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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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seufzte und deutete mit einer müden Handbewegung auf den Schirm.
    »Ich sage es ja nicht, Chris«, erinnerte er den Professor. »Die Zahlen tun es. Hier sind die Tatsachen – überprüfen Sie sie.« Hunt beugte sich nach vorn und legte den Kopf zur Seite. Gleichzeitig verzog er sein Gesicht und setzte eine Miene auf, als sei ihm ein plötzlicher Gedanke durch den Kopf geschossen. » Was sagten Sie doch gleich wieder vor einer Minute über Leute, die sich Beweise zusammenschustern, um die Antworten zu untermauern, von denen sie längst überzeugt sind?« fragte er.

2
     
     
    Im Alter von elf Jahren war Victor Hunt aus dem Tollhaus im Londoner East End gezogen, in dem seine Familie lebte, und zu einem Onkel und einer Tante nach Worcester übergesiedelt. Sein Onkel – aus der Art der Familie Hunt geschlagen – arbeitete als Planungsingenieur in den nahegelegenen Laboratorien eines führenden Computerherstellers, und unter seiner geduldigen Anleitung waren dem Jungen die Aufregungen und Mysterien der Welt der Elektronik eröffnet worden.
    Eine Weile später veranlaßten den jungen Victor seine frisch entdeckte Faszination an den Gesetzen der formalen Logik und den Techniken elektronischer Schaltplanentwürfe dazu, seinen ersten praktischen Test durchzuführen. Er entwarf und baute einen festverdrahteten Spezialprozessor, der eine Zahl von eins bis sieben anzeigte und damit einen zugeordneten Wochentag benannte, nachdem er alle Daten seit der Einführung des Gregorianischen Kalenders im Jahre 1582 gespeichert hatte. Als er atemlos vor Erwartung zum erstenmal die Apparatur in Gang setzte, rührte sich nichts. Es stellte sich heraus, daß er eine Kapazitätsdiode verkehrt herum angeschlossen und damit die Stromversorgung kurzgeschlossen hatte.
    Diese Erfahrung lehrte ihn zwei Dinge: Die meisten Probleme haben einfache Lösungen, wenn man sie nur von der rechten Seite her betrachtet, und die Freude über den letztendlichen Erfolg rechtfertigt alle Anstrengungen. Sie diente auch der Verstärkung seines intuitiven Verständnisses von der Notwendigkeit eines Tests als dem einzigen probaten Mittel zur Tauglichkeitsüberprüfung einer guten Idee. Als ihn seine weitere Ausbildung aus dem Bereich der Elektronik zur mathematischen Physik und von da zur Nukleonik führte, wurden diese Grundlagen zu Fundamenten seiner fortwährenden geistigen Höhenflüge. In fast dreißigjähriger Tätigkeit hatte er niemals seine Hingabe an die letzten Minuten wachsender Spannung verloren, die sich einstellte, wenn das entscheidende Experiment vorbereitet war und der Augenblick der Wahrheit näherrückte.
    Auch jetzt durchströmte ihn erneut dieses Gefühl, als er Vincent Carizan beobachtete, der noch einige letzte Korrekturen an den Reglern der Endstufe vornahm. Die Attraktion des heutigen Morgens im elektronischen Hauptlabor in der Pithead Base stellte ein Ausrüstungsgegenstand aus dem Schiff der Ganymeder dar. Er war in etwa von zylindrischen Ausmaßen, von der Größe eines Ölfasses und schien ziemlich simple Funktionen auszuüben, da er lediglich über wenige Ein- und Ausgangsbuchsen verfügte; offenbar handelte es sich eher um irgendein eigenständiges Gerät als um einen Baustein in einem größeren und komplexen System.
    Dennoch war seine Funktion alles andere als einleuchtend. Die Ingenieure auf Pithead hatten geschlossen, daß es sich bei den Buchsen um Stromaufnahmekontakte handelte. Ausgehend von einer Analyse des verwendeten Isolierungsmaterials, der Spannungsmessung und der Schutzkontakte sowie der Schaltkreise und der Filteranordnung hatte man die Stärke der notwendigen Stromversorgung kalkuliert, welche nötig war, um das Gerät in Betrieb zu setzen. So hatte man eine passende Anzahl von Umformern und Frequenzkonvertern aufgebaut. Heute war der Tag gekommen, an dem das Gerät eingeschaltet werden sollte, um zu sehen, was sich ereignen würde.
    Neben Hunt und Carizan waren zwei weitere Ingenieure im Labor anwesend, welche die Meßinstrumente überwachen sollten, die man zur Auswertung des Experiments aufgebaut hatte. Frank Towers beobachtete Carizans befriedigtes Kopfnicken, als er von der Schaltkonsole zurücktrat und fragte: »Alles klar zur Überladungskontrolle?«
    »Klaro«, antwortete Carizan. »Geben Sie ihm Saft.« Towers betätigte einen Schalter auf einer anderen Konsole. Ein scharfes ›Klank‹ wurde unmittelbar darauf vernehmlich, als eine Sicherung irgendwo im Rack hinter der Konsole rausflog.
    Sam Mullen, der
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