dem Pastor, der in der Kirk von Eldermünde, und der Godin, die im Heiligtum zu Winder den Gottesdienst versah, auch der Kustos des Ffolksmuseums dem »Rat von Elderland« angehörte, einem Gremium, das in Notzeiten so etwas wie die Regierung der Provinz darstellte. Denn offiziell war Elderland eine Provinz des Großen Imperiums, wenngleich sich seit undenklichen Zeiten kein Offizialer des Reiches mehr in diesem entlegenen Winkel hatte sehen lassen.
    Im Allgemeinen gab es wenig für den Rat zu tun. Streitigkeiten entschieden in der Regel die örtlichen Gutsbesitzer oder die Obleute der Gilden nach Brauch und Sitte. Was also für Aufsehen sorgte, war weniger die Frage, ob einer in so jugendlichem Alter wie Kimberon Veit die Last eines hohen Amtes überhaupt tragen könne, als vielmehr die Tatsache, dass das Ffolk jeder Art von Veränderungen grundsätzlich abhold war.
    Jene Liebe zum Althergebrachten indes war bei den meisten Ffolksleuten gepaart mit einer geradezu widersinnigen Gier nach Neuigkeiten und einer unstillbaren Neigung zu Klatsch und Tratsch.
    Insbesondere in den Gasthäusern, in denen die wichtigen Persönlichkeiten verkehrten, war die Wahl des Kustos umstrittener als in den Vierteln der einfachen Handwerker und Kaufleute, wo sich die Leute an den Vater Kimberons erinnern konnten, der lange Jahre Obmann der Fischergilde von Eldermünde gewesen war und viel Kluges gesagt und viel Gutes getan hatte. Doch das Schicksal hatte es gewollt, dass Kimberons Eltern bei der großen Winterflut von 760 umgekommen waren, als plötzlich einsetzendes Tauwetter und tagelange Regenfälle Ander und Elder, die beiden Flüsse, an deren Zusammenfluss die Stadt Aldswick liegt, in reißende Bestien verwandelt hatten, deren Klauen die schmutzigen braunen Fluten und deren Fänge das mitgerissene Treibgut waren. Vereint hatten Wasser und Unrat Brücken und Dämme zerschmettert, desgleichen Teile der Stadtmauer und der angrenzenden Lagerhallen und Häuser. Damals waren die Fischer von Eldermünde unter Anführung Valeron Veits den Bürgern von Aldswick zu Hilfe gekommen und hatten manchen mit ihren Booten aus den umspülten Häusern herausgeholt, oft unter Einsatz ihres Lebens. Und Valeron und seine junge Frau hatten ihren unermüdlichen Einsatz tatsächlich mit dem Leben bezahlt, als ihr Kahn in den aufgewühlten Ruten kenterte. Dass der kleine Kimberon davongekommen war, verdankte er nur der Tatsache, dass man ihn mit den anderen Kindern rechtzeitig nach Gurick-auf-den-Höhen in Sicherheit gebracht hatte.
    »Trotzdem«, ließ sich Gevatter Mart Kreuchauff vernehmen, ein mächtiger Kaufherr, der ein großes Stadthaus am Marktplatz, gegenüber vom Rathaus, und ein prächtiges Landgut sein eigen nennen durfte. »Er ist keiner von uns, sondern ein Emporkömmling von der Küste. Da hat es immer schon merkwürdiges Ffolk gegeben. Sie fahren mit Schiffen aufs Meer, wo seltsame Dinge ihr Unwesen treiben, Ungeheuer und Dunkelelben und was weiß ich.«
    Er nahm einen Zug aus seinem großen Maßkrug, der nur ihm persönlich gereicht werden durfte, am Ehrentisch der bedeutenden Bürger in der ›Schenke zum Goldenen Pflug‹, welche zur linken Hand seines Hauses am Marktplatz lag und, wie Mart immer sagte, den halben Weg zum Ratssaal bildete. Im ›Pflug‹ trafen sich die betuchten und bedeutenden Bürger und solche, die dafür gehalten werden wollten. Unten in der Schwemme saßen viele der Arbeiter und auch manch einer der Bediensteten der Stadthäuser nach getaner Arbeit. Aber um in der Schankstube zu sitzen, musste man schon sein Auskommen finden; denn hier oben waren die Preise für viele des Ffolks so hoch wie der Glockenturm am Rathaus. Und so kam es, dass bisher nur die wenigsten in den Genuss jenes dunklen Starckbiers gekommen waren, für das der ›Pflug‹ berühmt war; denn in der Schwemme gab es nur ein Äl, das nicht halb so gut war wie das schwarzbraune Bier hier oben.
    »Er stammt aus einer angesehenen Familie«, entgegnete ihm Kersten Hüfner, der Ratsschreiber. »Es heißt, die Veits hätten zu den ersten Familien gehört, die seinerzeit über den Steig ins Elderland gezogen sind. Sie sind mit vielen namhaften Familien versippt, sogar mit Juncker Finck von Gurick-auf-den-Höhen und natürlich mit Magister Adrion
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